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MenschenhandelZuhälter ändern die Handynummer

Experten bezweifeln die Wirkung des geplantes Gesetzes gegen Zwangsprostitution. Der Entwurf setze an der falschen Stelle an, so die Kritik.

Begründung Zwangsprostitution: Familienministerin Schröder will das Prostitutionsgesetz ändern. Bild: dapd

BERLIN taz | Das von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) geplante Gesetz gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel wird nach Einschätzung von Experten voraussichtlich ins Leere laufen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zwangsprostitution mit einer Zwangskonzessionierung von Prostitutionsstätten eingedämmt werden kann", sagte Barbara Eritt von In Via, der Beratungsstelle für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind, am Mittwoch in Berlin.

Die Einrichtung der Caritas arbeite eng mit der Polizei zusammen, erklärte Eritt. Die Polizei bringe die bei Razzien in Bordellen und Sexklubs gefassten Frauen zu In Via, wo sie soziale und psychische Unterstützung fänden. Eritt: "Die Polizei will an die Täter ran. Aber viele Frauen machen keine Aussage, weil sie sonst um ihr Leben fürchten müssen."

Darüber hinaus arbeiteten die meisten Zwangsprostituierten als Escort-Service: Sie "besuchen" ihre Kunden in Hotels oder in Wohnungen. Wenn das auffliegt, änderten die Zuhälter die Handynummern, über die die Frauen zu buchen sind.

Im Jahr 2009 hat die Polizei 710 Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution ermittelt, 534 Ermittlungsverfahren wurden abgeschlossen. Die meisten Opfer sind Frauen und kommen nicht aus Deutschland. Wurden nach dem Mauerfall vor allem Frauen aus Polen und Russland mit Arbeitsangeboten nach Deutschland gelockt, um sie dann zur Prostitution zu zwingen, sind es jetzt verstärkt Frauen aus Bulgarien, Rumänen und Afrika.

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4 Kommentare

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  • A
    Anonym

    Ich könnte Kotzen wenn ich das lese!!! Der Staat greift absolut nicht ein. Die wissen dih genau was läuft und wer wofür verantwortlich ist! Schaut euch die scheisse mal an wenn ihr mitreden wollt! Wenn menschenhandel nichts mit zwangsprostitution zu tun haben solle, dann frag ich mich wie du das nennen willst wenn man Nacht für Nacht gegen den eigenen Willen seinen Körper muss und keinen Cent davon sieht!

  • A
    Anonym

    Menschenhandel und "Zwangsprostitution" werden leider immer wieder durcheinander gebracht.

    "Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung" betrifft einen Gewaltakt, der nach dem Strafgesetzbuch geahndet werden kann, und nicht die Prostitution.

    Prostitution ist eine freiwillig erbrachte Dienstleistung.

    Und wie verrückt die Berichterstattung ist: die Polizei und viele Medien sprechen ständig von den gepeinigten Frauen in dunklen Kaschemmen die kein Deutsch können. Nun sind es die Frauen im Escortservice oder die, die Hotelbesuche machen: also mit die am besten verdienende Sparte, innerhalb der Prostitution, die die Landesssprache gut beherrschen muß und zudem frei herumfahren.

    Worum geht es hier eigentlich? Das Strafgesetzbuch anzuwenden, wo es angewendet werden sollte, nämlich bei einem Verbrechen, oder darum, das Wort Prostitution immer wieder negativ zu besetzen, damit es auf Teufel komm raus in einer Schmuddelecke bleibt - rechtlos und nicht anerkannt.

  • A
    A.L.

    Es geht um Menschenhandel und Zwangsprostitution - ich denke, dazu braucht es kein Foto von einer so gut wie nackten Frau im Rotlichtschimmer. Nicht in der taz.

  • C
    Claudio

    In diesem Milieu ist ein Eindringen von staatlicher Seite schon sehr schwierig, weil in diesem mit Drohungen und auch körperlicher Gewalt bis hin zum Mord an den Betroffenen oder sogar ihrer Familienangehörigen gearbeitet wird.

    Da diesen in den meisten Fällen auch die Pässe oder ID Cards weggenommen werden, stehen diese Frauen sowieso auf verlorenem Posten und sind auf Gedeih und Verderb den Forderungen ihrer Peiniger und Ausbeuter ausgeliefert.

    Da ist mit Gesetzen wenig auszurichten. Denn es droht meisten noch die Abschiebung aus den jeweiligen Ländern. Diese Praxis müsste erst geändert werden, will man Aussagen gegen die Drahtzieher haben.