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Etablierte Rechtsextreme in AnklamDie Stadt ohne Zeugen

In Anklam herrscht Angst vor den Rechten. Viele Bürger wären froh, wenn die Stadt ihr braunes Image los würde, doch sie scheuen das offene Engagement.

Die NPD nennt Anklam einen "nationalen Leuchtturm". Bild: DWerner / photocase.com

ANKLAM taz | Es war ein sonniger Samstagmorgen im Juli, als der Bürgermeister seine Stadt nicht wiedererkannte. Über Nacht war sie gesäubert worden von allen Zeichen des Protests. Und zwar gründlich. Das große Banner am Rathausbalkon - verschwunden. Knapp 200 Plakate - abgehängt. Sechs Großaufsteller an den Zufahrtsstraßen - zerstört. Ein Transparent am Stadttor - mit Farbbeuteln beworfen.

Sogar direkt vor dem Eingang der Polizeidirektion war ein Plakat gestohlen worden. "Angeblich alles unbemerkt", sagt Bürgermeister Michael Galander spitz. Soll er das glauben? "Da müsste ja ein Beamter mit dem Kopf auf der Theke geschlafen haben!"

Mehrere tausend Euro hatte die Stadtverwaltung ausgegeben, damit die NPD bei ihrer Demonstration an diesem letzten Julitag von einer Mahnung begleitet würde: "Kein Ort für Neonazis in Anklam". So stand es auf all den gelben Schildern. Doch nun hatten die Neonazis über Nacht das Gegenteil bewiesen.

Niemand hat was gesehen

Der Bürgermeister bemüht sich um einen sachlichen Ton. Es fällt ihm schwer. Als er im Juli bei Anklamer Einzelhändlern anfragte, ob sie eines der Protestplakate in ihr Schaufenster kleben würden, antworteten ihm selbst Geschäftsleute, die im Kommunalparlament aktiv sind: "Nur, wenn's alle aufhängen." Die Demokraten, berichtet Galander, hätten um ihre Schaufensterscheiben gefürchtet. Als der Bürgermeister das Banner gegen rechts am Rathaus aufspannte, half ihm eine Angestellte der Stadtverwaltung. Eine "wirklich engagierte Frau", versichert er. Aber um keinen Preis habe sie auf einem Foto von der Aktion in der Lokalzeitung zu sehen sein wollen - aus Sorge um ihre Familie. "Das kann doch nicht der Weg sein", sagt der Bürgermeister. "Das signalisiert doch der NPD nur: Ihr habt hier die Macht!"

Drei Strafanzeigen hat er erstattet, er hat an die Einwohner appelliert, der Polizei wenigstens anonym Hinweise auf die Täter zu liefern. Nichts ist passiert. Außer, dass Rechtsextreme im Internet höhnten: "Engagierte Bürger" hätten binnen wenigen Stunden "nahezu alle Hinterlassenschaften der demokratischen Provokation" in Anklam erfolgreich entfernt! Eine regionale Neonazi-Plattform stellte sogar ein Erinnerungsfoto jenes Banners ins Netz, das der Bürgermeister am Rathausbalkon gehisst hatte. Auf dem Schnappschuss brennt es lichterloh.

Zwei Monate sind seither vergangen. In der Stadt kursiert das Gerücht, in der Nacht vor dem NPD-Aufmarsch seien zwei Neonazi-Trupps durch Anklam gezogen, jeweils vier junge Leute hätten die Plakate von den Laternenmasten geholt, bewacht von Kumpels mit Baseballschlägern. Bewiesen ist das nicht. Denn bei der Polizei hat sich bis heute kein einziger Zeuge des nächtlichen Beutezugs gemeldet.

Rechter Trend

4. Oktober 2000: Bundeskanzler Gerhard Schröder tritt nach einem spontanen Besuch der Düsseldorfer Synagoge vor die Kameras, er appelliert an sein Land: "Wegschauen ist nicht mehr erlaubt. Wir brauchen einen Aufstand der Anständigen." Sein Aufruf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit geht um die Welt. Wenige Stunden zuvor waren Brandsätze auf den Eingang der Synagoge geflogen. Eine Tat, die auch deshalb viel Aufsehen erregt, weil in den Monaten zuvor eine Reihe anderer Anschläge und Überfälle das Land erschüttert hat: Im Juni 2000 traten Neonazis in Dessau den Mosambikaner Alberto Adriano zu Tode. Im Juli 2000 wurden bei einem Sprengstoffanschlag an einer S-Bahn-Haltestelle in Düsseldorf jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion lebensgefährlich verletzt. Dieser Vorfall ist bis heute nicht aufgeklärt worden. Und den Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge haben - entgegen ersten Vermutungen - nicht Rechtsextreme begangen, sondern zwei junge arabische Einwanderer. Im Oktober 2000 aber gelten die drei Taten als Indizien für einen besorgniserregenden Trend: die wachsende Gefahr von rechts.

