piwik no script img

Protest in Stuttgarts GerichtenDie Bühne des Buhs

Abseits der Straße hat sich in Stuttgart eine Protestform entwickelt, die ganze Behörden belästigt: Bahnhofs-Gegner johlen und klatschen in den Gerichtssälen.

Stellt das Gericht auf den Kopf: Cecile Lecomte. Bild: dpa

STUTTGART taz | Eine "Farce" seien diese Prozesse, tuschelt einer in der dritten Reihe. "Nur weil sie ein bisschen demonstriert haben. Das ist doch eine Schweinerei", ruft eine andere, noch ehe der Prozess hier im Sitzungsaal 1 des Amtsgerichts Stuttgart beginnt. "Wenn Sie dann bitte Ihre Handys auf lautlos stellen", bittet ein Justizbeamter höflich. "Wie geht das?", antwortet ein Mann aus dem Publikum. Pure Provokation.

Hier in den Publikumsreihen hockt der vielleicht gefürchtetste Mob der Stadt. 67 Demonstranten, das ist seine maximale Größe, denn mehr Sitzplätze gibt es nicht. Ein junger Mann mit rotem Irokesenschnitt sitzt da, ein älterer Herr mit einem Fahrradhelm, einige mit Piratentüchern auf dem Kopf, andere barfuß. Parkschützer-T-Shirts und Protest-Accessoires gehören zu ihrer Standardausrüstung. Und viele hier sind Dauergäste. Denn nachdem die Straßen erkämpft, die Baustellen blockiert sind, selbst das Parlament erobert ist, gibt es in Baden-Württembergs Landeshauptstadt einen neuen Volkssport: den Widerstand im Gerichtssaal.

Da schlendert der Uli herein. "Hey Uli", rufen ein paar. Uli kommt, weil gleich wieder eine Verhandlung beginnt gegen zwei, die auch gegen Stuttgart 21 sind. Vorne sitzen die Angeklagten. Und auf den Zuschauerstühlen fühlen sich alle mitangeklagt. Wie immer lautet die Losung: Alle gegen Staatsanwalt und Richterin.

Niemand bezweifelt, dass sie da hingen

Im aktuellen Verfahren stehen Cecile Lecomte, 29, und der Heidelberger Robin-Wood-Aktivist Arne Kersting, 25, wegen Hausfriedensbruchs vor Gericht, weil sie sich am 30. August 2010 aus Protest gegen den Neubau vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof an einen Bagger gekettet haben. Es geht um die Anzahl der Tagessätze. Niemand bezweifelt, dass die zwei da hingen. Auch sie selbst tun es nicht. Aber geht es hier um etwas anderes: um die Repolitisierung des Gerichtssaals.

Lecomte, die für ihre Kletter- und Blockadekünste berühmte Vollzeitaktivistin, Spitzname Eichhörnchen, sitzt links auf der Anklagebank vor den holzvertäfelten Wänden. Vor ihr auf dem Tisch hat sie drei braune, weiche Kuscheleichhörnchen postiert. Sie ist ein Paradebeispiel für die Kunst, aus Gerichtsprozessen Polittheater zu machen. Gegen den Staat, von dem sie ziemlich oft angeklagt wird, verteidigt sie sich ohne Anwalt selbst: Kackfrech, respektlos, aber kundig.

"Wenn die Richterin am ersten Prozesstag sagt, sie lasse sich die Prozessführung nicht aus der Hand nehmen, dann hat sie verstanden, wohin wir wollen", erklärt Lecomte.

Es ist bereits der dritte Verhandlungstag. Und die Richterin sagt Sätze wie: "Entschuldigen Sie, Frau Lecomte, aber auch ich habe ein Recht, hier zu sprechen." Da lachen sie dann auf den Zuschauerbänken. Da klopfen sie sich auf die Schenkel.

In Dannenberg ließ ein Richter einmal all die Anhänger von Lecomte aus dem Gerichtssaal tragen, weil sie störten. In Frankfurt warfen ihre Sympathisanten Flummis gegen eine Sicherheitsscheibe, die Prozessprotagonisten vom Publikum trennte. Sie beschrifteten die Glaswand mit Kreide. Als sich Richter und Staatsanwaltschaft wegen der Sachbeschädigung empörten, stellte Lecomte den Antrag, prüfen zu lassen, ob hier überhaupt eine "dauerhafte Substanzbeschädigung" vorliege. "Kreative Prozessführung" nennt sie das. "Es geht darum, in die Offensive zu kommen." Für Lecomte ist das nichts Neues. Und in Stuttgart wird diese Offensive derzeit zum Normalfall.

