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FamilienalltagMutterglück und kein bisschen Frieden

An Sankt Martin beginnt für Mütter die härteste Jahreszeit. Kinder sind ein großes Glück, allein sein wäre aber auch mal wieder schön. Eine Selbstbetrachtung.

Quo vadis Familienglück: auch Eltern brauchen mal ne Auszeit. Bild: imago

Ich schreibe das Protokoll des Elternabends der Kita, und angesichts all der Terminankündigungen darin wird mir bewusst, dass nun die härteste Zeit des Jahres anfängt. Die, in der Eltern, die sowieso gern mal ihre Ruhe hätten, basteln müssen. Erst die bunten Laternen für Sankt Martin, dann einen Adventskalender, Adventskränze und Christbaumschmuck.

Ich leide seit meiner Geburt unter gestalterischer Einfallslosigkeit und habe keine geschickten Finger, die das kompensieren könnten. Mit zwei Kindern wird das nicht besser. Anstatt die Abende mit Dingen zu verbringen, die uns Spaß machen, also Memory spielen, vorlesen oder singen, sitzen wir mit Klebestiften am Küchentisch, um windschiefe, unansehnliche Laternen zu basteln. Das Leben einer Mutter ist in der Vorweihnachtszeit eine einzige Vorbereitung. Ich kenne Schöneres.

Ich liebe meine Töchter, ein und fünf Jahre alt. Innig, das muss man betonen, unmissverständlich klarstellen, sonst hagelt es sofort bissige Kommentare. Warum man überhaupt Kinder bekommen habe, warum man nicht einfach allein geblieben sei. Also: Ich liebe meine Kinder. Jeden Tag wache ich auf und bin froh, dass sie da sind.

Mein Mann und ich haben sie uns gewünscht und bekommen. Wir haben unsere Töchter stolz und erleichtert aus der Klinik nach Hause getragen, in der Hoffnung, dass sie dort gedeihen und zu aufgeweckten, glücklichen Personen heranwachsen.

Entnervt

Nun folgt das Aber. Ich liebe meine Kinder, aber ich würde gern einmal duschen, die Haare waschen und vielleicht auch noch föhnen. Ganz allein, ohne dass kleine Hände von der anderen Seite gegen den Duschvorhang trommeln. Ich würde gern morgens allein die Zeitung lesen. Manchmal wäre ich sogar gern allein, ohne etwas zu tun.

Dauernd höre ich von Politikern und Kommentatoren, dass viele Eltern bedauern, so wenig Zeit mit ihrer Familie verbringen zu können. Ich bedauere das auch häufig, vermute aber, dass viele Eltern sich nicht trauen zu sagen, dass sie noch viel lieber auch Zeit für sich allein hätten. Allein ist dabei relativ und bedeutet nicht, übers Wochenende in den Wellnessurlaub zu fahren, sondern nur, eine Tür hinter sich schließen zu können.

Menschen ohne Kinder wissen oft gar nicht, dass sich Eltern jahrelang nur zu zweit oder zu dritt in Räumen aufhalten. Die Kinderlosen ahnen nichts vom heimlichen Wunsch, endlich mal seine Ruhe zu haben. Die noch, leider oder bewusst, Kinderlosen hören zwar die Klagen, viele helfen gern aus und halten Türen auf, damit Buggys oder Laufräder durchgeschoben werden können.

Sie beschweren sich nicht, wenn die alten Freunde nicht mehr zum Abendessen vorbeikommen, und sie würden auch nie laut sagen, dass man früher, also in der Zeit vor den Kindern, irgendwie netter war und frischer aussah. Viele Kinderlose halten den Elternfreunden liebenswerterweise die Treue. Sie wissen, dass sich das Leben auf der anderen Seite verändert hat. Wie sehr, können sie aber nur ahnen.

Erprobt

"Warum stehst du nicht einfach früher auf?", fragte neulich ein Kollege, der jetzt noch behauptet, niemals Kinder haben zu wollen, als ich über das frühmorgendliche, anstrengende Zeitfenster klagte. Vor einigen Monaten habe ich es probiert, den Alarm auf 5.30 Uhr gestellt und gehofft, noch anderthalb Stunden Ruhe zu haben.