Das Ermittlungsverfahren werde vermutlich eingestellt, sagt der Polizeisprecher. Dann will er noch etwas zu dem Plakatklau vor der Polizeiwache loswerden: Bei der Anklamer Polizei, versichert er, habe niemand weggeschaut. Bloß seien nachts vor den Fenstern immer die Jalousien zugezogen. Und für die Bewachung des Polizeigebäudes sei außerdem ein privater Pförtnerdienst zuständig. Eine Sparmaßnahme.

So ist das in Anklam, 13.000 Einwohner, knapp 200 Kilometer nordöstlich von Berlin. Der "Aufstand der Anständigen", den Bundeskanzler Gerhard Schröder vor zehn Jahren forderte, hier ist er ausgefallen. Längst werben in Mecklenburg-Vorpommern die Rechtsextremen mit seiner Parole für ihre Rebellion gegen das "System". "Aufstand der Anständigen" heißt eine Rechtsrock-Ballade, die seit Monaten auf der Internetseite des NPD-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern prominent platziert ist.

In Deutschland findet man dutzende Orte, wo Neonazis auf wenig Widerstand stoßen. Aber in kaum einer Stadt gehört Rechtsextremismus inzwischen so selbstverständlich zum Alltag wie hier. Die NPD nennt die Stadt einen "nationalen Leuchtturm".

Als Michael Andrejewski vor sieben Jahren aus dem Westen nach Anklam kam, war er arbeitslos und bezog Sozialhilfe. Heute kann der Jurist gut leben von rechtsextremer Politik. Im Sommer 2009 zog Andrejewski für die NPD bereits zum zweiten Mal in den Stadtrat ein. Auch im Kreistag Ostvorpommern ist er wieder vertreten. Und seit 2006 sitzt der NPD-Politiker obendrein im Schweriner Landtag. Er betreibt ein Bürgerbüro in Anklam, auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Marktplatz. Dort lädt er montags zur kostenlosen Hartz-IV-Beratung.

Das Gebäude, früher ein Supermarkt, haben Neonazis 2007 bei einer Zwangsversteigerung erworben. Im gleichen Jahr kaufte ein Rechtsextremer auch eine leer stehende Backfabrik hinter dem Stadtpark. Mehrmals im Jahr geben Neonazis den Anklamer Boten heraus, ein Gratisblatt, vier Seiten, Farbdruck, verteilen es an tausende Haushalte. Im Einkaufszentrum am Marktplatz gehört rechtsextreme Presse zum Standardsortiment. "National-Zeitung hab ick, is nur grad ausverkauft", ruft die Kioskverkäuferin freundlich. "Kommt Freitag wieder rein!" Eine Studie des Sozialforschers Wilhelm Heitmeyer über Anklam ergab: 34 Prozent der Einwohner halten die NPD mittlerweile für eine ganz normale Partei. Und von den anderen 66 Prozent machen sich viele lieber unsichtbar.

Die heruntergekommene Backfabrik hat neue Fenster bekommen. Drinnen wird gehämmert, auf dem Hof ist ein Baufahrzeug im Einsatz. Was haben die Rechtsextremen vor mit dem Gelände?

Vom Ärztehaus auf der anderen Straßenseite hat man einen Panoramablick auf die Anlage. Aber, sagt die Frauenärztin Christiane Becker, was dort laufe, bekomme sie nicht wirklich mit. Die Rechtsextremen verwendeten teures Baumaterial, das sei ihr aufgefallen. Und dass man keine Hinweise auf deren Ideologie am Gebäude sehe: "Die passen sich an." Geheuer sind ihr die neuen Nachbarn nicht: "Im Mondschein möchte man denen nicht begegnen!" In der Apotheke im Erdgeschoss fällt die Auskunft kürzer aus. "Wir können dazu nichts sagen", versichert die Frau hinterm Tresen. Dann verweist sie auf "den Herrn Hoffmann" vom Anklamer Verein "Bunt statt braun". Der kenne sich aus in solchen Fragen.