Banane? Gerne!

Mehrere tausend Strafverfahren hat allein der Streit um das umstrittene Bauprojekt Stuttgart 21 nun schon mit sich gebracht. Hunderte von ihnen landen vor Gericht. Jede Woche gibt es mehrere Prozesstermine. Und von den Straßen strömen S-21-Gegner inzwischen direkt in die Gerichtssäle. Dort wollen sie ein Wörtchen mitreden. Auf dem Tisch vor der Angeklagten liegt eine große Bananenstaude, in der vorletzten Zuschauerreihe beißt gerade einer demonstrativ in seine Banane. "Gerichte sind zum Essen da!", ruft er. Es ist ein eingespieltes Bild, das sagen soll: Auf dem grüngrauen Teppich dieses Saals treffen die Stuttgarter auf die Bananenrepublik, die sie verachten. Also rufen sie dazwischen, grölen, lachen die Richterin aus. Wenn die Urteile im Namen des Volkes ergehen, johlen oder buhen sie. Das hier ist ja irgendwie ihre Justiz, die dürfen sie ja wohl noch beschimpfen.

"Weder Beifalls- noch Missfallensbekundungen werden hier geduldet", erklärt die Richterin. "Ich sage das jedes Mal. Einige von Ihnen sind ja öfters hier. Sie müssten das doch wissen." Doch ihre Mahnung verhallt ungehört. Wenn der Staatsanwalt etwas sagen will, wird zurückgepoltert. Also geht es im Sitzungssaal 1 - natürlich - wieder heiß her. "Schreien Sie nicht so!", schreit der Staatsanwalt. "Schreien SIE nicht so!", schreit das Publikum. "Ich schreie nicht!", schreit die Angeklagte. "Hier wird nicht geschrien", sagt die Richterin. In der Kantine gibt es derweil Maultaschen für 5,30 Euro. An der Tür der Besuchertoilette verkündet ein Sticker: "Rebellion ist gerechtfertigt!"

Kühl und souverän schaut die Richterin in die Ferne, der Staatsanwalt spielt mit seinem Stift, während die beiden Angeklagten etliche formale Rügen formulieren, Befangenheits- und dutzende Beweisanträge stellen. Immer wieder beantragen sie zwischendurch eine Unterbrechung. Zum Pinkeln, zum Denken, zum Luftschnappen.

In den Prozesspausen jongliert im Gerichtsflur in der Hauffstraße 5 einer von den Barfüßigen mit neongrünen Tennisbällen. Wenn hier einer den Prozess führt, dann die Aktivisten. Eigentlich nehmen sie nur ihre Rechte wahr. Aber sie tun es so exzessiv, dass aus dem Prozess ein demokratisches Experiment wird: Es kommt nicht auf das Urteil der Richterin an. Es kommt auf das Urteil der Zuschauer an.

Ende der 80er war das anders

Sieben Stunden wird der Prozesstag am Ende gedauert haben. Dreißig Tagessätze, lautet dann das Urteil, für Lecomte jeweils zu acht Euro, für Kersting zu zehn.

"Tatsache ist, dass wir kaum Erfahrungen mit dieser Art von Öffentlichkeit haben. Einen solch großen Andrang in den Gerichtssälen aufgrund eines gesellschaftlichen Konflikts hatten wir hier in Stuttgart zuvor nicht", sagt Bernhard Häußler. Selbst Ende der 80er Jahre, als Nachrüstungsgegner es mit der Justiz zu tun bekamen, sei das anders gewesen, erinnert er sich.

Bernhard Häußler ist der zuständige Oberstaatsanwalt für politisch motivierte Straftaten. Bundesweit wurde er bekannt, als seine Staatsanwaltschaft in Stuttgart gegen Punks vorging, weil diese Aufnäher mit durchgestrichenen Hakenkreuzen trugen: Nutzung verfassungsfeindlicher Symbole warfen Häußlers Leute ihnen vor. In der Stadt hat Häußler viele Feinde. Er sei ein Büttel des abgewählten Systems behaupten Demonstranten. Wenn Bernhard Häußler den Gerichtssaal betritt, dann buhen die Leute ihn aus. "Ich bin das mittlerweile gewöhnt", sagt er.