Es hat nicht funktioniert. Genau wie Mütter spüren, dass ihr pubertierender Nachwuchs samstagnachts das Haus betritt, und aufwachen, so haben kleine Kinder ein Gespür dafür, dass die Mutter wach wird, und rütteln sogleich mit ihren kleinen Fäusten an den Gitterstäben ihres Betts. Dann wollen sie Milch, eine frische Windel, puzzeln oder das Smartphone ansabbern - alles, nur selbst nicht allein sein. Ich allerdings bin es: Mein Mann ist da immer schon bei der Arbeit.

Selten stehen die Interessen zweier Generationen so gegensätzlich zueinander wie morgens zwischen sieben und neun. Bis wir endlich am Eingang der Kita stehen, mir die Kinder fröhlich hinterherwinken und sich unsere Wege trennen, haben wir schon mindestens zwei Stunden miteinander verbracht. An vielen Morgen wünsche ich mir, sie wären harmonischer, weniger hektisch gewesen.

An den meisten Tagen gehe ich anschließend ins Büro. Die Kollegen dort haben schon allein geduscht, und ich werde, wenn ich in ihre frischen Gesichter schaue, auf die lackierten Fingernägel oder die empfindlichen Kaschmircardigans neidisch. Ich dagegen lebe in einer Wolke aus gut waschbarer, fleckenunempfindlicher Funktionskleidung. Mit praktischen Schuhen und vernünftigen Handschuhen. Es fehlt nicht mehr viel und ich streife mir einen buntgemusterten DDR-Kittel über oder tackere mich einfach in Bettlaken ein.

Nachmittags, kurz bevor ich das Büro verlasse, überkommt mich ein schlechtes Gewissen. Meistens habe ich mindestens einen oder zwei Punkte meiner langen To-do-Liste nicht erledigt, nicht mit jemandem wie geplant über den Artikel für nächste Woche gesprochen, keine Dienstpläne verglichen, wie ich es hätte tun wollen, es war einfach nicht genug Zeit dazu. Ich gehe, weil ich pünktlich wieder an der Kita sein muss, und gut fühle ich mich dabei nicht. Manchmal werde ich furchtbar betrübt, wenn die Kollegin erzählt, dass sie noch zum Sport geht oder früh ins Bett oder sich gleich auf die Couch legt.

Meine Kollegen beneiden mich vielleicht um diese intakten Verhältnisse. Ich bin ja selbst ganz froh darüber, in einer überwiegend glücklichen Familie zu leben, die wir uns selbst geschaffen haben. Wenn nur nicht diese Rückenschmerzen wären, diese ständige Gewissheit, etwas nicht erfüllt oder noch einen Haufen Erledigungen vor sich zu haben.

Entrückt

Kinder machen nicht immer glücklich, und im Spiegel stand neulich, dass Rückenschmerzen meistens mit Bewegung weggingen oder psychologische Gründe dahinterstünden. Ich glaube, keiner der Autoren wohnt mit zwei kleinen Kindern im vierten Stock ohne Aufzug, spürt das Ziehen und weiß, wo es herkommt. Würden sie sonst so etwas schreiben?

Wer nicht jeden Tag fast 100 Stufen gehen muss, in eine für ein kinderloses Paar traumhafte Wohnung, die aber für junge Eltern ein Hort des Schreckens ist, kennt auch die Tränen nicht, die man ab dem dritten Stock zurückhält, weil der Arm zu lang und das Kind zu schwer wird.

Wir wissen, dass die Zeit, in der unsere Kinder nichts von uns wissen wollen, früh genug kommt. Die Zeit, in der sie anfangen, sich für uns zu schämen und immer nur wegwollen, uns nicht sagen, wie es ihnen geht oder was sie beschäftigt. Sie werden die Augen verdrehen, Freunde haben, die wir nicht mögen, sich unmöglich benehmen und die Musik in ihren Zimmern aufdrehen. Ich habe schon Angst vor dieser Zeit, ja, manchmal werde ich sogar traurig, wenn ich daran denke, dass die Kinder ausziehen, irgendwann. Aber trotzdem wäre es schön, einmal in Ruhe duschen zu können, die Haare zu waschen und vielleicht auch noch zu föhnen.

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29 Kommentare

 / 
  • OB
    Oma Becker

    Herrlicher Artikel und ohne Wenn und Aber kann ich in allen Punkten zustimmen. So sehr ich meine Kinder geliebt habe und noch liebe, so habe ich mir manchmal auch diese Ruhe gewünscht, die in der Zweisamkeit gelegen hat.