Der Verein ist vor Jahren eingeschlafen. Und Günther Hoffmann, einer der früheren Mitstreiter, sagt: "Ich glaube, Angst ist hier inzwischen ein ganz, ganz wichtiger Faktor."

Gegner sind Zugezogene

Der Theatermann zog Ende der 90er Jahre mit Frau und Kind aus Berlin in einen Weiler südlich von Anklam. Als die Bundesregierung 2002 eine Netzwerkstelle gegen rechts in der Stadt schuf, machte Hoffmann sein Ehrenamt zum Beruf. Eine Arbeit für Menschen mit guten Nerven. Mal stellten die Neonazis einen Steckbrief über ihn ins Internet, mal beschimpften sie ihn als "Nestbeschmutzer". Als vor ein paar Monaten Hetzplakate gegen den Landesinnenminister Lorenz Caffier auftauchten, war als V.i.s.d.P. Günther Hoffmann angegeben. Ein Gruß der Szene an ihren liebsten Feind.

Hoffmann sitzt in seinem Wohnzimmer am Rechner, er sichtet Fotos von Neonazi-Aufmärschen in der Region. Unter den Demonstranten immer wieder "Anabolika-Nazis", wie er die schwarz gekleideten, üppig tätowierten Muskelpakete auf den Bildern nennt. "Wenn solche Typen in ihrer Kluft auftreten, dann verbreiten die natürlich Angst und Schrecken", sagt er. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass die Szene in der Region seit Jahren bewusst auf gewalttätige Übergriffe verzichte - weil Krawall ihrem Image schade. "Denn wann die Rechten wieder zuschlagen, entscheiden allein die."

Auch andere Fachleute sind überzeugt, dass diffuse Ängste das Engagement der Menschen in der Region bremsen. Nicht nur die Furcht vor Gewalt, sondern auch die Sorge, sich zum Außenseiter zu machen. Der Politikwissenschaftler Dierk Borstel hat für seine Doktorarbeit über Rechtsextremismus in Ostvorpommern viele Monate in Anklam geforscht. Fast jeder hier, erzählt er, habe inzwischen einen Rechtsextremen im persönlichen Umfeld - in der eigenen Familie, in der Nachbarwohnung, im Kollegenkreis. Wer sich offen gegen die NPD stelle, müsse es also mit Verwandten, Freunden oder nahen Bekannten aufnehmen. Und davor schreckten viele zurück.

Michael Galander hielt solche Entwicklungen bis vor wenigen Monaten für zweitrangig. Der parteilose Bauunternehmer aus Niedersachsen war gerade einmal 32 Jahre alt, als die Anklamer ihn 2002 erstmals ins Rathaus wählten. Galander versprach, ihre Stadt zu sanieren. Seine Methoden sind umstritten. Wegen Korruptionsverdachts wurde er 25 Monate vom Amt suspendiert, das Verfahren liegt jetzt beim Oberlandesgericht. Jahrelang klagte Galander offen über die ineffiziente Kommunalpolitik in Anklam, wünschte sich eine "Demokratur" herbei. Heute räumt er ein: "Wir haben den Rechtsextremen hier zu viel Spielraum gelassen." Doch das sei nun Geschichte. "Wir sind in einer Umbruchphase", verspricht der Bürgermeister. In Anklam solle bald ein "neues Zeitalter" beginnen.

Und natürlich wünschten sich viele Bürger nichts mehr als das: eine Stadt, die endlich erfreuliche Schlagzeilen macht und wegkommt von ihrem Image als "Hauptstadt Dunkeldeutschlands", wie ein Zeit-Reporter es abschätzig formulierte. Nur wie soll die Wende gelingen? Seit Wochen lässt der Bürgermeister die Rechtsextremen mit ihren Anträgen für ein NPD-Kinderfest in Anklam abblitzen und versichert, auf dem Gelände seien bereits andere Veranstaltungen geplant. Keinen Meter will er den Neonazis mehr lassen. Doch der NPD-Mann Andrejewski hat inzwischen mehr als 50 Termine bis zum nächsten Sommer angemeldet. Der Machtkampf ist eröffnet. Und ohne die Hilfe der Bürger kann Galander ihn nicht gewinnen.

