Sauberes Wasser: Der Traum vom Planschen in der Spree
Nach jahrelangen Querelen steht das Projekt "Spree2011" am Start. Das Flusswasser soll irgendwann wieder so sauber sein, dass die Berliner darin baden können.
Wasser übt auf die Stadt ja immer eine besondere Faszination aus. Wasser ist Erholung, Wasser ist Wirtschaft, Wasser ist Leben: Ist der Fluss schmutzig, krankt die Stadt. Ralf Steeg weiß das, und deswegen ist sein Projekt "Spree2011" immer mehr als eine technische Idee gewesen. Es geht um die Vision, Berlin seinen Fluss zurückzugeben. Mittels Rückhaltebecken will Steeg von der Firma Luri Watersystems die Spree so sauber machen, dass die Menschen darin baden können. Jahrelang ist es bei der Vorstellung geblieben, "Spree2011" ist zwischen den Behörden zerrieben worden. Nun aber soll es losgehen, in einer abgespeckten Variante. "Wir freuen uns, dass es nun endlich grünes Licht gibt", sagt der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan Natz. Das Unternehmen soll das Projekt betreiben.
Die Idee ist einfach: Wenn in Berlin die Kanalisation voll ist, werden innerhalb des S-Bahn-Rings Regen und Schmutzwasser in die Spree geleitet. An die Überlaufrohre sollen nun Tanks angeschlossen werden, die das Wasser sammeln und zu gegebener Zeit zurück in die Kanalisation pumpen. Los geht es mit einer Testanlage im Osthafen, die 500 Kubikmeter Wasser fasst. Gefördert vom Bundesforschungsministerium, soll sie zwei Jahre lang in Betrieb sein. Die Entwickler schätzen, dass das Reservoir bis zu 30 Mal im Jahr volllaufen wird. Bewährt sich "Spree2011", soll in zwei Jahren neu verhandelt werden. Allein zwischen Elsenbrücke und Schleuse Mühlendamm gibt es nämlich 14 Auslässe - noch also gelangt jede Menge Dreck in die Spree.
Sehen werden die Berliner die unterirdische Reinigungsanlage kaum. Zwei Stahlträger sollen oberhalb der Wasserfläche angebracht werden, um den Tank am Boden zu halten. Das ist auch der Wermutstropfen für die Projektentwickler: Sie träumten von einer Insel, schwimmenden Bars und Liegeplätzen auf den Tanks.
Von Umweltschützern sind Steeg und seine Mitarbeiter bei der Vorstellung des Projekts vor vier Jahren deswegen kritisiert worden. Der BUND etwa hatte befürchtet, der Fluss werde als Event missbraucht. Hinter den jahrelangen Verzögerungen hingegen steckt die landeseigene Behala: Sie will keinen Tank vor ihren Hafengrundstücken - aus Angst vor einer Wertminderung. Inzwischen seien die Verträge aber unterschrieben, alle Unterlagen bei den zuständigen Behörden eingereicht, sagt Steeg. "Bis April werden wir damit durch sein."
"Spree2011" ginge damit wenigstens 2011 los, auch wenn der Name ursprünglich den Beginn der innerstädtischen Badesaison markieren sollte. Andere Metropolen werden das Projekt aufmerksam beobachten; auch auf der Weltausstellung in Schanghai 2010 hatte Steeg dafür geworben. Paris und London liegen ebenfalls an Flüssen - und gäben viel darum, sie als Lebensadern neu zu entdecken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!