Die Popularisierung der Stuttgarter Justiz - viele können sich an diese Selbstermächtigung kaum gewöhnen. "Beängstigend", sagt eine Gerichtssekretärin, sei das, was da in letzter Zeit passiere. Auch, weil der Protest gar nicht nur von jungen Leuten ausgehe, sondern von vielen Älteren.

Neue Herausforderung

Demonstrationsrecht? Klar. Sitzblockaden? Na logo. Aber was macht der gesellschaftliche Konflikt um Stuttgart 21 mit der Justiz? Der neue Minister dieses Ressorts, SPD-Mann Rainer Stickelberger, möchte dazu nichts sagen. Die Justiz sei unabhängig, heißt es aus seinem Büro. Ist sie es denn wirklich noch? Oder sorgt - im Gegenteil - vielleicht gerade das wiederbelebte Interesse an der Rechtsprechung für eine kritische Öffentlichkeit, für eine Demokratisierung der Justiz? Fragen, auf die ein Minister, antworten können sollte.

"Die Öffentlichkeit ist ein wichtiges Instrument der Kontrolle", sagt Staatsanwalt Häußler. "Normalerweise leidet die Justiz unter einem sehr geringen Interesse der Öffentlichkeit." Hier in den Gerichtssälen aber, sagt Häußler, sei sie inzwischen oft ein Instrument der Kommentierung geworden. "Das ist bedenklich", stellt er fest. Und ein Lokalreporter wirft ein: "Wenn das so weiter geht, dann können wir bald in TED-Umfragen klären lassen, wer Recht bekommen soll."

Cecile Lecomte sieht das pragmatisch: "Solange sich die Richterin mit uns beschäftigt, kann sie keine anderen verknacken." Ein Mann in Reihe zwei sagt süffisant: "Wenn man doch eh schon bestraft wird, kann man es sich wenigstens schön machen."

Er findet es prima, wie das hier vor Gericht in Stuttgart läuft. Morgens noch nahm er an einer Sitzblockade teil. Am Mittag hat er am baden-württembergischen Landtag demonstriert. Der ganze Nachmittag war für Prozessprotest geblockt. Das ist jetzt ein Riesending hier.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

25 Kommentare

 / 
  • Tja, und heute 6 Jahre später benutzen die Reichsbürger die gleiche Taktik...

     

    Auch das man Wahlkampfveranstaltungen mit Trillerpfeifen stört haben die rechten Wutbürger von den linken S21 Wutbürgern gelernt...

  • WF
    Werner Fröhlich

    Dieser Häußler gibt den Freisler und das viele staatstragende Volk hier auf der Seite macht auf Rechtsstaat?

    Merken die noch was, oder kriegen die Geld dafür?

  • PU
    Parkschützer und Prozeßbeobachter

    Als Beobachter des Prozesses kann ich sagen, daß der Artikel zwar weitgehend korrekt ist, aber nur 5% der Wirklichkeit wiedergibt. Nur die paar Dutzend Zuschauer im Gericht können ihn richtig einordnen, für die ist er aber nicht gedacht. Und mit dieser Absicht ordnet sich die taz unter Spiegel Online und nicht mehr arg weit über dem Stürmer Offline ein. Pfui!

     

    Im Gerichtssaal herrschten über den siebenstündigen Verhandlungstag Temperaturen von über 27 Grad. In den kurzen Unterbrechungen (nicht Pausen für die Angeklagten!, die mußten in der Zeit nämlich rechtssichere Schriftstücke im überhitzten Saal formulieren) wurde der Saal nach der Hauptverkehrsstraße hin gelüftet. Dort steht übrigens die Meßstation mit Deutschlands oder gar Europas höchster Feinstaubkonzentration. Selbst als Zuschauer, der nur dasitzen mußte war das schon mit den Unterbrechungne, die man nach draußen gehen konnte, unerträglich. Für die Angeklagten eine durchaus gegebene Einschränkung ihrer Verteidigungsfähigkeit.

