Kommentar SPD-Kandidat Christian Ude: Hochmut kommt vor dem Fall

Christian Ude sollte sich an den Grünen und Freien Wählern orientieren, statt sie zu belehren. Denn im Gegensatz zur SPD sind diese im ländlichen Raum schon verankert.

Einen echten Politikwechsel versprach der Chef der bayerischen SPD, Florian Pronold, nach der Nominierung von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude als Spitzenkandidat der SPD.

Doch ob es dafür am Ende reichen wird, wenn die Bayern im Herbst 2013 zur Urne gehen, ist mehr als fraglich. Ude selbst könnte der Grund für eine erneute Niederlage der SPD sein: Als selbsterklärte "Großstadtpflanze" hat Ude den BürgerInnen in Bayern, die außerhalb der Städte leben, nichts anzubieten.

"Natürlich fehlt es mir an Kenntnissen in Ackerbau und Viehzucht", gab Ude nach seiner Nominierung lakonisch zu. Er wolle jedoch die Probleme des ländlichen Raums studieren. Dabei dürfte er merken, dass die ländlichen Regionen Bayerns bei Ackerbau und Viehzucht keine guten Ratschläge eines Städters brauchen.

MARLENE HALSER ist taz-Korrespondentin in Bayern.

Stattdessen mangelt es in erster Linie an Perspektiven für junge Menschen. Dazu gehört eine schnelle Internetverbindung in allen Teilen Bayerns ebenso wie flächendeckende Kinderbetreuungsangebote außerhalb der Städte. Fraglich ist, ob sich die Bayern, die bisher stramm bei den Schwarzen ihr Kreuz gesetzt haben, tatsächlich von einem repräsentieren lassen wollen, der erst nachsehen muss, was auf dem Land so los ist.

Der Hochmut, den Ude bereits jetzt gegenüber seinen möglichen Koalitionspartnern an den Tag legt, wenn er sagt, die Grünen sollten sich nicht allzu dogmatisch gegen Infrastrukturprojekte aussprechen, ist da wenig hilfreich.

Was Ude offenbar noch nicht gemerkt hat: Die Grünen und die Freien Wählen sind im Gegensatz zur SPD in den bayerischen Landkreisen bereits ganz gut verankert. Sie punkten vor allem dort mit Glaubwürdigkeit, wo sich die Menschen schon seit Langem von der CSU im Stich gelassen fühlen. Sich an ihnen zu orientieren, statt sie zu belehren, täte Ude also gut.

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Geboren 1977 in München, war von 2011 bis 2019 zunächst als Bayernkorrespondentin, dann als Redakteurin und später als Ressortleitung im Ressort taz2 (Gesellschaft und Medien), sowie als Content SEO bei der taz. Jetzt ist sie wieder als freie Autorin unterwegs.

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