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Kommentar Wahl in der TürkeiErdogans Platz in der Geschichte

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Erdogan ist Wahlsieger, doch der angestrebte Durchmarsch zu einem Diktator auf Zeit ist gestoppt. Bleibt eine Mission: die Lösung des Konflikts mit den Kurden.

Der mächtigste Ministerpräsident, den die Türkei je hatte: Tayyip Erdogan. Bild: dpa

T ayyip Erdogan, der mächtigste Ministerpräsident, den die Türkei je hatte, hat es nicht geschafft, bei der Wahl am Sonntag eine verfassungsändernde Mehrheit für seine Partei einzufahren. Er hat zwar zum dritten Mal hintereinander gewonnen und nahezu jede zweite Wählerstimme für sich verbuchen können, doch sein angestrebter Durchmarsch zu einem Diktator auf Zeit ist gestoppt.

Der heute 57-jährige Erdogan wollte zur Krönung seiner Laufbahn sich zum Präsidenten wählen lassen - vorausgesetzt, er kann das heute eher repräsentative Präsidentenamt per Verfassungsänderung zur Machtzentrale nach französischem Vorbild umbauen. Daraus wird nun nichts und Erdogan muss sich überlegen, was er nun mit seiner Macht anfängt.

Die alten Eliten der kemalistischen Republik hat er geschleift, das Militär ist wohl endgültig entmachtet. Sein ursprüngliches Projekt, die Türkei in die EU zu führen, ist an der politischen Kurzsichtigkeit von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gescheitert. Erdogan ist aber die türkische Innenpolitik längst zu eng geworden. Da Europa ihn nicht haben will, versucht er es nun im Nahen Osten. Die Türkei soll die Führungsmacht zwischen Sarajevo und Kairo werden.

taz

JÜRGEN GOTTSCHLICH ist Türkei-Korrespondent der taz.

Ob er angesichts der neuen Zusammensetzung des Parlaments noch die nötige Leidenschaft für eine neue Verfassung aufbringt, dürfte zweifelhaft sein. Es bleibt aber eine Mission, die ihn tatsächlich zu einer Art neuer Gründervater einer modernen Türkei machen würde: die Lösung des Konflikts mit der kurdischen Minderheit.

Nichts hat der Türkei und den Menschen in der Türkei mehr geschadet als der blutige Krieg zwischen der Armee und den kurdischen Nationalisten. Erdogan hätte die Macht, diesen Krieg durch einen echten Kompromiss zu beenden. Damit hätte er auch einen Platz in der Geschichte.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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9 Kommentare

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  • S
    sedat

    angestrebter durchmarsch zu einem diktator auf zeit?

     

    dieser satz allein disqualifiziert den ganzen artikel.

     

    die demokratisierung der türkei in den letzten 8 jahren unter der akp-regierung sind offensichtlich und widerlegen den behaupteten wunsch, eine diktatur zu errichten.

     

    jetzt mal ernsthaft, wie kann man nur so etwas unqualifiziertes von sich geben?

     

    die taz scheint tatsächlich das zweite boulevardblatt deutschlands zu sein. denn solche unqualifizierten bemerkungen waren wir bisher nur von der anderen großen boulevard"zeitung" deutschlands gewohnt.

     

    ps. tee

  • S
    sedat

    angestrebter durchmarsch zu einem diktator auf zeit?

     

    dieser satz allein disqualifiziert den ganzen artikel.

     

    die demokratisierung der türkei in den letzten 8 jahren unter der akp-regierung sind offensichtlich und widerlegen den behaupteten wunsch, eine diktatur zu errichten.

     

    jetzt mal ernsthaft, wie kann man nur so etwas unqualifiziertes von sich geben?

     

    die taz scheint tatsächlich das zweite boulevardblatt deutschlands zu sein. denn solche unqualifizierten bemerkungen waren wir bisher nur von der anderen großen boulevard"zeitung" deutschlands gewohnt.

     