     

    Der Staatsanwalt hat bei der Befragung der Zeugen durch die Angeklagte die Prozeßführung übernommen. Er unterbrach jede ihrer Fragen sofort und schneidend und verhinderte die Beantwortung durch den Zeugen. Die Richterin stimmte ihm mit einem gelegentlichen "genau!" zu.

     

    Am Ende beim Plädoyer empörte sich genau derselbe Staatsanwalt, daß das Publikum seine haarsträubenden Falschaussagen vernehmbar kommentierte. Zum Beispiel behauptete er wahrheitswidrig, die Angeklagten wären ohne Sicherung in 10 Meter Höhe herumgeturnt. Das am vorigen Verhandlungstag gezeigte Beweisvideo der Polizei hat er wegen Abwesenheit nicht gesehen, ebenso wie eine private Aufnahme, die für jeden Laien deutlich erkennbar zeigt, daß das SEK bewußt und vorsätzlich das Leben der Baggerbesetzer gefährdet hat, indem es einfach das Sicherungsseil durchschnitt und sie dann - nachdem sie eine Nacht durchgeforen dort saßen - vom rutschigen Baggerarm auf die wackelige Hebebühne zerrten. In 10 Meter Höhe, wohlgemerkt. Ein Staatsanwalt, der derartige Sachverhalte nicht wahrnimmt, wird sich kaum um juristische Feinheiten kümmern, geschweige denn um die ihm auch gesetzlich vorgeschriebene Entlastung der Angeklagten.

  • M
    mokdo

    Jottka, der Mann der sich an den Bagger gekettet hat, hat eine Geldstrafe von 240 € bekommen. Was ist dennn daran drakonisch.

    Der Ausfall der Bauarbeiten war bestimmt um ein vielfaches höher.

  • M
    mokdo

    Häußler, es ist in Deutschland doch gar nicht möglich das die Polizei darüber entscheidet was eine Straftat ist oder nicht. Wenn ich bei der Polizei eine Strafanzeige aufgebe muss die Staatsanwaltschaft entscheiden ob es zu einer Anklage kommt, die Polizei kann die Annahme gar nicht verweigern.

    Es gibt ganz eindeutig eine Gewaltenteilung in der Justiz.

  • AG
    Aufrechter Gang

    Der Artikel ist erschreckend einseitig und verletzt die journalistische Sorgfaltspflicht, weil offenbar in keiner Weise reflektiert wird, welche Rolle Generalstaatsanwalt Häussler hier in Stuttgart spielt und dass die Ereignisse im Gerichtssaal eine direkte Folge seines Verhaltens sind. In Stuttgart werden Gegner verfolgt weil sie ihr Recht auf friedlichen Widerstand wahrnehmen. Die unsägliche, gewaltsame Räumung des Schlossgartens, die ich mit eigenen Augen verfolgen musste und die in den Videoaufnahmen noch vergleichseweise harmlos rüberkommt ist dagegen überhaupt gar nicht angemesen juristisch aufgearbeitet. Hier setzt der alte schwarze Filz seine politische Verfolgung des Widerstands gegen ein nur durch Korruption erklärbares Wahnsinnsprojekt fort, eine kreative Verschleppung und Störung dieser Unrechtsprozesse ist der Situation einfach nur angemessen. Die Sichtweise des Autors ist genau so naiv wie einseitig und er muss sich fragen lassen, was für Leute er damit eigentlich unterstützen will. Obrigkeitshörigkeit war gestern, zumindest in Stuttgart und bei der taz sollte man das eigentlich auch verstanden haben.

  • B
    Blubb

    Schade nur, dass genau diejenigen, die im Gerichtssaal Stunk machen, in anderen Situationen von Mitbürgern und Betrieben die 100%ige Einhaltung des Rechts verlangen (Feinstaubplakette usw...). Nur wenns um die Anliegen ihresgleichen geht, sind sie kulant. Würden z.B. Menschen im Schlossgarten zelten, die nichts gegen S21 hätten, dann wären die Gerichtssaalmotzer die ersten, die für eine sofortige Entfernung dieser Zelte plädieren würden. Traurig.

  • GJ
    German JaCobi

    Sobald Deutschland begreift, daß die Justiz wesentlich mehr Einfluß hat auf das Verhalten aller als die Politik, und Politikern nie Direktiven gelingen werden, die Plagegeister, Scherenspreizer und allen anderen Krisenmonstermäster zu rechtschaffenen Bürgern machen, könnten Richtstätten zu festen Klamaukeinrichtungen werden, die mehr Spaß machen als das, was den Medien jetzt noch einfällt.