Die Profis sollen helfen

Antje Enke zählt zu jenen in Anklam, die notfalls mit dem Kinderwagen losziehen, wenn es gilt, gegen einen Infostand der NPD zu protestieren. Damit überhaupt jemand erscheint. Seit vergangenem Sommer sitzt die Mutter dreier Kinder im Kreistag, als parteilose Kandidatin der Grünen. Die Familie hat es sich am Peeneufer hübsch gemacht: ein dunkelrotes Holzhaus mit weißer Veranda, daneben eine Kanustation mit Café. Aus dem Bootsverleih der Enkes ist über die Jahre ein Reiseveranstalter für Flusstourismus geworden. Antje Enke kümmert sich um das Marketing.

Auf dem Küchentisch funkelt ein Pokal in der Morgensonne. Ein Tourismuspreis der EU-Kommission, verliehen an die Flusslandschaft Vorpommern. Antje Enke hat ihn gerade aus Brüssel nach Hause geholt. Sie wünscht sich, dass der Preis ein "Mutmacher" für ihre Region wird: "Man müsste die Leute ermutigen zu sagen: Ich überlass denen nicht meine schöne Heimat!"

Antje Enke ist besorgt über die "Mutlosigkeit" in ihrer Stadt. Sie stammt nicht von hier, hat lange in Leipzig gelebt. Der Fatalismus in Anklam bedrückt sie. Als Geschäftsfrau verstehe sie schon, dass Händler aus Sorge um ihre Schaufenster kein Plakat gegen rechts aufhängen wollten. "Ich finde das aber schlimm. Das geht doch nicht, dass sich hier niemand mehr aus der Deckung wagt." Der Anklamer Ring für Handwerk und Gewerbe solle sich des Problems annehmen, sagt sie. Ihr ist das Thema ernst. Manchmal werde sie sogar schon von Urlaubern gefragt: Wie sicher ist das bei euch denn noch?

"Alle erklärten Gegner der rechtsextremen Szene hier sind Figuren von außen", sagt Annett Freier vom Projekt "Demokratisches Ostvorpommern", einer von zwei staatlich finanzierten Beratungsstellen gegen rechts, die seit 2007 ihre Büros in Anklam haben. Insgesamt sechs Profis arbeiten daran, die Menschen in der Region für Demokratie und Toleranz zu begeistern. Sie beraten Bürgermeister, gehen an die Schulen, versuchen, die versprengten Gegner der rechtsextremen Szene zu vernetzen, mal holen sie brasilianisches Straßentheater in die Region, mal organisieren sie ein Musikfestival.

Als Hilfe zur Selbsthilfe sind die Büros gedacht. Doch in der Stadt verweisen viele inzwischen auf die Profis, wenn sie selbst gefragt wären. Die anderen werden ja dafür bezahlt! Als könnten sechs Leute das Problem einer Region lösen. Annett Freier vermutet: Schuld an diesen Reaktionen sei auch eine "Angst aus DDR-Zeiten", überhaupt laut seine Meinung zu äußern. Sie meint das nicht anklagend. Sie sagt: "Für uns, die wir abends wieder wegfahren, ist der Spott der NPD leicht auszuhalten."

Und vorsichtig sind auch die Profis. Als Ende August die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles gemeinsam mit der Landessozialministerin nach Anklam reist, steht auf der Einladung an die Presse: "Wir bitten darum, den Besuchstermin nicht als Vorankündigung zu veröffentlichen." Darunter eine Sperrfrist.

Das Ereignis könnte schließlich auch Neonazis interessieren. Die SPD-Frauen besichtigen das Büro des Mobilen Beratungsteams in Anklam, dann eröffnen sie eine Ausstellung über Rechtsextremismus. Dreizehn Schautafeln, aufgestellt in einem Klassenraum im Obergeschoss der Volkshochschule. Der NPD-Mann Andrejewski wohnt gleich gegenüber in einem Plattenbau. Den geladenen Honoratioren erzählt Andrea Nahles, sie habe sich nach Mecklenburg-Vorpommern aufgemacht, weil Rechtsextreme hier so viele Wahlkreisbüros überfallen hätten. Zum Glück seien ihr aber "auch viele couragierte Bürger begegnet". Die SPD-Politikerin sagt ein paar Sätze über die Vorzüge der Demokratie, zum Abschied ruft sie beherzt: "Ich wünsche Ihnen weiter Mut und Erfolg." Michael Galander hat die Hände vor dem Bauch gefaltet, er lächelt geschmeichelt.

