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Die WahrheitHarakiri auf Hellenisch

Michael Ringel
Kolumne
von Michael Ringel

Die Geschichte der griechischen Währung Drachme ist eine Geschichte der Misswirtschaft.

F olge der Spur des Geldes, und du löst jeden Fall", sagen Mordermittler. Sehen wir uns also einmal die Geschichte der guten, alten Drachme genauer an, wird doch die frühere griechische Währung demnächst wahrscheinlich wieder in Hellas eingeführt, wenn die Griechen - egal ob mit oder ohne Volksabstimmung - die Euro-Zone verlassen und Harakiri begehen. Oder wie es auf Griechisch heißt: "Harakiriakos", wenn man aus Angst vor dem Tod Selbstmord begeht.

Aber was ist das eigentlich, die Drachme? Woher kommt sie? Und warum klingt sie so gar nicht nach etwas, das gut, wertvoll und vertrauenswürdig ist?

Die Geschichte der Drachme ist eine Geschichte der Misswirtschaft. Ursprünglich sollte die Drachme gar kein Geld sein, sondern nur ein Zahlungsmittel zur Erleichterung des Warenaustauschs. Erfunden hat sie im Jahr 1831 der Fischhändler Stavros Papadopoulos aus Thessaloniki.

Beim mittäglichen Ouzo-Frühstück entdeckte Papadopoulos ein Haar in seiner Fischsuppe. Das brachte ihn arg ins Grübeln. Die in Griechenland damals noch üblichen Tauschgeschäfte - Fisch gegen Brot, Fisch gegen Holz - waren umständlich. Warum sollte man nicht etwas Handlicheres wie ein Bündel Haare ersatzweise verwenden, so wie seine Frau, die stets das Salz in der Suppe vergaß, aber dafür ihre Barthaare hineinstreute?

Anfangs wollte der findige Fischhändler das neue Kapital "Stavros" nennen, denn Stavros heißen alle Griechen - auch die Frauen, die sich von den Männern nur dadurch unterscheiden, dass ihr Schnurrbart buschiger ist. Zu Ehren seiner Gemahlin taufte er dann jedoch die taufrische Währung "Drachme" - nach "Drach" (Gattin) und "me" (Bart).

Schon am Tag ihrer Einführung verlor die Drachme an Wert, statt zehn Fische konnten mit einer Drachme nur 13 erworben werden. Da Griechen aber nicht rechnen können und bis unter die Haarspitzen abergläubig sind, gibt es gar keine 13 in der griechischen Mathematik.

Also ging der Fischhändler noch am selben Tag pleite - oder wie man auf Griechisch sagt: "vangelis", was so viel heißt wie "orgeln" und meint, dass dem Griechen die Ohren klingen, wenn er wieder einen Bankrott hingelegt hat.

Die erste Bewährungsprobe für die Drachme kam im Bayerisch-Griechischen Krieg 1880/81, zu dem die Griechen gar nicht erst antraten. Die Bayern plünderten Athens pralle Tresore und schleppten riesige Wagenladungen Drachmen nach München, wo das weltberühmte Gemälde des Wiener Engel-und-Elfen-Malers Hans Zatzka entstand: "König Ludwig II. badet im Geld" (1881).

Ein Bild, das übrigens Walt Disney zur Figur des in seinen Dukaten badenden Krösus animierte, der ursprünglich Dagobert Dukakis heißen sollte. Dass der bayerische Märchenkönig in seinem Drachmenbad ertrank, ist eine der vielen Legenden, die sich um den "Köniakos" ranken.

Und auch Stavros Papadopoulos ist längst Legende. Wenn man heutzutage nach Thessaloniki reist, sieht man schon von weitem die überlebensgroße Bronzestatue des griechischen Nationalhelden Nummer eins. Jeden Morgen legt ein Beamter des Finanzamts dort weiße Rosen aus Athen ab.

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Michael Ringel
Wahrheit-Redakteur
Jahrgang 1961, lebt in Berlin-Friedenau und ist seit dem Jahr 2000 Redakteur für die Wahrheit-Seite der taz.

2 Kommentare

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  • JD
    Jörg Drewes

    Es ist auch heute chic nicht rechnen zu können,

    links wie konservativ!

    Ob 13 Fische oder 55 Millarden, egal.

    Hauptsache korrekt...

  • G
    Günther

    "Schon am Tag ihrer Einführung verlor die Drachme an Wert, statt zehn Fische konnten mit einer Drachme nur 13 erworben werden. Da Griechen aber nicht rechnen können [...]"

     

    Du sein Grieche?