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Kommentar RechtsparteiGefangen in ihrer Ideologie

Kommentar von Patrick Gensing

Die DVU ist praktisch tot. Und die NPD bewegt sich mit ihren Argumenten im politischen Abseits. Eine neue, starke Rechtspartei wächst nicht heran.

E s ist der altbekannte Größenwahn der Rechtsextremen. NPD und DVU sparen nicht mit Superlativen, wenn sie ihre geplante "Verschmelzung" mit der Völkerschlacht bei Leipzig oder der Gründung des deutschen Reichs vergleichen. Mit dem Beitritt der DVU zur NPD schielen ihre Strategen auf das beträchtliche Wählerpotenzial rechts von der Union.

Eine neue, starke Rechtspartei wächst hier dennoch nicht heran. Denn die DVU ist praktisch tot, nur mit internen Schlammschlachten sorgte sie zuletzt noch für Aufsehen. Da die umstrittene DVU-Spitze bereits mit NPD-Posten versorgt wurde, könnten diese Konflikte nun auch die NPD beschäftigen - andere DVU-Funktionäre, die leer ausgingen, haben schon angekündigt, notfalls gegen die Fusion klagen zu wollen. Die Rechtsextremen träumen von einer Neugründung des "Deutschen Reichs". Aber sie schaffen es kaum, eine sterbende Splitterpartei lautlos abzuwickeln.

Zwar kann noch keine Entwarnung gegeben werden: In einigen ostdeutschen Regionen gilt die NPD als eine ganz normale Partei, in ihren Hochburgen geht sie sogar in die Offensive. Im Großteil der Republik, vor allem im Westen, bleibt sie aber ein loser Haufen ohne Aussicht auf Erfolg. Obwohl die Sarrazin-Debatte eindrucksvoll gezeigt hat, dass ein diffuses Ressentiment - vor allem gegenüber muslimischen Einwanderern - bis weit in die Mitte der Gesellschaft reicht, ist die Neonazipartei mit ihrem Krawallimage für Stammtischrassisten und bürgerliche Wähler keine Alternative.

Patrick Gensing

betreibt die Seite NPD-Blog.info

Die NPD vertritt den neonationalsozialistischen Flügel der extremen Rechten, viele Kader bleiben in ihrem mentalen NS-Ghetto gefangen. Und mit ihren völkischen und rassenbiologischen Argumenten bewegt sich die NPD im politischen Abseits. Daran wird die geplante Fusion mit der DVU nichts ändern.

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3 Kommentare

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  • W
    Wallander

    Dass die DVU politisch eine Leiche ist, weis auch die NPD.

     

    Nur warum nicht noch etwas Kapital daraus schlagen, bevor die Partei in einem halben Jahr spätestens eh Insolvenz hätte anmelden müssen.

     

    Nach dieser "Verschmelzung" wird sich zeigen, ob die was daraus machen oder auch die NPD kurz bis mittelfristig den Weg alles irdischen gehen wird.

     

    Oder es entsteht nun ein "linker" Flügel (wenn man das in Bezug auf die NPD überhaupt so nennen kann) der NPD, welcher genau die Veränderungen bewirkt, welche die Partei für breitere Wählerschichten wählbar machen könnte.

     

    Lobet den Tag nicht vor dem Abend... ;-)

  • SB
    Stiller Beobachter

    Als jemand der diese Partei (NPD) u. überhaupt die Szene selbst lange genug kannte, kann ich nur bestätigen das hier sich zumindest eine parteipolitische Leiche (DVU) mit einer beinahe Toten möchte-gern-politische-Bewegung Partei (NPD) in ein Grab gelegt haben. Zwar kann es hier und da einige besonders an der Basis fürchterlich naiven Mitglieder dazu anregen wieder etwas mehr an den "großen Traum" vom "Reich" zu glauben, aber an der politischen Wirklichkeit in der Bundesrepublik ändert diese Fusion rein garnichts. Höchstens das nun die vom Verfassungsschutz bezahlten Agenten und Informanten ein erweitertes Betätigungsfeld bekommen.

    Und die "alten Herren" der DVU geben ihr Geld ohnehin lieber für Nostalgieprodukte aus dem Verlagshause Frey aus, denn politischen Nachwuchs damit zu fördern. Das ganze ist ein politisches Theater, wenn auch nicht völlig zu unterschätzen, dennoch auch nicht überzubewerten...

  • GR
    G. Roemer

    Naja Patrick, eine zündende Analyse war das nicht; nur der typische Mainstream. Von einem Kenner der Szene erwarte ich mehr, nämlich Infos, Einschätzungen etc. Den Eindruck, dass sich zwei Sterbende zusammen ins Grab legen, macht das Ganze nicht!

    Wo sind Fakten, Fakten, Fakten? Bekommt die NPD einen national-konservativen Flügel? Zücken die "alten Herren" der DVU ihre Geldbörsen in Anbetracht der vielen strammen jungen Burschen? Werden die Protest- bzw. Nichtwähler im Superwahljahr 2011 evtl. nach Rechts ausweichen?