    Keineswegs jammert die Autorin, sie stellt fest. Auch kommen die blödesten Kommentare immer von den Menschen, die da nicht mitreden können, die nämlich gar keine Kinder haben, die nicht wissen, was Verantwortung zu haben für diese kleinen Menschen bedeutet. Das war schon immer so, daran wird sich augenscheinlich nichts ändern. Der Unterschied zu früher liegt darin, dass einige viele Jobs sicher waren, denn es hieß geh zur Bank, zu Siemens, zu keine Ahnung wem auch immer, da kann Dir nichts passieren. Diese Sicherheit gibt es nicht mehr, egal ob mit oder ohne Kind. Das muss bedacht werden, wenn man zu diesem Artikel Kommentare liefert.

     

    Ich werde Oma im kommenden Jahr, werde ganz sicher für mein Enkelkind da sein, aber ich werde auch den Moment genießen, da ich den Vorteil habe, das Baby, das Kleinkind und den Heranwachsenden wieder an seine Eltern zurückzugeben und die Ruhe der Zweisamkeit genießen.

  • F
    Freiraum

    @Anita Sie sind ja schräg drauf und es tut mir sehr leid für Sie, wenn ihre Kindheit so verlief. Von vielen alten Menschen weiss ich, dass es genau anders herum war. Man nahm sich Zeit für die Kinder, lies ihnen zugleich aber auch Freiräume. Nicht wie heute, wo sie diktatorisch in die systemischen Interessenskorsette der Eltern gezwungen werden, eine geeignete Erziehung zugleich nicht erfolgt, sie eher als Last empfunden werden und so schon früh psychische Auffälligkeiten entwickeln.

  • A
    Anita

    @Georg

    Wie unsere Vorfahren das geschafft haben?

    Sie haben ihre Kinder verpruegelt, vernachlaessigt, haben die Kleinen den aelteren Geschwistern aufs Auge gedrueckt, haben sich nicht dafuer interessiert, welche Beduerfnisse die Kinder haben, sondern die Kinder mussten funktionieren wie die Eltern das wollten.

    Und wenn da mal ein Kind untergegangen ist, war das halt Pech, aber nichts Ungewoehnliches.

  • G
    Georg

    Ist das peinlich verspiesst, wie heute alle jammern, dabei sind sie nur unfähig und miserabel organisiert. Wie haben das nur unsere Vorfahren geschaft mit Vollzeitarbeit der Eltern, Kindererziehung und Privatleben? Ah ja, da gabs auch noch weniger Hedonimsmus, TV-Unterhaltungstrash und auch kein Fakebook...

  • EM
    Endlich Mal Allein

    Das ist einfach so so so zutreffend (Kinder hier: 1,4,6). Es gibt keine einfachen Lösungen. Babysitter oder Oma-Opa-Dienst oder ...

    Erstens wollen wir Eltern unsere Kinder auch manchmal sehen, wenn sie schon bis 15/16 Uhr im Kindergarten sind. Zweitens wollen/können die Kinder je nach Alter nicht noch mehr "betreut" werden. Drittens kostet das viel zu viel Geld, auch wenn es gar nicht so viel kostet.

    Bleibt noch, sich gegenseitig freie Zeit verschaffen, die Kinder im Wechsel betreuen. Aber das machen wir sowieso schon durchgehend von Mo-Fr, um das Arbeiten zu schaffen. Irgendwann will man ja auch mal als Familie zusammensein.

  • F
    Fetzo

    Ich kenne das Problem auch sehr gut, besonders die ersten zwei Lebensjahre der Kinder fand ich total anstrengend. Gerade, wenn man auf Arbeit viel mit Leuten zu tun hat (was an sich toll ist, aber ...) und permanent ansprechbar sein muss und dann heimkommt und verbal geradezu bestürmt wird - das ist einfach sehr anstrengend.

     

    Wir haben die Kinder häufiger mal an verschiedene Großeltern verteilt bzw. eines der Elternteile ist mal für zwei Nächte zu einem Kurzurlaub gefahren. Das ist, wenn man sich nicht gerade Peking oder Dubai als Ziel aussucht, gut organisierbar, bezahlbar und unglaublich schön: mal drei Stunden lang beim Frühstück versacken. Einen Tag lang nicht reden, gar nicht. Niemanden erziehen, ausschimpfen, trösten, m/paternalisieren. Mal das übliche Zeitraster vergessen. Was gefährliches machen, was man sich sonst gespart hätte. Total gut!

