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die wahrheitStyroporschnee aus Hollywood

Neues aus Neuseeland: Es ist Hochsommer in Aotearoa, und überall wird gedreht. Kürzlich suchten sie Männer mit Bärten...

... Dunkle Nahosttypen als Statisten und Jesusgefährten in "Kingdom Come", einem "Christian Movie" (das ist ein eigenes Genre, so wie Science-Fiction- und Vampirfilme). Hollywoods Regisseure lieben unser schönes Land, denn wo der "Herr der Ringe" und demnächst "Der Hobbit" herkommen, lässt sich auch weniger Oscarverdächtiges günstig produzieren. Das war schon vor Peter Jackson so. Erinnert sich niemand mehr an "Kriegerprinzessin Xena" mit Lucy Lawless? Oder "Trouble ohne Paddel" mit Burt Reynolds? All die ZDF-Schmonzetten über stramme Farmer und mutige Pinguinforscherinnen, mit Gruß an Rosamunde Pilcher? Und dann natürlich Werbespots.

Freund Barry wird stets angeheuert, wenn ein neues Auto im Sonnenuntergang auf eine Bergkuppe rollen soll. Er kümmert sich um alles. Letztes Jahr musste er das Model Miranda Kerr betreuen. "Ein Albtraum", so Barry. "Miranda hatte Zoff mit Orlando Bloom und verlangte nach Noni-Saft." Für den widerlich schmeckenden Edeltrunk aus der Südsee fuhr der arme Barry eigens eine Stunde aus den Bergen über Schotterpisten zurück nach Queenstown. Auch sonst hatte die zickige Australierin ihre Sonderwünsche. "Bitte Ruhe, ich muss meditieren", verlangte Miranda, als die Crew mit ihr ins Auto stieg. Der Wagen als Tempel.

Barry machte auch das möglich, denn Kiwis sind Allroundtalente. Jeder packt mit an. Beiden Filmteams aus Hollywood dagegen wird streng die Hierarchie eingehalten. Einfach den Kaffeelöffel neben die Tasse des Stars legen? Oh no, das ist der Job des Löffelhinlegers, nicht der des Tassenhinstellers. Barry hat das schnell gelernt. Er lässt nichts auf die B-Movies kommen, die in seiner Heimat entstehen. Was weltweit die Action-Regale der Videotheken zumüllt, kann nicht so schlecht sein, wenn clevere Kiwis wie er die Pizza zum Set gebracht haben.

"Vertical Limit" aus dem Jahr 2000 zum Beispiel. Mount Cook, der höchste Berg Neuseelands, gibt darin den Karakorum in Pakistan und Chris ODonnell einen heldenhaften Bergsteiger. Menschen, die nichts vom Klettern verstehen, können von dem Drama vieles lernen: Eis verhält sich ähnlich wie Styropor und sieht genauso aus. Alle Anker im Fels wackeln 20 Sekunden auffällig herum, bevor sie schließlich abbrechen. Felsspalten haben ebenen Boden, auf dem es sich herumspazieren lässt, und Geheimausgänge, durch die böse Milliardäre verschwinden. Auch bei Minustemperaturen muss man seine Jacke nie ganz schließen, denn das sähe unsexy aus. Jedes Rettungsteam im Hochgebirge hat eine attraktive Frau dabei. Gebrochene Finger können wie bei einer ausgekugelten Schulter einfach wieder in Position gebracht werden. Nitroglyzerin löst gewaltige Lawinen aus und reißt Rettungshelfer in Stücke, aber verletzt keine Bergsteiger, die nur wenige Meter von der Explosion entfernt an einem Felsen kauern. Und wo immer man sich befindet, ob in Pakistan oder den neuseeländischen Alpen: Die Australier sind auch schon dort.

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3 Kommentare

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  • A
    Alfons

    "Christian Movie" ist kein eigenes Genre, es ist eine Unterkategorie der "Science Fiction".

  • SL
    Sam Lowry

    ...ich habe da gerade ein Drehbuch fertig:

    Pinocchio 2: "Der Auftrag"

    (amerikanische Version: "The Mission")

  • E
    EU-Gegner

    Und wie immer hinterlassen Filmteams einen riesen Berg Müll und Schrott wenn sie fertig gedreht haben. Aber das ist dann in der wunderschönen Natur ja das Problem der Einheimischen. Schließlich haben die ja Geld dafür bekommen.

    Die Hollywoodianer benehmen sich wie früher die Römer in ihren Provinzen. Ausbeuterisch, rücksichtslos und arrogant.

     

    Schmeißt die raus und dreht eure eigenen Filme dort.