piwik no script img

Rechtsverbindliche E-MailsPost erfindet elektronischen Brief

Ab sofort können Kunden per Post rechtsverbindliche E-Mails verschicken - für 55 Cent. Aus Sicht der Gewerkschaft Ver.di birgt das Modell Chancen und Risiken.

E-Brief mit zwei Varianten: Deutsche Post. Bild: dpa

BERLIN tazDie Deutsche Post AG bietet ab sofort rechtsverbindliche E-Mails an, und zwar mit dem sogenannten E-Postbrief. Der elektronische Brief kostet 55 Cent, so viel wie der Papierbrief. Das gab die Post am Mittwoch bekannt. "Wir machen sichere Schriftkommunikation im Internet für jedermann möglich - das ist eine Revolution", so Postchef Frank Appel. Mit dem E-Postbrief könnten Privatpersonen, Unternehmen und Verwaltungen sicher im Internet miteinander kommunizieren.

Der elektronische Brief funktioniert so: Benutzer müssen sich auf dem Postportal www.epost.de registrieren und dort eine Adresse anlegen. Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein, einen Hauptwohnsitz in Deutschland haben sowie über einen internetfähigen Rechner und ein Mobilfunktelefon im deutschen Netz verfügen. Für die Erstanmeldung ist eine Identifikation in einer Postfiliale notwendig, wo Kunden einen Personalausweis vorlegen müssen.

Um einen elektronischen Brief zu versenden, müssen Kunden eine Transaktionsnummer eingeben - ähnlich wie bei Geldüberweisungen im Internet. Die Kunden bekommen ihre Transaktionsnummer direkt auf ihr Handy geschickt, wenn sie sie brauchen; das soll die Sicherheit erhöhen. Alle E-Briefe werden verschlüsselt übermittelt.

Den E-Brief gibt es in zwei Varianten: Er kann als E-Mail beim Empfänger ankommen, oder er kann, zunächst elektronisch versandt, als Brief in Papierform beim Empfänger landen. In diesem Fall übernimmt die Post das Ausdrucken und Zustellen; der Preis bleibt der gleiche. Diese Variante könnte für Behörden und Unternehmen interessant sein, die so Kosten ihres Briefversandes reduzieren können.

Für die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di birgt der elektronische Brief Chancen und Risiken. Einerseits könnten sich mit ihm Rationalisierungspotenziale ergeben, sagte Ver.di-Sprecher Jan Jurczyk der taz. Andererseits sei schwer vorherzusagen, wie sich das Aufkommen von Geschäfts- und Werbepost entwickele. "Werber legen Wert darauf, dass Kunden ihre Botschaft nicht einfach wegklicken können."

Die Linksfraktion im Bundestag sieht in dem neuen Angebot der Post auch Gefahren. "Nicht jeder kann es sich leisten, technisch immer auf dem neuesten Stand zu sein", sagte die Linke-Verbraucherexpertin Caren Lay der taz. Es müsse gewährleistet sein, dass kein Verbraucher von der Kommunikation abgeschnitten werde. "Wir werden auch beobachten, ob versteckte Preiserhöhungen für die Offlinevayriante mit dem neuen Angebot verbunden sind."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

15 Kommentare

 / 
  • K
    Kara

    Ich finde einzig die Funktion, ein Email als Papierbrief zustellen zu lassen super.

    Und das ohne Aufschlag für nur 55 Cent.

    Wenn ich mal wieder außerhalb Deutschlands unterwegs bin, kann ich meiner altern Mutter, die nicht im Netzt ist und das auch nie seien wird, von überall schnell, zuverlässig und preiswert einen Email-Papier-Brief in ihren Briefkasten bringen lassen. Und wenn das auch noch mit ausgedruckten Fotos geht, doppelt super.

     

    Mit dem alten ePost-System habe ich das nie zum laufen gebracht. Schade.

    Wenn ich mich richtig erinnere, scheiterte es damals am Bezahlungssystem. Für jeden einzelnen Brief sollte es eine Abbuchung geben, was damals viel zu teuer war. Ein Prepaidangebot hat damals die Post leider nicht erfunden, was aus heutiger sich nahe liegend und für damals sicher bahnbrechend gewesen wäre. - Lag das an den beamteten Postlern, die sich so was sicher nicht vorstellen konnten. Oder?

  • P
    Postgläubiger

    55 Cent für eine Mail! Für wie wie blöd werden wir gehalten?

     

    Big Brother is watching you:

    Es wird immer krasser:

    Jeder Mailbrief kann/wird gescannt werden, muß gespeichert werden.

     

    Datenmißbrauch gab es schon immer: Telekom etc.

    Sobald nichtstaatliche Dienstleister als Subunternehmer im Boot sind es mit dem Datenschutz zu Ende!

     

    Briefverkehr geht niemand etwas an!

  • F
    Flo

    Hm warum finden so viele Leute die ePost so lächerlich? Wenn die Briefe dann wirklich ausgedruckt und zugestellt werden, find ich die Sache super! So kann ich bequem vom Computer aus mein Konto bei der Postbank kündigen, ohne den Mist beim Späti für 20 Cent auszudrucken (bin armer Student und hab keinen Drucker) und zum Briefkasten bringen zu müssen.