     

    Die große Mehrheit der Bürger, die tut, was man ihr sagt, auch wenn sie vielleicht mal zu schnell fährt oder zu lange parkt, ist es nicht, die unser Land mit immer neuen Belastungen und Krisen beutelt. Es ist eine Minderheit, die den Hals nicht voll genug bekommen kann und von Juristen nicht gebremst wird! Und greift man die an, bekommt die Justiz neue Arbeit, die auch ganz anders ablaufen kann als bisher, damit das, was die Justiz kostet, wenigstens noch etwas Vergnügen für's Volk abwirft ...

  • BL
    Berthild Lorenz

    Was bitte ist RECHT und wem nutzt es wann?

  • M
    Mutbürger

    Nach diesem hetzerischen, diffamierenden Pamphlet darf man also getrost allen S21-Gegnern -

     

    auch denen, die am 30.09.2010 Opfer polizeilicher Gewalt geworden sind, ohne dass sich irgendein Staatsanwalt dafür bis jetzt in vergleichbarer Weise interessiert hätte -

     

    nachdrücklich enmpfehlen, auch von jeder finanziellen Unterstützung für die taz abzusehen.

  • AW
    A Wemmer, Stuttgart

    Ich habe den Prozess am Dienstag im Stuttgarter Amtsgericht als (fast stummer) Beobachter ebenfalls verfolgt.

     

    Das beschriebene Stimmungsbild des Autors deckt sich teilweise mit meinem Erleben.

     

    Ja, es gab einige Störungen und Respektlosigkeiten von Seiten des Publikums. Dennoch sind hier die wenigen Vorkommnisse aus sechs Stunden Prozess so verdichtet, dass ein verzerrender Eindruck entsteht. Von Verhältnissen wie in der Serie "Königlich Bayrisches Amtsgericht" konnte keine Rede sein.

     

    Die Szenen im Gerichtssaal erinnerten bisweilen eher an den täglichen Kleinkrieg einer deutschen Bürgerfamilie. Die autoritären Eltern (Richterin und Staatsanwalt) gegen ihre pubertierenden, aufsässigen Kinder (Die Angeklagten). In Anbetracht des gebotenen "Sozialstückes" sind die emotionalen Äußerungen beim Publikum doch zurückhaltend geblieben.

     

    Unerwähnt bleibt auch, dass die Richterin und der Oberstaatsanwalt Ihre juristische Überlegenheit bündelten und im Schulterschluss gegen die Angeklagten arrogant ausspielten.

     

    Die Bitte von Frau Lecomte um eine längere Pause war zu dem betreffenden Zeitpunkt durchaus berechtigt. Die Richterin lehnte ab, obwohl die Verteidigungsfähigkeit der Angeklagten, die schließlich keinen Verteidiger hatten, offensichtlich litt.

  • A
    Atrocity

    Haben die eigentlich alle nichts zu tun? Arbeit, studieren oder so etwas?

     

    Klar dürfen die Ihre meinung sagen...

     

    Aber ich bin der Meinung das man endlich mal die Behinderungen aufgeben sollte damit endlich mal richtig mit dem bau angefangen werden kann. Sonst wird S21 ja nie fertig.

     

    Ich warte nun seit über 15 Jahren dass das endlich fertig wird, habe in der 5. Klasse einen Aufsatz darüber geschrieben wie cool S21 wird und das es bald losgeht... und nun 15 Jahre später zoffen sich die Leute weil sie angeblich von nix wussten? Lächerlich! xD

  • R
    Reinhard

    Oberstaatsanwalt Häußler hat den Polizeieinsatz am 30.09.2011 gegen die Stuttgarter Bürger im Park über die Gesamte Dauer hin begleitet.

    Oberstaatsamwalt Häußler bekam danach die Aufgabe, die Rechtmäßigkeit dieses Einsatzes zu beurteilen.

    Obersstaatsanwalt Häußler hatte unter Mappus bisher keine Probleme damit, diese sich widersprechenden Aufträge in Personalunion auszuführen.

    Im Gegensatz zu Richtern ist die Staatsanwaltschaft den Anweisungen der Politik unterstellt.