    ps. glas

  • O
    Onure

    Ist es eigentlich Euch allen klar, dass es sich hier um ein "Kommentar" eines Jornalisten zu einem spezifischen Thema handelt? DAbei geht es nicht um seine Obejektivität, sondern gerade eben um seine Subjektivität und seine Erfahrung in der Materie. Außerdem finde ich die Berichterstattung in Deutschland bezüglich der Wahlen sehr objektiv vor allem im Vergleich mit den türkischen Medien, die nichts anderes als LAgerkämpfe unterstützen und ebenso wie die Politiker an der Situation in Lande verantwortlich sind. Anderseits muss man auch verstehen, dass jedes Medium ein gewisse politische Kultur mit sich trägt und in dem Fall von der Taz ist es eine linksgerichtete Kultur. Deswegen muss man auch verstehen,dass man Erdogan nicht nur loben wird. Wenn wir über seine Wiederwahl reden wollen, könnta man sagen, dass das Volk das Beste unter den schlechten Alternativen gewählt hat. Erdogan ist wie fast alle anderen in dem Land polarisierender und populistischer Politiker. Tortzdem muss man anerkennen, dass diese Regierung nach dem Putsch von 1980 die erste gewesen ist, die proaktiv einige wichige Probleme des Volkes gelöst hat. z.B. wurde das öffentliche Gesundheitswesen in der Tat für den kleinen Mann zugänglich gemacht. Außerdem sind die wirtschaftlichen Wachstumszahlen in den letzten 10 Jahren Rekordwellen geschlagen, was aber wiederum zu dem guten Krisenmanagement der Vorgängerregierung vor 2002 unter der Führung des sozialdemokratischen Weltbänker und damaligen Finanzminister KEmal DErvis zurückzuführen ist.

    Es ist alles nicht schwarz weiß, wie es dargestellt werden möchte. AKP hat tortz der Erfolge andere wichtigen Themen nicht lösen wollen. z.b. wurde die 10% Hürde für die kleineren Parteien nicht aufgehoben. Ich bin mir sehr sicher, dass die Wahlen ganz anders geworden wären, wenn mann statt 10% 5% Stimmengrenze gehabt hätte. Viele Leute hätten auch andere kleinere Parteien gewählt. Fakt ist aber, ob die muslimisch AKP oder die sog. sakuläre CHP konservative und extrem nationalistoische Parteien sind. Ich habe deshalb keine schnellen Hoffnungen für ein Land, wo über 80% der Wähler nationalistische Parteien ausgewählt haben. Vielleicht will das Volk tatsächlich einen starken MAnn a la Putin. Der berühmte türkische Schriftsteler Aziz Nesin hatte diese Fenomen so erklärt, dass 60% der Türken einfach ignorant seien. Nach den Morddrohugen hatte er diese Zahöl nach oben auf 90 korrigiert.

  • S
    SultanMehmet

    Der Wiedererwecker des Osmanischen Reiches wird weiter seine Kreise ziehen...bis zum Endsieg...2023. Das schafft er auch ganz ohne "EU-Christenclub". Die laizitische Türkei Kemal Atatürks schafft er derweil ab.

  • L
    Loewe50

    Murat-Ali-Özgür,

    Gottschlich trifft den Nagel auf den Kopf - ist aber meines Erachtens etwas zu optimistisch. Ich denke, Erdogan hat schon noch einige Karten im Spiel, um sich ein autoritär konstruirtes Präsidialsystem zurechtschneidern zu können: Er kann eventuell einige MHP-Abgeordnete "kaufen" oder einen Deal mit der BDP machen - die nötigen Zugeständnisse an die Kurden gegen eine Zustimmung zu seinem Entwurf einer neuen Verfassung.

     

    Was Murat-Ali-Özgür übersieht: Ich glaube, mehr als die Hälfte der Türken hat gar nichts gegen eine Halbdiktatur.

  • MA
    Monsieur Achie

    Ich kann Ihnen nur Recht geben Herr Ali-Özgür. Das ist eben angeblich freie deutsche Medien. Von einer freien, unabhängigen Medien erwarte ich unabhängige neutrale Berichterstattung. Was Sie als Bericht bringen

    ist eigentlich Müll. Ich stimme ihnen vollkommen zu.

  • C
    correctman

    herr gottschlich hat sich durch viele artikel über die lage in der türkei als kenner der materie und objektiver berichterstatter hervorgetan ... PS: haus.

  • D
    Dieburger

    Stimme voll kommen zu.

  • M
    Murat-Ali-Özgür

    "....doch sein angestrebter Durchmarsch zu einem Diktator auf Zeit ist gestoppt."

     

    Ich frage mich gerade, wo der ehrenwerte Herr Gottschlich diese Information her hat. Aus türkischen Medien bestimmt nicht. Vom türkischen Volk genau so wenig. Denn das hieße ja, das 50% des türkischen Volkes einen Diktator wählen wollte, es aber zu Dumm war, um zu bedenken, dass da ja noch die MHP ein Wörtchen mitzureden hatte.

     

    Mein Vorschlag: Suchen Sie sich neutrale Quellen; verpesten Sie nicht die Stimmung durch so unqualifizierte Aussagen.

     

    PS: An dieser Stelle möchte ich gerne auf den Artikel auf sueddeutsche.de verweisen, die die Sachlage realistischer wiedergibt.

     

    und nochmal PS: Bezeichnend für den Artikel ist, dass ich jetzt "hund" eingeben muss, damit meine Nachricht nicht als Spam durchgeht.