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Französischer Castor-PolizistFlic-Affäre erreicht EU-Parlament

Der Fall des französischen Castor-Polizisten weitet sich aus - er ist Thema im Europäischen Parlament. Auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg will den Fall nun prüfen.

Der französische Elitepolizist im Einsatz. Bild: dapd

Im umstrittenen Fall des französischen Elite-Polizisten, der beim Castortransport im Wendland gegen Demonstranten vorging, wird nun die zuständige Staatsanwaltschaft Lüneburg tätig. „Wir holen gegenwärtig Informationen bei der Bundespolizei ein und sichten Bildmaterial“, sagte Staatsanwältin Angelika Klee der taz. Daraufhin werde die Staatsanwaltschaft prüfen, ob ein Anfangsverdacht gegen den französischen Polizisten vorliegt.

Zudem prüfe man, wo die Strafanzeige des Berliner Anwalts Christoph Müller geblieben sei. Müller hatte das Vorgehen des französischen Beamten im Wendland beobachtet. Vor Ort erstattete er beim zuständigen Zugführer der Bundespolizei gegen den französischen Beamten Anzeige. Der Vorwurf Müllers: Amtsanmaßung und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Die französische Bundespolizei verteidigt unterdessen den Einsatz ihres Polizisten. Er und ein weiterer CRS-Kollege, der im Wendland in einer Polizeileitstelle fernab des Demonstrantionsgeschehens eingesetzt war, seien auf Einladung des deutschen Innenministeriums ins Wendland gereist. Das sagte eine Sprecherin der Police Nationale der taz am Dienstag. Das Vorgehen ihres Beamten, der mit deutschen Kollegen Demonstranten von den Schienen räumte, sei eine Reaktion auf verbale Angriffe gewesen. „Der Beamte wurde von Demonstranten auf französisch beleidigt“, so die Sprecherin der Police Nationale.

Inzwischen hat der Fall auch Europa erreicht. Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, bat die Kommission am Montag in einer parlamentarischen Anfrage um Auskunft: Wieviele Polizisten aus dem Ausland waren im Wendland? Auf welcher Rechtsgrundlage erfolgte ihr Einsatz? Plant die Kommission, den Einsatz von Polizisten in anderen EU-Mitgliedstaaten als ihrer Herkunft auszuweiten? Auch der niedersächsische Landtag befasst sich mit den Vorgängen um den französischen CRS-Beamten, am Mittwoch steht das Thema auf der Tagesordnung des Innenausschuss. Die Opposition will die Frage klären, warum die einsatzführende Landespolizei Niedersachsen nicht über die Anwesenheit des CRS-Polizisten informiert war.

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11 Kommentare

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  • N
    Neo

    Anmerkung: Artikel 5 und Artikel 8 Grundgesetz

     

    Ich erwarte das in einer Demokratie intelligente Konzepte entwickelt und in der Praxis werden, damit es nicht zu solchen Ausschreitungen von Seiten der Polizei kommen kann. Wieso haben Sie (Exekutive - Innenministerium) kein Rotationsprinzip?

    Wie können Ausschreitungen auf beiden Seiten minimiert werden, wenn es ein Rotationsprinzip geben würde?

     

    Bis heute hat mir die Energiewirtschaft noch nicht erklärt ob hochradioaktiver Abfall tiefer in Erdschichten (Druck-Hitze) absinkt oder wieder an die Oberfläche kommt! Diese Besorgnisse darf man in einer Demokratie in aller Öffentlichkeit friedlich

    der Politik und Energiekonzernen mitteilen!

    Noch Fragen!?

  • W
    wüstenratte

    So prügelt sich zusammen, was nicht zusammen gehört.

    ein paar 1-Euro-Bulletten aus Litauen sind billiger, Steuerverschwendung!

  • G
    General-Investigation

    Die angeblichen Beobachter - so wurden sie bisher von Innenministerium betitelt - waren angeblich nur zu zweit. Aber warum sind Beobachter für einen Einsatz ausgerüstet - mit Schlagstock und Schusswaffe?