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27 Kommentare

 / 
  • M
    Meyer

    Ich glaube nicht, dass wir das rechte Image unserer schönen Stadt loswerden, da viel zu viele einseitige Berichte wie dieser geschrieben werden.

    Bei der Studie der Uni Bielefeld ermittelte man auch, dass 50% der Befragten der Meinung sind, dass es in Anklam zu viele Ausländer gibt.

    Doch warum werden diese Bürger gleich als Nazis abgestempelt? Warum werden sie nicht angehört? Wenn man diesen 50% so vor den Kopf stößt, muss man sich nicht wundern, dass sie sich an Parteien halten die den Anschein erwecken ihre Interessen besser vertreten zu können.

    Demokratie ist nämlich auch, die Meinung anders Denkender zu tolerieren. Schade, dass viele Politiker und Parteien das vergessen haben.

    Wenn schon Personen und Parteien nicht mehr zu den Wahlen zugelassen werden, weil die politischen Gegner Angst vor dem Ergebnis haben, erinnert mich das stark an vergangene Zeiten. Ich habe mal gelernt, dass das Volk einen Volksvertreter wählen soll. Leider vertreten die Gewählten nur selten das Interesse des Volkes, was man auch an anderen Beispielen sehen kann (Stuttgard 21).

    Wovor haben die Parteien Angst? Dass es Zustände wie 1933 geben wird? Dazu wird es wohl kaum kommen, obwohl Parallelen wie die Wirtschaftskrise, ein unzufriedenes Volk, korrupte Politiker u.s.w. zuerkennen sind.

    Thilo Sarrazin hat mit seinem Buch ein großes Gesprächsthema auf den Tisch gebracht und viele teilen seine Meinung. Auch der Bundestag wurde damit wach gerüttelt und hat gemerkt, dass einiges versäumt wurde und dass das Volk immer unzufriedener geworden ist.

    Letztendlich ist das, was jetzt in Berlin angekommen ist, in Anklam schon jahrelang vorhanden gewesen. Nämlich Bürger, die in Deutschland als Deutsche einfach zu keiner Minderheit werden wollen.

  • OH
    Ole H.

    Als geborener Anklamer bedrückt es mich immer wieder, wenn ich in bundesweiter Presse solche Artikel über meine Heimat lesen muss. Aber ich kann mich leider auch nicht dem Eindruck einer Hetzkampagne erwähren. Es wird ausgeschlachtet, was die negative Ereignisse und Vorkommnisse hergeben. Engagierte Bürger werden als Dorftrottel und korrupte Egoisten dargestellt. Ich rede hier von typischer political correctness - niemand fragt nach der anderen Sicht, es ist schon fast tabu, als Außenstehender zu erwähnen, dass es sehr wohl eine Gegenbewegung in der Bürgerschaft gibt und das wir weit mehr als ein von arbeitslosigkeit geprägter Haufen sind, der sich von braunem Gedankengut beeinflussen lässt. Jeder dieser Artikel ist doch nur ein Sieg mehr auf dem Konto jener Leute.

    Wie soll es einer strukturschwachen Region zu Gute kommen, wenn die ganze Republik mit dem Finger auf sie zeigt und den Kopf schüttelt? Ich will nicht relativieren, dass wir massive Probleme mit Arbeitslosigkeit haben und auch nicht das Problem, dass wir nach und nach mit dem Rechtsextremismus bekommen. Ich möchte nur aufzeigen, dass es weit weniger "Angst und Schrecken" als Ohnmacht der Couragierten ist, gegen diese Entwicklung aufzutreten. Anklam wird im Stich gelassen, vom Kreissitz, vom Land und vom Bund - wenn ich lese "dann weiß ich wenigstens, wo ich NICHT Urlaub mache", so fühle ich mich als Aussetziger, als zu Unrecht Bestrafter. Es ist nicht die alleinige Schuld der Anklamer, dass wir zu dem geworden sind, was uns die Presse glaubhaft machen will. Und ich kann hier nur an Jeden appelieren, seinen Verstand zu gebrauchen und sich eine eigenen Meinung mit dem nötige Hintergrundwissen über unsere Region und unsere Stadt zu bilden, als sich solch ein Image diktieren zu lassen! Nicht zuletzt sind es solche Hetzartikel, die uns immer weiter in die Ohnmacht treiben, die uns immer weiter den Sand abgraben um uns zur Wehr zu setzen!

