Verteidigung von Strauss-Kahn: Der Promi-Retter
Der New Yorker Anwalt Benjamin Brafman ist einer für die aussichtslosen Fälle. Er ist teuer und oft erfolgreich. Er ist der Verteidiger von Dominique Strauss-Kahn.
WASHINGTON taz | "Wir haben substanzielle Informationen über die Klageführerin. Das wird unseres Erachtens den Fall erschüttern", hatte Dominique Strauss-Kahns Verteidiger Benjamin Brafman wenige Tage nach Erhebung der Anklage gegen seinen Mandanten gesagt.
Seither hat die Kanzlei Brafman & Associates, eine der bekanntesten in New York, Energie, Personal und Geld darauf konzentriert, die Biografie einer 32-jährigen Immigrantin aus Guinea zu durchkämmen, die den Weg des ehemaligen IWF-Chefs in einem Zimmer eines Luxushotel gekreuzt hat. Dabei haben sich Brafmans Leute für alles interessiert: für jedes winzige Detail, jede noch so nebensächliche Äußerung, jede Begegnung.
Prominente, so hat Brafman einmal in einem einem Interview mit der Onlinezeitung Lawline erklärt, würden besonders leicht in die Fänge der Justiz geraten, was unter anderem an der Prominentenorientierung der Medien liege. Seine Rolle sei es, "herauszufinden, wie ich den Fall killen kann". Da das vor Anklageerhebung nur selten möglich sei, müsse er dem Gericht zeigen, das es "kein Fall ist".
Da in den USA Staatsanwaltschaften nicht dazu verpflichtet sind, neben belastendem auch den Angeklagten entlastendes Material zu suchen, ist es oft Strategie der Verteidigung, die Glaubwürdigkeit der Zeugen der Anklage zu demontieren. Und dazu hat eine Kanzlei wie Brafman weitaus mehr Möglichkeiten - und kostet entsprechend mehr - als eine Kanzlei für Durchschnittsverdiener.
Brafman, ein relativ kleiner Mann, hat im Gerichtssaal Sätze formuliert wie diesen: "Der Kläger will von dieser Geschichte überzeugen. Ich möchte sechs Inches [15 Zentimeter; d. Red.] größer sein. Keinem von uns beiden wird der Wunsch in Erfüllung gehen."
Mit seiner Mitteln hat Brafman zahlreiche prominente und reiche Mandantinnen und Mandaten aus schier aussichtslosen Situationen herausgeholt. Der Anwalt sagt von sich stolz, dass er vermutlich mehr Menschen vor dem Selbstmord gerettet habe als ein durchschnittlicher Psychiater. Seine Klienten sind überwiegend prominente Männer wie der Rapper P Diddy (Sean Combs), für den er im Jahr 2001 trotz Dutzender belastender Zeugenaussagen einen Freispruch erwirkte.
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