  • R
    Rene

    Die Darstellung der " Rechtsverbindlichkeit" ist bei der Post und dessen Produkt ePost nicht gegeben, das ist eine Unwahrheit. Das einzige rechtsverbindliche System ist DeMail welches alle Anbeiter zwingt über das BSI entsprechend zertifiziert und geprüft zu sein.

  • H
    Hiob

    "Post erfindet elektronischen Brief"

     

    Diese Aussage ist schlicht und einfach falsch!

    Bereits zwischen 2000-2005 gab es die ePost und wird nun unter dem gleichen Namen recycled.

     

    Soll das neue Projekt wieder so schnell in der Versenkung verschwinden wie beim letzten mal?

     

    Mehr dazu in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/EPost_(Markenname)

  • T
    Tobias

    Toll! Die Post erfindet die E-Mail. Gratulation. Als ich gestern einen Prospekt zum "neuen" e-Brief im Postkasten hatte musste ich lachen. Eine E-Mail für 55 cent. Coole Sache.

    Auch wenn diese Mail dann angeblich sicherer ist und wohl vrbindlich, so kann ich mir doch nicht vorstellen, dass dieses Modell erfolgreich sein soll. Für die normale Kommunikation unter Unternehmen ist das völlig unattraktiv, zumal ja die meisten Verträge doch in Papierform sind und normal per Post geschickt werden. Da von einer Revolution zu sprechen, wie es der Postchef macht, ist lächerlich. Die Post hat einfach vor vielen, vielen Jahren einen der wichtigsten Markttrends verpasst. Weg vom Brief hin zur E-Mail. Dieser Markt ist aber mittlerweile durch allerhand Anbieter gesättigt. Daher glaube ich nicht, dass ein solches Me-too-Produkt auf dem Markt erfolgreich sein wird.

  • J
    Jörg

    Ich verstehe nicht, warum alle jetzt mit DE-Mail und elektronischem Brief sichere Kommunikation erfinden wollen. Die gibt es doch längst. Wenn ich meine Emails verschlüssele, ist das sicher, ich kann aber trotzdem auch anonym bleiben. Warum muss ich dann auf einen externen Anbieter zurückgreifen (Post, Telekom etc.), der eventuell Datenschutzprobleme hat oder mich sogar ausspionieren will (Staat)? Und bei der Post müsste ich sogar noch Geld dafür bezahlen. So ganz erschließt sich mir der Mehrwehrt nicht.

  • J
    Jussuf

    Wahnsinnspreis... komplette Logistik und fast alle Umweltverschmutzungsfaktoren beiseite.. die nebenbei alle horrendes Geld kosten.. welche Investitionssummen da auch dahinter stehen: es stehen satte Gewinne an - und das für ein reines Trittbrettfahrerding.. scheitert ;-)

  • P
    Postgeheimnis

    Oh Mein Gott! Das dümmste aller Zeiten. Leute, macht da ja nicht mit :-D

  • SH
    Sensios Halbar

    Rechtsverbindlich müsste passen. Da die Mails bei der Post gehostet werden, kann eine Veränderung durch die Nutzer verhindert werden.

    Zudem würde sich die Post ins eigene Fleisch schneiden, wenn ihr neues Verfahren nicht mit dem rechtsverbindlichen System DEmail konkurrieren könnte. Dieses ist als rein elektronische Post im Übrigen günstiger (zumindest bei web.de) als das Postangebot.

  • O
    ohno

    Wow! Die Post erfindet verschlüsselte und signierte E-Mails - nur 20 Jahre nach der Erfindung von PGP und satte 30 Jahre nach Entwicklung von RSA.

     

    Ja sag mal - wollen die uns verarschen?

  • S
    simson

    Schade dass im Artikel kein Verweis auf die De-Mail Initiative statt findet, denn ganz so revolutionär ist diese Idee auch nicht...!

    Etwas mehr Hintergründe (berechtigt kritisch, was ich im Artikel sehr vermisse) findet sich z.B. hier: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Rechtssichere-Buerger-E-Post-De-Mail-Besonderheiten-und-Fallstricke-1037231.html

  • HE
    Herr Eding

    Vorsicht! Die ePost gibt es schon sehr lange. Gemeint ist hier die DE-Mail. Nicht die Post hat es erfunden, sondern eine Reihe an Unternehmen waren an der Entwicklung beteiligt, u.a. Deutsche Telekom AG und United Internet. Gmx bietet diesen Dienst neben der DTAG auch seit kurzem an.

  • R
    reblek

    "Gewerkschaft Ver.di" Warum fällt es der schreibenden Zunft durch die Bank so schwer, die Gewerkschaft bei dem Namen zu schreiben, den sie sich gegeben hat? Der lautet: ver.di.

  • GG
    Gernot Griese

    Vorsicht: Ich sehe auf der Internetseite der Post nur das Wort "verbindlich", nicht "rechtsverbindlich", das dürfte seinen Grund haben.