  • B
    bildchecker

    @vic

    bildleser wissen es bereits: die mächtigste Frau der Welt kommt jetzt aus den USA! Ihre Vorgängerin aus Mecklenburg ist zwar (noch) mächtiger als Lady Gaga aber für ganz oben hat es diesmal nicht gereicht...

  • V
    vic

    Ich hab ne Idee;

    wir schicken die mächtigste Frau der Welt hin. Soll mal nach den Rechten sehen.

    Die kommt doch aus der Gegend wenn ich richtig informiert bin?

  • CG
    Clemens Gebhardt

    Ja Herr Thorsten Müller. Landstriche entvölkern lassen und Strassen zurückbauen, das klingt plausibel. Vielleicht können wir auch eine grosse Mauer bauen, damit wir auch gar nichts mehr damit zu tun haben. Du bist also Demokrat, ja?

     

    Meiner Meinung nach führt kein Weg daran vorbei, dass wir anfangen müssen mit denen zu reden. Es gibt Nazis, überall, und es gibt Leute die sich von ihnen blenden lassen und sich ihnen anschliessen, aus verschiedenen Gründen und in verschiedenem Ausmass. Diese menschen kann man nicht einfach verbannen. Das schlimmste was man tun kann ist, auf alles was irgendwie rechts ist oder damit in Verbindung steht total empört zu reagieren Pest und Cholera zu schreien und sich angewiedert abzuwenden. Und genau das tun sicher 80 Prozent der Menschen in diesem Land. Das ist genau das was die stärkt und überhaupt nicht hilft, ist das so schwer zu verstehen?

    Ich muss auch persönlich sagen, dass ich vor Nazis und Wahlergebnissen der NPD keine Angst habe. Für mich stellen Westerwelle, Mappus und co. eine viel grössere Bedrohung dar.

  • R
    Regina

    "Demokratisches Ostvorpommern", einer von zwei staatlich finanzierten Beratungsstellen gegen rechts, die seit 2007 ihre Büros in Anklam haben. Insgesamt sechs Profis arbeiten daran"

    Aha.Drei Jahre schon? 6 Mann. Hm,Hm.

    @Nero

    Genauso ist es, wir Anklamer dienen mittlerweile dazu, dass sich sämtliche Medien hier austoben, wenn es schön gruselig werden soll. Wenn Frau Enke meint, Urlauber fragten, wie sicher es hier wäre, dann muss sie eben berücksichtigen, dass eine solche Berichterstattung das ihre dazu tut. Sie steht halt gern in der Zeitung

    Hier ist übrigens schon seit vielen Jahren in Person der Landrätin "Die Linke" am Ruder - wieso kämpt denn sie nicht hart gegen rechts? Bei allen o.g. "Reportagen" etc. habe ich Statements von Frau jedesmal vermisst.

  • TM
    Thorsten Müller

    Die lieben Salonökos reimen sich wieder was zusammen.

    Die Entwicklung da oben ist kaum mehr sinnvoll steuerbar, man wird abwarten müssen bis diese Landstriche weitgehend menschenleer sind und kann dann die Strassen zurückbauen.

  • W
    Wolf

    Abgehängt.

    Wen wundert´s, daß Menschen die wirtschaftlich und sozial durch Arbeitslosigkeit abgehängt sind sich Freunde dort suchen, wo sie Gehör, Ansprache und Anerkennung finden? Ich glaube nicht, daß alle Anhänger der NPD auch idiologische Anhänger sind. Im übrigen sollte eine gesunde Demokratie auch eine NPD aushalten können. Was fehlt ist Arbeit und gerechte, auskömmliche Entlohnung nicht HartzIV und Tafeln. Die geschilderte Entwicklung ist ja nicht neu und ein Zeugnis für die Politik der anderen Parteien, die sehenden Auges zu lange geglaubt haben, die sozialen Probleme lösen sich von allein.