  • NE
    netter, ehrlicher Artikel

    Ich finde den Artikel gut, realistisch und nett formuliert. Punkt.

     

    Ich vermute hinter der Autorin kein Elternteil, welches keine Grenzen setzen kann oder mag und ihre Kinder übermuttert. So was hört oder liest sich anders.

     

    Aber morgens wie abends gibt es eben dieses Zeitfenster:

     

    aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken, Zähne putzen, anziehen, los (6.30 bis 8.30 h)

     

    und

     

    abend essen, ausziehen, waschen/Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, vorlesen (18 bis 20 h)

     

    Und das benötigt auch bei striktem, hier oft ausdrücklich erwünschtem rigorosem Vorgehen mit Klein- und Kindergartenkindern einfach seine Zeit (ca. 2 x 2 Stunden). Und dabei hat dann oft ein Gespräch mit Kindern (oder Partner schon gar nicht) keinen Platz, gerade, wenn man konsequent auf die Uhr und auf die eigenen Kräfte schaut.

     

    Bleibt ja max. nur noch die Zeit zwischen 9 und 16 h für's Erwerbsleben inkl. An- und Abfahrt.

     

    Kinder abholen ca. 16 - 17.00 h, dann wieder zuhause ausziehen, Hände waschen, was trinken, Toilette/Wickeln und hups, der Abendbrottisch muss ja eigentlich schon fertig sein, damit die Kinder auch um 20 h im Bett mit Licht aus liegen, damit sie am nächsten Morgen wieder um 6.30 h aufstehen können.

     

    Ich persönlich wollte auch nie mehr einen Tannenbaum und auch keinen Braten zu Weihnachten, weil ich selbst Weihnachten nicht so anstrengend feiern wollte wie meine Eltern. Und ich hatte ihn auch über 12 Jahre wirklich nicht. Hatte immer entspannte Weihnachten seit meinem Auszug. Habe mich auch dem Besuchsrummel nicht angeschlossen.

     

    Aber: Spätestens mit 3 Jahren checken die Kinder, dass sie (fast) die einzigen sind, die keinen Tannenbaum und kein besonderes Fest, anstatt dessen "nur" gemütliche Tage mit der Familie haben. Seitdem gibt es auch bei uns einen Weihnachtsbaum, der gekauft, aufgestellt, geschmückt und entsorgt werden muss. Auch wenn da kein selbst gebastelter Schmuck dran ist.

     

    Und: Irgendwann bastelt dann auch die nicht-bastelnde Familie mal einen Kalender oder eine Kerze für die Großeltern. Kostet in Euro nicht viel, bringt sehr viel Freude bei den 600 km entfernt wohnenden Großeltern - aber eben dann doch mal leider Zeit, daher auch nur alle drei Jahre. Soll ich den Großeltern, die für die Kinder ab und zu auch mal Schuhe oder Fahrräder kaufen, einen unpersönlichen, fertigen Blumenstrauß oder ein fertiges Badeset zu Weihnachten schicken?

     

    Vater mit Kindern am Samstag: Diesen klassischen und viel gelebten Vorschlag (oder besser Vorurteil) liebe ich ja schon seit Jahren: Wenn man Männer mit Kindern sieht, dann gehäuft samstags vormittags auf dem Spielplatz. Aber was machen die dazugehörigen Frauen der noch intakten Partnerschaft? Wäsche waschen, einkaufen, Betten beziehen etc. Wann soll sie (oder sonst wer der Familie) es sonst machen? Nach 19 oder 20 h? Wenn die Kinder im Bett sind - und das waren sie auch bei uns jedes Mal pünktlichst - dann muss der Tisch abgeräumt werden, die Spülmaschine ein- und ausgeräumt werden, eine Versandrücksendung fertig gemacht werden, mit dem Vermieter wegen der nicht funktionierenden Heizung oder ähnlichem kommuniziert werden etc. pp.

     

    Und danach geht bei den meisten gar nichts mehr. Punkt.

     

    Das sind alles tolle Tipps, die aber leider an der Realität - unabhängig von noch so konsequenten Erziehungspraktiken - vorbei gehen.

    Wie auch schon beschrieben: Auch Konsequenz und alltägliche Verrichtungen kosten eine Menge Kraft.