    Wen wundert bei solchen Zuständen das Theater im Gerichtssaal. Die Richter tun mir allerdings leid.

  • B
    Blubb

    Das kenne ich auch noch, so ähnlich haben wirs damals auch gemacht und kamen uns ziemlich toll dabei vor. Den peinlichen Scheiss haben wir dann aber irgendwann ab der 6. Klasse bleiben lassen.

  • BS
    Bürgerin S.

    Netter Bericht. Ich saß vier Plätze schräg hinter Herrn Kaul. Er hat nur zum Teil Recht. Über lange Zeiträume war es sehr ruhig im Saal. Herr Kaul hat auch vergessen zu erwähnen, dass es sich die Justiz in Stuttgart sehr leicht macht, mit einem Verfahren gegen Stuttgart21-Gegner. Wer hat das Hausrecht und eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch abzulassen? Egal... Verfahrensfehler? Egal...Herr Häußler ist nicht irgendwer, Herr Häußler ist der OBERSTAATSANWALT, der es sich zum Hobby gemacht hat, S21-Gegner persönlich zu bekämpfen. Mörder aus dem Dritten Reich lässt er dafür frei herumlaufen - ohne Anklage - weil er keine Zeit hat - wegen der vielen S21-Prozesse. Her Häüßler hat es sich gestern nicht nehmen lassen, um 7.00 Uhr morgens persönlich bei der Räumung einer Sitzblockade anwesend zu sein. Die Blockierer sind nach der Aufforderung zu gehen gegangen, keiner musste weggetragen werden - Herr Häußler hat persönlich dafür gesorgt, dass alle eine Anzeige wegen Nötigung erhalten - so sorgt Herr Häußler höchstselbst für Nachschub - und deshalb fehlt manch Stuttgart 21-Gegner vielleicht ein bisschen der Respekt vor unserem Gericht. - Übrigens: Herr Häußler schlief mehrmals ein bei der Verhandlung....

  • RB
    Rainer Baumann

    Großartig! Die Leute wachen endlich auf.

    Aber die Maultaschen in der Kantine sind zu teuer.

    Ein Alt68er.

  • DG
    Demokratische Grundsätze

    Nett, wie diese Fun-SA versucht unseren Rechtsstaat auszuhebeln. Wird mal wieder Zeit, dass von "der Strasse" auf die Justiz Druck ausgeübt wird.

  • M
    Marcus

    Es ist schon echt schlimm was da scheinbar Berufschaoten für eine Show auf Kosten der Menschen abziehen, die das alles Bezahlen... überall wird gspart...Jugendclubs werden geschlossen, Familien-hilfe wird gekürzt, H4- ler werden geknechtet und gelangweilte Selbstdarsteller Kosten Geld...! SUper...das ist kein demokratisches und soziales Verhalten!

     

    Eine Schande für alle S21- Aktivisten!

  • W
    Westberliner

    Klasse, unbedingt weitermachen. Meine Sympathie habt ihr in Stuttgart, in den Stuttgarter Gerichtssälen und anderswo.

     

    Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.

  • J
    Jottka

    Eine wunderbare Sache! Das ist ja nichts anderes als eine juristische Sitzblockade. So bleiben noch mehr Verfahren liegen, die laufenden werden verschleppt und die Justiz wird immer ineffizienter, was hoffentlich iiirgendwann mal zu mehr Justiz-Personal führt und dann dem ganzen Volk dient.

     

    Denn scheinbar ist es wichtiger, an Leuten ein Exempel zu statuieren als sich mal um ganz alltägliche Fälle zu kümmern. Kettet sich jemand an einen Bagger/an ein Gleis/whatever, verzögert er Bauarbeiten um 1-2 Stunden und soll dafür drakonisch bestraft werden. Just nach dem Regierungswechsel in BaWü kommt dann der Baustopp von Seiten der Bahn. Wo sind jetzt plötzlich die horrenden Kosten, mit denen immer argumentiert wird?

     

    Nach vorherrschender Logik kann man natürlich gleich den halben Gerichtssaal renovieren lassen weil ein Gummiball gegen eine Glasscheibe gedopst ist.

    Ich warte nur noch darauf, dass Wetter verboten wird weil es – wenn besonders kalt oder besonders heißt – zu Sachbeschädigung führt. Schildbürgerstreiche in Reinstkultur.