  • M
    Meylenstein

    Die Zeit schreibt in ihrer aktuellen Ausgabe weit weniger schmeichelhaft über den Bürgermeister von Anklam, Michael Galander. Er hat durch sein selbstherrliches und raumgreifendes Vorgehen die übrigen Parteien in Anklam komplett marginalisiert. Er lebt von dem Nimbus, dass seine "IfA" (Initiativen für Anklam, der Unternehmerzusammenschluss, der seine Basis bildet) keine Partei ist, dass er kein Politiker ist. Und die IfA - die kümmert sich nur darum, dass ihre Mitglieder ordentlich von kommunalen Aufträgen etc. profitieren. Politisch haben die tatsächchlich kein Interesse.

     

    Wer nun das politische Feld so brach liegen lässt, wie es Galander tut, wie es seine resignierten politischen Gegner tun, die kaum noch Kandidaten aufstellen, geschweige denn kämpfen, der darf sich nicht wundern, wenn die Rechten in das Vakuum einfallen und sich dort einnisten.

     

    Galander gewinnt die Menschen als Wähler, indem er Einkaufsgutscheine verlost und Rentner auf Bootstouren einlädt. Wer derart Politik aus seinem politischen Tun verbannt, darf sich nicht wundern, dass andere sie machen.

     

    Und es zeigt ich einmal mehr: Die Leute gehen zu dem, der sich kümmert. Da kann auch mal eine HartzIV-Beratung zur Keimzelle einer NPD werden.

     

    N.B.: Die von dem NPD-Mann erstellte und vertriebene Zeitung hat übrigens inzwischen eine Auflage von über 100.000 und wird sogar auf Usedum vertrieben. Diese Info fehlt in dem Artikel - ist wohl nicht ganz unwichtig, wenn man beurteilen will, wie fest die Braunen dort im Sattel sitzen.

  • AT
    alfred tetzlaf

    Ihren Kommentar hier eingebenIch lebe im wechsel jeweils 6 stunden links wie rechts der brd. Und kenne es so, dass man sich darueber freut, wenn sich menschen fuer volk und heimat engagieren.

  • WG
    Wolf Gundermann

    Abgehängt

    Wenn große Teile der Bevölkerung von Arbeit und damit vom gesellschachtlichen Leben abgehängt werden, muß man sich doch bitte nicht wundern, daß diese sich dorthin orientieren wo sie ernst genommen werden! Deutschland hat also auch ein innerdeutsches Integrationsproblem. HartzIV und Tafeln braucht niemand, was benötigt wird ist Arbeit, gerechte Entlohnung und damit Anerkennung für alle. Eine Demokratie muß auch eine NPD aushalten können, denn ich glaube nicht das alle Mitglieder auch Überzeugnungstäter sind. Vielmehr zeigt sich hier die Unfähigkeit der anderen Parteien sich der abgehängten Menschen anzunehmen, diese mitzunehmen und zu fördern.

  • WR
    Weiße Rose

    In diesem Land kann es jederzeit, an jedem Ort - nicht nur in Dunkeldeutschland - braun regnen...

    Umfragen belegen ein faschistisches Potenzial von 30 % in der BRD. Spätestens wenn es den Leuten hier ernsthaft ans Auto, Bier oder den Fernseher geht, wird man sich schwer wundern, wie schnell Adolf der II. das Land einnimmt.

  • DG
    Don Geraldo

    Wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, haben die meisten "Anti-Rechts-Aktivisten" ihr Hobby zum Beruf gemacht. Für sowas ist auch in einer strukturschwachen Gegend immer genug Staatsknete da.

    Der gegen rechts ach so engagierte Bürgermeister scheint ziemlich korrupt zu sein, wofür er sonst noch steht außer Anti-NPD wurde auch nicht erwähnt. Bei solchen Gegner ist verständlich, daß die Bürger der NPD mit Sympatie begegnen.

    Ach ja, die Frau Nahles war auch noch da, wegen der Brandanschläge auf Abgeordnetenbüros. War sie auch bei der NPD, denn deren Büros werden häufiger Opfer von Anschlägen als die aller anderen Parteien.

  • F
    Fleischmann

    Zeit-Dossier über Anklam und Gallander vom 30.9.2010:

    "Der Dicke und die Demokraten"

    http://www.zeit.de/2010/40/DOS-Anklam

  • WW
    werner werner, der postbote

    Hat die NPD nicht mehr genug Mitglieder aus der "Herrenrasse"? Oder warum heißt der Typ Andrejewski, was auf Herkunft aus einer "minderwertigen Rasse" hinweist...

