piwik no script img

Italienische StaatsanleihenChina soll kaufen

Geringe Nachfrage, höhere Zinsen: Italien hatte am Dienstag Mühe, Staatsanleihen an den Mann zu bringen. Die Regierung setzt nun auf Sparmaßnahmen - und chinesische Hilfe.

Steht das Wasser bald bis zum Hals? Italien steht in der Eurokrise nicht gut da. Bild: dpa

ROM dpa/dapd/rtr | Das hoch verschuldete Euro-Land Italien hat sich am Dienstag am Geldmarkt nur zu höheren Zinsen bei geringerer Nachfrage refinanzieren können. Gleichzeitig hat das Finanzministerium weitere Sparmaßnahmen angekündigt und buhlt Medienberichten zufolge offenbar um Unterstützung aus China.

Bei der Versteigerung von Anleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren stieg die Rendite im Vergleich zu einer vorangegangenen Auktion im Juli von 4,93 Prozent auf 5,6 Prozent, wie aus Zahlen der nationalen Schuldenagentur hervorgeht. Die Auktion war 1,28-fach (Juli: 1,93-fach) überzeichnet. Der Erlös der Versteigerung lag bei 3,9 Milliarden Euro und damit am oberen Ende der angepeilten Spanne von 3 bis 4 Milliarden Euro.

An den europäischen Anleihenmärkten sind die Risikoaufschläge für Anleihen des hoch verschuldeten Euro-Landes am Dienstag erneut kräftig gestiegen. Im späten Vormittagshandel legte die Rendite von richtungsweisenden Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren auf 5,717 Prozent zu. Zum Vergleich: Die Rendite der deutschen Staatsanleihe mit gleicher Laufzeit liegt derzeit bei 1,715 Prozent und damit knapp über dem im Handelsverlauf erreichten Rekordtief bei 1,677 Prozent.

Die Regierung wolle in den nächsten Tagen über neue Sparmaßnahmen beraten, teilte am Dienstag Finanz-Staatssekretär Alberto Giorgetti in Rom mit. Gegenstand der Beratungen sei dann auch, was die Regierung tun könne, um die Wirtschaft anzukurbeln. "Die erste große Frage ist Wachstum", sagte Giorgetti. Das von der Regierung bereits beschlossene und vom Senat verabschiedete Sparpaket soll im Lauf der Woche auch im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden.

Unterdessen wurde bekannt, dass der italienische Wirtschaftsminister Giulio Tremonti in der vergangenen Woche mit führenden Investmentvertretern Chinas zusammengekommen ist. Die Wirtschaftszeitungen Wall Street Journal und Financial Times hatten berichtet, Italien habe China um den Ankauf von Staatsanleihen im großen Stil gebeten.

Der Vorsitzende des chinesischen Staatsfonds, Lou Jiwei, habe demnach vergangene Woche in Rom mit dem italienischen Finanzminister Giulio Tremonti entsprechende Gespräche geführt. Das Finanzministerium bestätigte das Treffen, machte aber zum Inhalt der Gespräche keine Angaben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • I
    Immigrant

    China ist das Janus-Gesicht unserer Zeit. Ein sozialistisches Regime, das den Mehrwert aus seiner Wanderarbeiterschaft presst, das sich von Amerikanern, Europäern, Japanern und Auslandschinesen bestechen läßt, damit die man ungestört von den Arbeitsgesetzen die Wanderarbeiterschaft ausbeuten kann. China zerstört die Familienstrukturen der Arbeiterschaft und stigmatisiert und rassifiziert seine Wanderarbeiterschaft, weil es eine restriktive Aufenthaltspolitik fährt. Die Kinder der Wanderarbeiterschaft sind dann Illegale. Der Anteil an den Gewinnen wird dann zur Staatsrettung von rassistischen, rechtspopulistischen und sexistischen Regimen wie Italien genommen. Ganz zu schweigen von Griechenland. China hat dabei das Interesse, den europäischen Markt zu retten, um seine Warenströme diversifizieren zu können. Aber warum verlangt China keine Anpassung der Konsumgewohnheiten, des Energieverbrauches und des Schadstoffausstoßes von den Italienern und den Griechen ? Warum gibt es keine Auflagen für gute Regierungsführung ?

  • A
    aurorua

    China soll kaufen, aber unbedingt, allerdings Spagetti die kann man wenigstens essen und obendrein sind sie haltbar.

    Berlusconien ist am Arsch, ausgeplündert, ausgepresst und ausgesaugt. Der nächste bitte...