     

    Ich bewundere Eltern, die das alles doch irgendwie gut hinkriegen, keine Übereltern sind und dennoch eine nette und gesunde Beziehungskultur in der Kleinfamilie leben. Und nicht zu vergessen: Nebenbei noch erwerbstätig sind. Eigentlich ist das im übertragenen Sinne eine Leistung, die der berüchtigten eierlegenden Wollmilchsau entspricht.

     

    P.S.: Meine Kinder sind ca. 8 Jahre älter, aber mein Satz, den ich auch in den vergangenen beiden Wochen schon mehrfach wieder gesagt habe, lautet: "Ich freue mich dann auf Januar - da können wir uns gerne treffen. Da ist nichts, das ist endlich ein ruhiger Monat (zumindest privat)." (November und Dezember geht gar nichts, da wir da auch noch Geburtstage zu feiern haben.)

     

    Danke für diesen ehrlichen und netten Artikel!!!

     

    Ich möchte auch in der taz nicht nur über Kriege und deren Interpretation lesen.

  • N
    NeleZ

    Ich bin nun, besonders durch die Kommentare, um viele Erkenntnisse reicher

    - Jammern dürfen nur Personen, die kein Geld haben, einen schlechten Job und alleinerziehend sind

    - Kinder können sich mit 1 Jahr an Regeln wie: "Du wartest jetzt brav vorm Bad auf mich, ich bin irgendwann fertig!" halten

    - Es gibt für alles eine Lösung

     

    90% der Leser steigen ja herrlich auf genau das ein was die Autorin anfangs beschrieb: Wir gut situierten Eltern haben nicht das Recht (auf hohem Niveau) zu jammern. Uns gehts doch gut. Toller Job (den man maximal noch zur Hälfte ausfüllen kann), Schicke Wohnung (die man natürlich bei dem super Gehalt auch gegen ein praktisches Häuschen tauschen könnte) und ein riesen Netzwerk an Omas, Opas und Tanten (die oft 500km weit weg wohnen) das man doch permanent (aus)nutzen könnte.

    Wir leben nicht mehr anno 1800 wo Familie bedeutete, dass das Kind von 15 Personen durch den Tag "geschleppt" wurde. Netzwerke aufrecht zu erhalten bei den heutigen Tagesabläufen ist schwer bis unmöglich und ja, wir wussten es vorher und niemand anderes soll unter unserem Traum von Familie leiden. Daher passen wir auf unsere Einjährigen auf, statt sie ins Gitterbett zu setzen um zu duschen. Daher basteln wir Laternen statt welche zu kaufen und daher Gehen wir in den 4. Stock zu Fuß statt Opa um einen Kredit fürs Haus anzupumpen. Und wir jammern ab und an um dann zum 100sten Mal "Emil ist krank" vorzulesen.

    Und wir haben innerlich einen riesen Respekt vor denen, die weniger Geld, weniger Familie, weniger Freunde und ggf keinen (top)Job haben.

  • K
    Klabauterfrau

    Vielleicht sollten sich heutige Eltern ein wenig von ihren perfektionistischen Ansprüchen verabschieden. Überlegen sie z.B., ob die Laternen oder der Adventsschmuck wirklich selbstgebastelt sein müssen, wenn Sie so gar keine Freude an dieser Tätigkeit haben. Wenn man in der Kita an die Eltern herantritt, das Basteln zu übernehmen, einfach mal den Mut haben abzulehnen. Entweder die Kinder basteln in der Kita, oder aber es werden Laternen gekauft.

    Lieber eine glückliche entspannte Familie mit gekauftem Adventsschmuck aber dafür Spaß beim Memory spielen als genervt und fluchend am Küchentisch sitzen und mit klebrigen Kleisterfingern die verhasste Bastelei erledigen.

    Ansonsten stimme ich Elif Yilmaz zu.

  • A
    Anja

    Sehr schöner Artikel. Ich mag die Taz so. Deswegen heisst die Rubrik ja Alltag. Und der ist eben nicht nur schön und einfach oder höchstspannend

  • T
    taubenvergifter

    @ Völlig daneben

     

    lesen Sie den Beitrag von Elif Yilmaz und sie werden einsehen, dass simple Regeln und Handlungen mehr bringen als die Flucht in Ironie und Wehklagen.

