Kachelmann-Prozess ohne Schwarzer: Alice Schwarzer will nicht reden
"Bild"-Kolumnistin Alice Schwarzer sollte im Kachelmann-Prozess vor Gericht aussagen. Doch sie berief sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht als Journalistin.
Der Kachelmann-Prozess wird ein immer größeres Fest für alle Klatsch- und Sensationslüsternen: Nach allerlei Untenrumdetails aus dem Leben des ehemaligen Wetterankündigers hat sich nun ein munteres Beharke zwischen Kachelmanns Anwalt, Johann Schwenn, und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer entwickelt.
So war am Mittwoch Alice Schwarzer, die für die Bild-Zeitung über den Prozess schreibt, als Zeugin vor das Landgericht Mannheim geladen - nachdem Kachelmann-Anwalt Schwenn am vorigen Donnerstag überraschend beantragt hatte, sie in den Zeugenstand zu berufen. Doch ihr Auftritt, den Prozessbeobachter mit Spannung erwartet hatten, fiel kurz und nüchtern aus: Schwarzer berief sich als Journalistin auf ihr Recht, die Aussage zu verweigern.
Der Hintergrund dieser Prozessepisode: Kachelmanns Anwalt Schwenn interessiert sich für Schwarzers Verbindung zum Traumatherapeuten Günter Seidler, der das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer Kachelmanns betreut und im Prozess schon mehrfach als Zeuge der Anklage auftrat. Schwenn wirft Alice Schwarzer vor, in die Strategie der Nebenklägerin eingebunden zu sei und in der Bild eine Kampagne gegen Kachelmann zu fahren. Schwarzer selbst bezeichnete diese Vorwürfe als "absurd" - in der Bild.
Hinter diesem Geplänkel, das mit den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Kachelmann nur am Rande zu tun hat, steht Schwenns Strategie, die Glaubwürdigkeit des Zeugens Seidler zu unterwandern. Schwarzer empörte sich nach ihrer Aussage vor dem Gerichtssaal, es sei "bedauerlich, dass ein so ernster Prozess durch Nebenkriegsschauplätze andauernd verzögert wird".
Doch auch sie und ihre Berichterstattung sind im Laufe des Prozesses vielfach kritisiert worden - etwa, weil sie für die Bild Kolumnen vom Prozess verfasste, ohne anwesend gewesen zu sein.
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