die wahrheit: Der homosexuelle Mann
… und der Papst - das ist keine offizielle Liebesgeschichte, auch wenn es im Geheimen schon mal erotisch geknistert hat zwischen beiden ...
Das zu erzählen gebührt irgendwann einmal der Nachwelt, bis dahin machen Lesben und Schwule mobil gegen den Besuch von Papst Benedikt XVI., der im September nach Berlin kommt. Dass sich die Homosexuellen wieder mal quer stellen, läuft einem ganz besonders zuwider: Henryk M. Broder.
Seit Wochen nützt die Quasselstrippe alle zur Verfügung stehenden medialen Kanäle, um ihrerseits gegen die frechen Homos mobil zu machen. Gerade er, der offen bekennende Hetero, wird Anfang Juni vom Berliner Sender "Radio Eins" zehn Jahre nach Wowereits Coming-out dazu befragt, ob der Politiker damit für die Schwulenemanzipation mehr bewirkt hätte als die jahrzehntelange Schwulenbewegung zuvor. Homo-Experte Broder weiß Bescheid: "Ja, mit Sicherheit", antwortet er und erläutert, wie diese Emanzipation denn ausschaut. Zwar fehle es noch an Homo-Parkplätzen, aber "es gibt inzwischen Gegenden in Berlin, da kommt man sich als Hetero ziemlich verloren vor." Deshalb fordert er einen "Hetero-Pride-Day".
In seiner Meinungs-Kolumne in der Welt darf Broder seine dummdreisten Klischees über Schwule verfeinern und mit dem anstehenden Papst-Besuch verknüpfen. Da stelle sich, so ist in seiner Suada zu lesen, dieses freche Homopack hin und fordere vom Heiligen Vater die Benediktion: "Da er sie nicht von ihrer sexuellen Orientierung erlösen kann, soll er ihnen wenigstens seinen Segen geben." Der Papst, geht es im flapsigen Ton weiter, könne sich schließlich nicht um alles kümmern. Stellt der vielfach ausgezeichnete Publizist sich nur blöde oder ist er wirklich so doof? Die unheilvolle, ja zerstörerische Geschichte zwischen Homosexuellen und der katholischen Kirche ist sattsam bekannt, und der amtierende Papst tut bislang alles dafür, sie fortzusetzen.
Für Broder nichts mehr als Peanuts, zur Meisterschaft mit seinen homophoben Tricks aber gelangt der Blogger schließlich auf seiner Seite "Die Achse des Guten". Da assoziiert er zum Kondomverbot des Papstes: "Hätte er ihnen die Benutzung von Kondomen erlaubt oder gar befohlen, würden sie noch immer leben und pumperlgsund die Bars rund um den Nollendorfplatz abklappern." Dümmer kann man die verheerendste Pest der Neuzeit nicht relativieren.
Broders liebstes Argument für die Blöd- und Borniertheit der Schwulen aber ist sein wiederholter Hinweis, dass sie nichts gegen die Verfolgung und Ermordung der Schwulen in islamischen Staaten unternähmen. Nicht der Papst sei es, so Broder, der Schwule steinige. Damit entlarvt sich der Dampfplauderer endgültig als einer, der nichts verstehen will, wovon er so großmäulig redet. Wer, wenn nicht Lesben und Schwule sind es, die weltweit ihren Protest gegen die dramatische Situation der Homosexuellen im Iran und anderswo zur Sprache und auf die Straße bringen? Henryk M. Broder Seit an Seit mit dem Papst gegen die Homos - was für eine Kumpanei!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Tierkostüme als Gefahr aus dem Westen
Wenn Kinderspiele zum Politikum werden