     

    Wer, wenn nicht die Eltern ist denn Ihrer Meinung nach innerhalb einer Familie dafür verantwortlich, wenn nichtmal ein Mindestmaß an Intimsphäre bleibt? Dann muss man eben leider Gottes irgendwann mal mit Regeln anfangen, diese Gebetsmühlenartig vortragen, umsetzen, selbst dann, wenn man meint, es würde über Wochen keine Besserung eintreten. Man kann auch sagen: erziehen...

     

    Und natürlich ist der Verweis auf die Rahmenbedingungen legitim. Eine alleinerziehende Mutter mit zwei "Schreikindern" in einer Zweieinhalbzimmerwohnung kann natürlich auf ein anderes Reservoir an Lösungsoptionen zurückgreifen.

  • M
    manfred (59)

    Ich habe, teilweise alleinerziehend, bei voller Berufstätigkeit vier Kinder großgezogen und das tatsächlich überlebt. Deshalb mein Rat: Erziehen Sie die Kinder rechtzeitig zur Selbständigkeit und sagen Sie auch mal nein. Ich kann mich Elif Yilmaz nur anschließen.

  • R
    Ralf

    Es ist unerträglich, dass meine geliebte taz einem derartigen Beitrag eine ganze Seite einräumt. Wen interessiert dieses Geschwätz?

     

    Danke an den Kommentar von FelixB. Ich bin auch der Meinung, dass die Qualität dieser Zeitung seit dem Wechsel der Chefredaktion merklich nachgelassen hat.

    Überlasst Boulevardthemen Burda und Springer - die können das besser - und kümmert euch um Themen, die wirklich wichtig sind.

  • VD
    Völlig daneben

    Merken Sie was Frau Tenberg?

    Sie sind schuld, an allem und ganz allein.

     

    Gehen Sie doch abends duschen!

    Ziehen Sie doch in eine andere Wohnung!

    Und wenn Sie nicht umziehen wollen, dann gehen Sie doch ins Fitnesstudio, trainieren sich ein paar Muskeln an und schon ist die Treppe nicht mehr anstrengend.

    Schicken Sie Ihren Mann doch mit Kindern alleine los!

    Erziehen Sie Ihre Kinder strenger!

    Schließen Sie die Badezimmertür ab!

    Machen Sie sich eine Kurzhaarfrisur, dann brauchen Sie nach dem abendlichen Duschen hinter abgeschlossener Tür auch gar nicht mehr föhnen!

    Und hören Sie vorallem auf zu jammern, denn Sie verdienen so viel Geld, dass Ihnen das nicht mehr zusteht. Und außerdem hätten Sie sich das ja auch alles vorher überlegen können, nicht wahr? Muss ja niemand Kinder kriegen.

     

    *ironie off*

  • U
    Ulrike

    Ob Babysitter, Erziehungsstile, Leihoma, arbeitende Väter, etc. - die ersten paar Jahre ist es genau so. Der große Wunsch danach, einfach in Ruhe allein duschen, Haare waschen und diese auch noch föhnen zu können - hätte ich mir vorher nie so vorstellen können!

  • T
    taubenvergifter

    @PeterPan

     

    Natürlich kommt jedem Menschen immer mal wieder der Wunsch, mehr Zeit für dies oder das zu haben. Immer mal wieder befällt auch manche Singles der Wunsch nach Familie. Was ist daran so besonders?

    Beachtenswert finde ich nur die Unfähigkeit, sich Nischen zu schaffen oder an den offensichtlichen Problemen etwas zu ändern. Gesunde Kinder zu haben UND einen Partner sind nun nicht gerade die Voraussetzungen, die mir die Mitleidstränen in die Augen schießen lassen.

     

    Dass es dennoch Probleme geben kann, zweifelsohne. Aber das ist dann doch Jammern auf relativ hohem Niveau und das Kinder mitunter auch die eigenen Eltern extrem nerven können, ebenso. Man sollte dabei nicht das Licht am Ende des Tunnels verkennen. Der Umfang der Einschränkungen wird mit zunehmendem Kindsalter geringer.

  • T
    taubenvergifter

    Also, etwas mehr Phantasie darf man doch unterstellen, oder? Der Artikel wirkt arg konstruiert und gezwungen.

     

    Wie wäre es, dass sich auch mal der Mann um die Kinder kümmert, etwas mit denen allein unternimmt oder beispielsweise am WE einkaufen geht? Dann sollten auch mal 2-3 Stunden Ruhe und Intimität mit sich ganz allein drin sein.