     

    @ Gudrun Koch

     

    " Hier handelt es sich aber um einen "Elite-Polizisten", einen CRS."

     

    Nur weil die Medien behaupten es seien Elitepolizisten, sind es noch lange keine, denn es ist lediglich das Französische Gegenstück der Deutschen Bereitschaftspolizei, nichts anderes.

     

    Man muß sich nicht ständig aufheizen lassen, wenn solche Meldungen kommen, sondern selbst vorab recherchieren.

     

    http://contreinfo.info/article.php3?id_article=936

  • JV
    Jenseits von Böse

    Erbarmen! Wir leben in der EU, da gilt grenzüberschreitend das Recht auf freie Berufsausübung - selbstverständlich auch für prügelnde Flics, nicht nur für das vagabundierende Kapital ;-)

  • V
    vantast

    Geld sparen und globalisieren: man könnte auch 1-euro-Polizisten aus Polen importieren, das käme viel billiger als die Überstunden unserer überforderten Beamten zu bezahlen.

  • GK
    Gudrun Koch

    Flic ist die meist nett gemeinte Bezeichnung für Polizisten, wie man sie aus dem Französischunterricht kennt. Hier handelt es sich aber um einen "Elite-Polizisten", einen CRS. Wegen ihrer agressiv-rabiaten Vorgehensweise bei Demonstrationen skandieren Franzosen häufig CRS - SS!

  • PL
    prinz lilifee

    supi, der vorfall scheint ja nun geklärt: der polizist f. ging mit schlagstock auf antiatom-demonstranten los und nahm einen in den schwitzkasten, weil er zuvor von ihnen beleidigt worden war.

    das ist nach vernünftigen maßstäben natürlich seeehrrrr einleuchtend und beruhigend... ähem.

     

    weniger beruhigend finde ich indes:

    1. aus welchen menschen rekrutiert frankreich da seine "ELITEpolizei"? profil: narzißtische störung plus hang zu unkontrolliertem aggresionsverhalten? was ne super 'elite' ist das denn!?

     

    2. aufgrund welcher qualifikationen wird man 'sprecher(in) bei frankreichs bundespolizei'? naivität plus politische unbedarftheit plus desinteresse an einem 'guten standing' des eigenen vereins plus ein geistiger horizont, der nicht über stammtisch-logik hinausgeht?

    [-> "da saßen welche, die haben 'arschloch' gerufen - da bin ich natürlich hin und hab zugeschlagen..."]

     

    anscheinend war der dame nicht ganz bewusst, was sie da sagt mit ihrer 'erkärung'?

  • M
    Mitch

    Zum Glück gabs im Wendland keine Kastanien. Als nächste Reaktion auf ein "Merde, le flic" wird dann von der Schusswaffe Gebrauch gemacht?

  • W
    Winfried

    Europa wächst zusammen.

  • WK
    werner koch

    Na sowas,zuerst war er Beobachter,dann hat er Nothilfe geleistet,und als alles nichts half,hat ihn einer auf französisch beschimpft,als nächstes hat wohl jemand ein Croissant ohne nötigen Respekt verspeist.... Da gibts nur Rücktritt des Innenministers...oder wir werden eben auch auf EU Ebene demonstrieren......

  • S
    ösizecke

    Na, wenn der Flic von Demonstranten auf französisch beleidigt wurde, dann muss man ja froh sein, dass er nicht geschossen hat. Also wenn ich im Wendland alle Polizeibeamten, die mich beleidigt haben, gewürgt hätte, hätte ich heut noch Muskelkater. Aber schön, wenn die Sprecherin der französischen Polizei zugibt, dass da mit zweierlei Maß gemessen wird. Mir erklärte ein Polizist einmal, als ich ihm gewalttätiges Verhalten vorwarf, dass ich bei Beleidigungen ja auch zuschlagen würde. Als ich das verneinte und ihn darauf hinwies, dass ich mich dann ja der Körperverletzung schuldig machen würde, hat er groß gekuckt.