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Manuel Neuer, der Patzer und die FansDu darfst nicht ins Megafon singen

Als hätten die Ultras der Bayern das geahnt: Kaum steht Neuer im Tor, verliert der FC. Vorausschauend hatten ihm die Ultras schon vorab verbieten lassen, die Fans zu dirigieren.

Jetzt bloß nicht singen: Manuel Neuer. Bild: dapd

BERLIN taz | Wenn Manuel Neuer Mist baut, dann beschäftigt er sich nicht lange damit. "Ich schaue nach vorne. Man muss den Kopf frei haben, deshalb sage ich mir immer: Es geht bei null los." Nach seinem ersten Bundesliga-Spiel für den FC Bayern München muss Neuer, 25, stur nach vorn schauen.

Würde er zurückblicken, sähe er eine Szene aus dem Match gegen Borussia Mönchengladbach: Neuer rennt einem Ball entgegen. Doch der Keeper kommt zu spät. Der gegnerische Angreifer köpft ein. Bayern verliert. Und die Häme Fußball-Deutschlands ist ihnen gewiss: Haha, die Titelaspiranten sind gestolpert, und der 20-Millionen-Einkauf schießt einen kapitalen Bock.

Ja, es mag sogar ein paar Bayern-Fans geben, die sich bestätigt fühlen in ihrer Abneigung gegen den Ex-Schalker. Neuer war bei den Königsblauen so stark verwurzelt, dass er auf eine Vergangenheit als Schalker Extremfan der Ultra-Gruppierung "Buerschenschaft" verweisen kann.

Das hat den Ultras der Bayern, allen voran der "Schickeria", nicht gefallen. Nach Bekanntwerden des Deals protestierten sie in der Münchner Arena mit "Koan Neuer"-Schildchen.

Bei einem Saison-Vorbereitungsspiel des FC Bayern im italienischen Arco entrollte die Fangruppe "Inferno Bavaria" ein Transparent mit der Aufschrift: "Du kannst auch noch so viele Bälle parieren, wir werden dich nie in unserem Trikot akzeptieren."

Der Klub musste den Fan-Protest ernst nehmen. Man setzte sich an einen "runden Tisch". Ergebnis: Die "Schickeria" erlegte Neuer "Verhaltensregeln" auf. Regel 1: Neuer darf nie mit dem Megafon die Fangesänge vorgeben. Regel 2: Neuer darf sich nicht vor die Mannschaft knien und das "Humba"-Lied intonieren. Fünf Regeln umfasst der Ultra-Knigge insgesamt.

Es gibt aber auch Fans, die Neuer mögen. Gemäßigte Fanklubs und solche, die dem Vereinspräsidium nahestehen, haben ihm am Sonntag einen warmen Empfang bereitet. "Forever Manuel Neuer" war da zu lesen. Und: "Neuer ist ein Bayer!"

Das war sicher nett gemeint, ändert aber nichts an der Tatsache, dass der FC Bayern mit null Punkten dasteht. Das passt, denn Manuel Neuer fängt nach Fehlern ja auch "bei null" an.

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3 Kommentare

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  • B
    Björn

    Ja, ein Schalker, der bald nicht mehr gegen seinen ehemaligen Club spielen kann, weil die Schalker hoffentlich bald 2. Liga spielen.

  • C
    Chris04

    War Klasse von Manu. Trotzdem liegt noch viel Arbeit vor ihm. Erst muss er die Bauern in die zweite Liga führen, dann kann er ablösefrei zurück auf Schalke. Glück auf!

  • S
    Schalke-Fan

    Klasse Manu! Weiter so! Er ist und bleibt halt ein echter Schalker.