     

    Ich habe im wahren Leben noch nie erlebt, dass Eltern so verzweifelt sind, wie Sie. Natürlich gibt es die geschilderten Situationen und Phasen. Aber man kann auch (Trommelwirbel) abends duschen, föhnen.

     

    Wellness-WE, klar, das geht nicht. Aber wussten Sie nicht vor der Geburt, dass man Kleinkinder nicht 2-3 Tage allein lassen darf? Wenn die Kinder alt genug sind, dann können aber auch mal Nachbarn/Freunde/Paten etc einspringen, falls es nicht ohnehin noch Großeltern gibt.

     

    Sollten sie nicht fit genug sein, sollten sie angesichts 1,5-2 Gehälter mit dem Gedanken spielen, umzuziehen. Dass vier Stockwerke mit kleinen Kindern kein Vergnügen sind, sollte auch nicht allzu überraschend kommen.

  • M
    Martin

    Dem kann ich auch als Vater nichts weiter hinzufügen, außer dass man diese Phase wegen ständiger Übermüdung sowieso halb im Blindflug zu bewältigen versucht.

     

    Wüsste man dies vorher, die Menschheit wäre womöglich längst ausgestorben ...

  • A
    Abby_Thur

    Ich kann mir das vorstellen.

    Nur was macht man wenn man nur eine kleine Wohnung hat?

    Da sind die Badezimmer meist auch nicht so groß.

  • F
    FelixB

    Schon wieder so ein Jammern-auf-hohem-Niveau-Artikel! Die Autorin sollte sich mit diesen Fragen doch eher an eine gute Freundin wenden, anstatt hier öffentlich solch peinliche Eingeständnisse der eigenen Unfähigkeit zur Schau zu stellen.

    Kindern Grenzen zu ziehen ist mit Sicherheit das anstrengendste, was man in der Erziehung mitunter zu erledigen hat. Und es kann auch nicht oft genug bedauert werden, dass man zwar Jugendliche mit 17 Jahren einen Führerschein mit kompliziertem Prüfungsregularium erwerben lässt, eine theoretische Vorbereitung auf die Erziehung und Förderung von eigenen Kindern jedoch offenbar als völlig überflüssig erachtet wird - als sei es naturgegeben, dies eben einfach zu können. Weit gefehlt, wie auch dieser Artikel traurig belegt.

    Aber: WARUM muss ich so etwas in der taz lesen?! Ich erwartete solche Auslassung eher in der "Neuen Post" oder ähnlich gelagerten Druckerzeugnissen!

    Bascha Mika, komm zurück!!!

  • EY
    Elif Yilmaz

    Liebe Frau Tenberg,

     

    als zweifache Mutter habe ich manches wiedererkannt. Mein Mann und ich haben, als unsere kinder klein waren, deshalb einige Maßnahmen ergriffen.

     

    1. Klotür immer abschließen.

    2. Schlafzimmertür bleibt zu, wenn Eltern dort sind. Kinder müsssen anklopfen.

    3. Keine Kinder im Ehebett, um das Liebesleben nicht zu gefährden.

    4. Nicht ungewaschen und ungekämmt am Frühstückstisch sitzen. Gilt auch für die Kinder.

    5 Nachtuhe um acht Uhr, später halb neun. Eltern brauchen Zeit für sich, zum Quatschen, zum Ausruhen etc.

     

    Leider ist was dran, dass viele Eltern heute ihre Kinder extrem behüten und sich dabei aufreiben.

    Wenn andere Kinder bei uns sind und mit unserem Nachwuchs im Kinderzimmer verschwinden, dauert es meistens keine Minuten, bis die Mutter hinterherrent.

    Sie kann es kaum glauben, dass ihre Kinder auch ohne sie klarkommen. Das können sie aber ganz gut.

     

    Leider sind Alternativ-Eltern besonders anfällig dafür.

     

    Haben sie den Mut, für sich selbst etwas zu tun! Weiterhin viel Spaß mit der Familie.

     

    Viele Grüße, Elif

  • L
    Ludwig

    Maike, das sind die parktischen Arbeitszeiten von 8-20 Uhr oder unter körperlicher Belastung, während die zeitgeistigen Mädels im Cafe sitzen, sinnreduziert durch die Welt quatschen oder mit Fakebook spielen.

  • A
    Aussage

    Und was ist nun der Sinn und Zweck dieses Artikels?

