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Kommentar Ausländer in der BundeswehrDie Integrationsarmee

Matthias Lohre
Kommentar von Matthias Lohre

Nach der Abschaffung der Wehrpflicht soll sich die Bundeswehr für Menschen ohne deutschen Pass öffnen. Das ist eine logische Konsequenz, aber eine ehrliche Debatte fehlt.

D ie Bundeswehr lädt ein. Die künftige Berufsarmee soll sich öffnen für hier lebende Menschen ohne deutschen Pass. Das Verteidigungsministerium zieht damit die Konsequenz aus der richtigen Entscheidung, die ungerecht gewordene Wehrpflicht abzuschaffen. Doch die geplante Einbeziehung Nichtdeutscher kann nur gelingen, wenn die Debatte darüber ehrlich geführt wird.

Erstens darf die Bundeswehr nicht zur staatlich bezahlten Abstellkammer für sozial auffällige Jugendliche verkommen. Deshalb darf die Armee trotz Nachwuchssorgen ihre Anforderungen nicht senken. Sondern sie muss potenzielle Soldaten fit machen, dass sie diesen hohen Ansprüchen genügen. Durch Angebote, Schulabschlüsse nachzuholen, durch Sprachkurse und die Orientierung darauf, dass eine Rückkehr ins zivile Berufsleben möglich sein muss.

Zweitens muss ein bilaterales Abkommen zwischen der Türkei und Deutschland her. Nur dies ermöglicht es Menschen mit türkischem Pass, hierzulande Armeedienst zu leisten. Türkischstämmige bilden die größte Einwanderergruppe. Ohne sie ginge eine Öffnung der Armee für Migranten an ihrer wichtigsten Zielgruppe vorbei. Der Ministeriumsplan, fast ausschließlich EU-Bürgern den Eintritt zu ermöglichen, ist realitätsfern.

privat

MATTHIAS LOHRE ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz.

Drittens braucht das ohnehin prekäre Ideal des "Bürgers in Uniform" ein neues, stabileres Fundament: Welchen Sinn ergibt noch das Gelöbnis, "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen", wenn der Soldat laut Pass nicht Teil dieses Gemeinwesens ist? Darin spiegelt sich eine alte, nie abschließend beantwortete Frage: Wofür brauchen wir die Bundeswehr?

Die Aussetzung der Wehrpflicht ist nicht die Lösung aller Probleme der Armee, sie schafft neue. Vor allem eine Hoffnung wird unerfüllt bleiben: Eine kleinere Berufsarmee ist keine Garantie zum Geldsparen. Will sie der Integration dienen, kann dies sogar ziemlich teuer werden.

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Matthias Lohre
Schriftsteller & Buchautor
Schriftsteller, Buchautor & Journalist. Von 2005 bis 2014 war er Politik-Redakteur und Kolumnist der taz. Sein autobiographisches Sachbuch "Das Erbe der Kriegsenkel" wurde zum Bestseller. Auch der Nachfolger "Das Opfer ist der neue Held" behandelt die Folgen unverstandener Traumata. Lohres Romandebüt "Der kühnste Plan seit Menschengedenken" wird von der Kritik gefeiert.

5 Kommentare

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  • D
    derwisch

    "Das ist der Untergang Roms".

  • V
    vic

    Das erinnert mich an ein alte Stück von Barry McGuire "Eve of destruction".

    "They`re old enough to kill, but not for voting".

    Ersetzen wir old enough durch good enough.

    Es läuft auf dasselbe raus.

    Gut genug für die Drecksarbeit.

  • G
    Gerri

    Ganz ernst gemeinte Informationsfrage:

    Warum und inwiefern folgt das Eine logisch aus dem Anderen?

     

    Worin genau besteht die inhärente Verknüpfung zwischen den Kategorien "freiwillig - unfreiwillig" einerseits und "nur für Inländer geöffnet - auch für Ausländer geöffnet"?

     

    Versteh ich nicht.

  • PM
    Proietti Micalizzi Eleonora

    Hallo,es ist Zeit das manche Gesetze geändert werden,Integration darf keine SCHRANKE DULDEN!Überall in der Welt sind Menschen verschiedener Nationalität,denen nicht die gleiche Arbeits Integration gegeben wird!Es ist meiner Tochter passiert,sie wollte sich für eine Lehrstelle bei der Deutsche Bundeswehr Bewerben,doch da fing das Problem an diese Lehrstelle sei nur für Bürger mit ein gültigen Deutschen Pass!Da meine Tochter Italienischer Staatbürgerin ist in Deutschland geboren und die Schule auch absolwiert hat mit ein Realabschluss und ein Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung,war für sie ein Schok dies zu hören !Es ist an der Zeit das sich wirklich etwas verändern sollte,Intergration ist ein Wortbegriff der nicht ernst genommen wird!Es heisst doch ALLE HABEN DAS RECHT AUF ARBEIT(haben wir vielleicht das Kleingedruckte vergessen zu Lesen!Nur Deutsche willkommen!Schluss damit in viele Berufe werden Forderung gestellt bei vielen happerts an der Grösse am Gewicht ecc ecc...Wo ist die FLEXIBILTÄT!worauf immer angesprochen wird!Am Ende bleiben nur Leere Worte,Für die Zukunft wünsche ich mir das INTEGRATION mit mehr RESPEKT behandelt wird ,nicht nur in der Bundeswehr sondern überall.Vielen Dank das ich ihnen schreiben durfte.Mit freundlichen Gruss Fam.Proietti Micalizzi

  • G
    Georg

    Ein Land ohne Armee ist wie ein Butterbrot ohne Butter.

    Im Winter 1978/79 haben viele Menschen nur überlebt, weil die Bundeswehr zur Rettung Eingeschneiter Ihre Bergepanzer in Norddeutchland einsetzte. Die NVA der DDR übrigens auch. Alle anderen Hilfsorganisationen, wie z. B. das THW, blieben buchstäblich stecken. Das hätte den Tod vieler Menschen und Tiere zur Folge gehabt.

    Auch wenn wir heute von Freunden umzingelt sind: Unseren Beitrag im Rahmen von NATO und UNO sollten wir für die Mesnschen, die Hilfe benötigen, und das heisst unter Umständen auch militärischen Schutz, schlicht leisten im Sinne der Durchsetzung von Menschenrechten.

    Wer die Bundeswehr in Frage stellt, der hat eigentlich ganz andere Absichten. Und die sind bestimmt nicht menschenrechtsfreundlich, deshalb schreibt auch der Autor nichts darüber. Er kennt die Sackgasse nämlich sehr genau. Sowas ist link.

    Dass wir von Freunden umzingelt bleiben ist nämlich die nächsten hundert Jahre gar nicht sicher. Niemand kann das garantieren. Daher ist die Bundeswehr national und international betrachtet unverzichtbar.