SCHLUCKEN UND GESCHLUCKT WERDEN: Oaktree will Beluga schlucken

Investmentfonds aus den USA will die Mehrheit an der Bremer Reederei Beluga Shipping übernehmen. Bei der Beluga-Gruppe kann man dazu "aktuell nichts sagen".

Mit vollen Segeln ins Ungewisse - Beluga-Vorzeigeprojekt Sky-Sails. Bild: dpa

Wird die renommierte Bremer Schwergut-Reederei Beluga Shipping von einem US-amerikanischen Finanzinvestor übernommen? Die Firmensprecherin von Beluga, Veronika Beckhusen, vertröstete Anrufer den ganzen Vormittag, um dann am Nachmittag mitzuteilen, sie könne dazu "aktuell nichts sagen".

Die Frage stellt sich, weil der US-Finanzinvestor Oaktree Capital Management in der vergangenen Woche beim Bundeskartellamt offiziell angefragt hat, ob es kartellrechtliche Bedenken gebe, wenn Oaktree mehr als 50 Prozent der Anteile von Beluga übernimmt. Das Bundeskartellamt erklärte nach kurzer Prüfung erwartungsgemäß, es gebe keine Bedenken - und machte die Anfrage öffentlich. Oaktree war vergangenen Juli bei Beluga eingestiegen und hatte zunächst rund ein Drittel der GmbH-Anteile übernommen. Inzwischen sind es 49,5 Prozent. Wann dieser zweite Schritt der Firmenübernahme passierte, wollte die Unternehmenssprecherin auch nicht mitteilen.

Im vergangenen September wurde in Bremen das Gerücht verbreitet, Beluga Shipping, der Weltmarktführer unter den Schwergutreedereien, wolle den US-amerikanischen Konkurrenten Intermarine übernehmen. Oaktree sollte die Übernahme finanzieren. Intermarine ist mit 28 Schiffen etwa halb so groß wie Beluga und gehört mehrheitlich dem US-Investmentfonds New Mountain Capital. Während in Bremen berichtet wurde, es habe schon Gespräche gegeben, dementierte der Finanzchef von New Mountain Capital damals: "Intermarine ist nicht zu verkaufen." Es habe keine keine Verhandlungen mit Beluga gegeben.

Dass Oaktree mit dem Beluga-Chef Niels Stolberg nicht vor der offiziellen Anfrage beim Kartellamt gesprochen hat, ist kaum vorstellbar - insbesondere weil es sich dabei um eine Formsache handelt, die Zustimmung des Kartellamtes stand nicht ernsthaft in Zweifel.

Dass das sonst so professionelle Image-Marketing von der Veröffentlichung so sehr überrascht wurde, deutet darauf hin, dass die Verhandlungen noch laufen. Die Details der Übernahme dürfte vor allem Dutzende von Sozial- und Kulturprojekten interessieren, denen der Beluga-Chef im Rahmen eines umfangreichen "Social Response"-Sponsorings Jahr für Jahr mehrere Millionen zukommen ließ. Dazu gehört das Galerie- und Künstlerhaus Spiekeroog, die "Beluga School for Life" in Thailand oder die Oberstufe "Beluga Collage". Die Beluga-Reederei unterstützt das Projekt "START", das Stipendien für Migrantenkinder mit sehr guten schulischen Leistungen gewährt, das Frauenhaus in Oldenburg, das Theaterprojekt Schnürschuh und viele andere. Stolberg gründete den "Bremer Fonds e.V.", der Projekte für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Stadtteilen fördert.

Die 1995 gegründete Firma Beluga erreichte im Jahr 2008 einen Umsatz von 418 Millionen Euro und wies einen operativen Gewinn von 68 Millionen Euro aus. Im "Krisenjahr 2009" konnte Beluga seinen Umsatz mit 415 Millionen Euro nahezu stabil halten, die Gewinne gingen auf 20 Millionen Euro zurück. Dass die Krise des Welthandels-Umsatzes an seiner Firma weitgehend vorbeigegangen sei Folge der starken Spezialisierung aufs Schwergut-Segment erklärte Stolberg. 2009 bezog die Reederei eine prunkvolle Büro-Immobilie auf dem Teerhof mit edlem Restaurant auf dem Dach. Als er 2010 ein Drittel der Firma an die US-Investoren verkaufte, war das das erste Signal für Probleme hinter der blendenden Kulisse. Als Oaktree 49,5 Prozent übernahm, verschwieg Stolberg das vorsichtshalber.

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