  • A
    anke

    Selbst in meiner kleinen, weltoffenen aber nicht sehr modernen Heimatstadt gibt es neuerdings eine Oma-Opa-Ausleihzentrale. Da treffen sich Leute, deren Kinder längst aus dem Haus und manchmal sogar aus dem Land sind oder die nie Kinder hatten mit Leuten wie Ihnen, Frau Tenberg. Die einen hätten gerne Enkel und haben jede Menge Zeit, die anderen haben ein bis x Kinder, Zeit allerdings ist bei ihnen Mangelwahre wie anno dazumal das Klopapier. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch in Berlin zusammen käme, was zusammen gehört. Googlen Sie doch einfach mal!

  • P
    PeterPan

    @von Maike

     

    Das ist ein sehr guter Hinweis und ich denke, dass Sie völlig recht haben. Nur befürchte ich, dass diese oben beschriebene Sehnsucht auch mit optimalster und ausgeglichenster Arbeitsteilung trotz allem immer mal wieder hoch kommt. Ist ein schwieriges Tehma und ich konnte meine Frau und auch mich in vielem wieder finden. Schön, dass über dieses Thema einmal so offen ohne irgendwelche ideologischen Ausführungen geschrieben wird...

  • S
    Siegfried

    Liebe Natalie, danke für diese Ehrlichkeit. Ich habe keine Kinder, aber es ist mir wichtig auch von diesen Problemen zu hören.

     

    Eine Frage: Wäre es nicht sinnvoll den Kindern von Anfang an Einhalt zu gebieten? Ich meine, ihnen im Laufe der Zeit beizubringen, dass Mama/Papa auch nur Menschen mit Bedürfnissen sind.

    Kinder sind kleine Menschen denen man Grenzen setzen kann und sie verstehen mehr als man denkt.

     

    Wie wäre es die Badezimmertür einfach

    abzuschließen und dem Kind zu sagen: "Nicht jetzt!" Nur diese zwei Worte.

    Wenn die Kurzen dann lesen können, ein Schild mit diesen Worten an die Tür.

     

    So wie Sie sich mit Ihren Kindern gedulden müssen, müssen kleine Menschen auch lernen sich mit Ihnen zu gedulden. Die 24 Stunden-Mama gibt es nicht und wird es nie geben.

    Auch Sie haben ein Recht auf durchatmen. Nehmen Sie sich das Recht.

    Gesunder Egoismus hilft allen Beteiligten und die Kinder gewöhnen sich daran, im Laufe der Zeit.

     

    Liege ich da falsch?

  • R
    Rabenmutter

    Hach wie schön, ich bin ja so glücklich nicht mit dieser Meinung allein zu, sein. Danke für den Artikel und halt durch!

  • B
    Beholder

    Würden Eltern und Kinder heute nicht ständig(!) zusammenhocken und nicht wirklich jeden Mist gemeinsam "erleben" müssen, dann wäre auch der Nervfaktor für alle Beteiligten geringer.

     

    Vor Jahren war es durchaus noch üblich, dass Kinder eine gesonderte Sphäre der Erwachsenen - auch der eigenen Eltern - zu respektieren hatten. Da durften Eltern sogar Zimmer nur für sich alleine haben. Unfassbar, oder?

     

    Anders herum haben auch Eltern ihre Kinder mit anderen Kindern(!) auch einfach mal machen lassen, ohne sich reinzuhängen, ohne jeder Lebensäußerung eine pädagogische Note aufdrängen zu wollen und ohne Kinder ständig mit ihren eigenen (erwachsenen) Vorstellungen zu überfordern, wie und womit man sich als Kind zu beschäftigen hat (zusammen Basteln, so ein Scheiß!), damit die Kindheit "gelingt" (was für ein widerlich-funtionales Wort!)

     

    Über-Eltern in ihrem Wahn der Über-Behütung und des Durchorganisierens der kindlichen "Entwicklung" zum niederen Zwecke der Befriedigung ihres eigenen Machbarkeitswahns produzieren hier jede Menge Terror - und am Ende Egomanen und psychisch Gestörte.

  • M
    Maike

    Ich kenne die Sehnsucht nach dem Alleinsein auch, trotzdem fragte ich mich beim lesen: Und der Mann ist immer weg?

    Hat der die praktischen Arbeitszeiten, bei denen man nie abholen und bringen muss? Kann man da nicht was ändern?