     

    Täter wird man aus Not oder Überzeugung. Da hilft keine Strafandrohung als Abschreckung … sonst wären Länder mit Todesstrafe jawohl Musterländer.

  • SW
    Stefan Weinert

    Prozesse als "Farce" zu bezeichnen, Staatsanwaälte als "Büttel"... Das kenne ich eher von Verhandlungen gegen Skinheads und Rechtsradikale. Die Unterschiede verschwimmen, wenn die Gemeinsamkeiten zunehmen!

     

    Wahrscheinlich werden einige von denen, die sich jetzt noch als legitime Nachfolger der APO betrachten nach einem (gescheiterten) Quorum gegen Stuttgart 21 die undemokratische Mehrheit der Bevölkerung anprangern, die unverschämter Weise nicht so abgestimmt hat, wie es von den "Guten" vorgesehen war. Ob sie es dann akzeptieren werden - wo sie doch so sehr auf einer "Volksjustiz" beharren? Man wird wohl den einen oder anderen (in bester APO-Manier) mit Brandsätzen wiedersehen - Geschichte wiederholt sich.

     

    P.s.: Die letzte deutsche Justiz, die den Volkswillen zur Urteilsgrundlage machte, nannte sich Volksgerichtshof. Hier wird sich hoffentlich Geschichte nicht wiederholen!

  • H
    Häußler

    Dieser Oberstaatsanwalt gehört abgesetzt, sofort.

    Beispiele?

    - Gestern war bei einer Blockade dieser etwas kleinere und rundere Staatsanwaltschaft anwesend. Die Polizei löste die Blockade auf und hat den Leuten gesagt, sei können ohne Anzeige/Platzverweis gehen. Die Leute waren am Gehen und auf Weisung von Häußler musste die Polizei entgegen ihrem eigenen Versprechen gegen jeden eine Anzeige wegen Verdachts der Nötigung stellen.

    - Mehrere Polizisten(!) wie auch Gegner haben am 30.9.2010 das Vorgehen der Polizei kritisiert bzw. zur Anzeige gebracht, explizit wie Wasserwerfer auf Menschen und Kinder in Bäumen geschossen haben. Diese Szenen findet man bei Google unter "Schwarzer Donnerstag" recht weit oben als Videos wieder. Herr Häußler sagt offen und ehrlich, dass keine Anhaltspunkte für so eine Tat vorliegen würden.

    - Man wird bei einer friedlichen Blockade weggetragen und bekommt von 2 Polizisten erst eins in die Fresse und dann eins auf den Knöchel. Anzeige gegen beide Beamte verlief im Sand, ein Beamter konnte trotz FullHD Aufnahme nicht ermittelt werden obwohl die Kollegin daneben namentlich bekannt war.

     

    Tja, und hier bei den großen Medien berichtet man ständig über die vielen Anzeigen gegen Gegner. Aber vom 30.9. kommt nix, nada, niente.

     

    Der Häußler ist entweder überfordert oder z.B. alkoholkrank in meinen Augen - jedenfalls kommt mir so sein Verhalten vor und ich will ihm nichts unterstellen. Überflüssig und tendenziell demokratieschädigend mit seinen Aussagen und seinen Taten.

  • S
    schorsch

    Der sehr ehrenwerte Staatsanwalt H. in St. findet nicht ausreichend Zeit, Nazi-Verbrecher vor Gericht zu stellen.

     

    Aber für die S21-Gegner hat er jeden Tag Zeit.

     

    Auch die "Körperverletzer im Amt" - einige jetzt ja nicht mehr ... - vom 30.09.2010 gehen völlig am Gericht vorbei.

     

    Komisch.

     

    Aber vielleicht gibt es ja bald einen anderen Staatsanwalt. Zeit wär's.

  • F
    fakecora

    Der Zweck heiligt nicht alle Mittel. Man muss immer bedenken das solche Mittel auch von anderen, weniger sympathischen Gruppierungen eingesetzt werden können.

     

    Wenn das häufiger vorkommt, zieht das allerhöchstens eine Verschärfung des Prozessrechts mit sich, was wiederum der Demokratie an und für sich, Schaden könnte.

  • C
    Chris

    Willkommen in Kretschmanns neuer Bürgergesellschaft!