     

    Versteht mich nicht falsch, ich bin alles andere als rechts! Aber es ist mir eben aufgefallen und hat mich amüsiert.

  • DA
    Der Alzheimer Bote

    Schon mal waren in Deutschland die Zügel zu locker, und die Leute sind genauso feige wie damals, im Beruf, in der Politik, in der Gesellschaft. Diese Möchtegernpatrioten! Da schauen sie zu wie eine kleine Horde ungebildeter Typen ihre Republik brau zuscheisst, anstatt das Pack zum Teufel zu jagen egal wo es auftaucht. Mir egal ab jetzt, das wird hier immer so sein, die Koffer sind gepackt, mich wird das nicht mehr treffen.

     

    Der Alzheimer Bote

  • S
    SKLAVE

    Was soll man auch schon von einem Polizeiapparat erwarten der sein eigenes Gebäude privat schützen läßt, auf Steuerzahlers kosten. Im Übrigen ist die brandenburgische Polizei doch mehr oder weniger ein ex-Stasi-Sammelbecken, selbst ehemalige Lehrer sind dort heute Polizist, dank alter Seilschaften. Ex-Stasi-Leute mögen nunmal prägungsbedingt extreme, offenbar egal ob von recht oder links, da schaut man eben mal weg...

  • N
    nero

    war am wochenende in anklam, keine rechten gesehen.

    bin öfter dort, da gibts nicht ehr als sonst wo in deutschland.

    ich finde es eine frechheit so einen artikel zu schreiben.

     

    naja, wenn man eben eine daseinsberechtigung braucht, reimt man sich ganz schnell mal solch einen unsinn zusammen.

  • B
    Burger

    heißt die angela in wirklichkeit nicht eher andrea?

     

    ***

    Anmerkung der Redaktion:

    Danke für den Hinweis, wir haben es korrigiert.

    ***

  • T
    TeaRex

    Wenn testosterongedopte Nazis Angst und Schrecken verbreiten, muss die Staatsmacht dem etwas entgegensetzen. Stellt einen Haufen Polizeibeamte mit Maschinenpistolen und Splitterschutzwesten (aber ohne verdeckte Gesichter!) an den Straßenrand, ich glaube, das ist die einzige Sprache, die diese Herren verstehen.

  • L
    Lox

    Äääh, ANGELA Nahles!? :o)

  • J
    julitschka

    Es ist immer wieder schlimm sowas zu lesen, wenn eine solche braune Bande ein ganzes Dorf in ihren Fittichen hat. Wie wäre es mit ein bisschen mehr Mut und Courage zeigen?!

    Aber zu sowas braucht man Verbündete um sich zur Gegenwehr zusetzen.

    Bürger von Anklam wehrt euch!

  • M
    Moritz

    Guter Artikel!

     

    Das es in weiten Teilen Deutschlands alles andere als demokratisch und sicher zu geht, wird von unserern Parlamentariern und Politikern vor Ort gerne verschwiegen. Das Führerkult, Ausländer- und Demokratenhass in vielen Köpfen zur Normalität gehören ist eine Tatsache. Das die NPD ihren Wählern weder Sicherheit, Aufschwung noch Sauberkeit bringt, sondern viel eher mafiöse Strukturen aufbaut, kann man schon fast als gerechte Strafe empfinden.

  • L
    Labdakos

    Sehr geehrte TAZ,

     

    guter Artikel, aber die Bildunterschrift ist irreführend. Natürlich wird man in diesem Laden keine Protestplakate anbringen. Das hat im vorliegenden Fall nichts mit mangelnder Courage zu tun, sondern damit, dass es sich um "den" Nazi-Szene-Laden in Anklam handelt.

  • S
    Sergey

    Beängstigend wie die Rechten von Linken und Migranten kopieren. Das Outen von Andersdenkenden, das Hetzen gegen Parteien, das Einschüchtern von Anwohnern. Kennen wir alles von Linksextremisten und Migranten (v.a. Muslime, nicht das mir vorgeworfen wird das ich pauschalisiere, bin ja selbser Migrant) Traurig das es das in Deutschland wieder gibt.

  • J
    johannes

    Tja dann weiß ich wenigstens wo ich NICHT Urlaub machen werde

  • CA
    Christian Albers

    Interessanter Artikel. Aber der Vorname von Frau Nahles ist Andrea