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UMWANDLUNGStreit um die tödlichen Fasern

Im Hochhaus Reeperbahn 157 geht weiter die Asbestangst um, wenn die Sanierungsarbeiten nicht gestoppt werden. Bezirksamt verweist auf das Bauverbot.

Masken gegen Asbest: Bewohner der Reeperbahn 157. Bild: Hendrik Doose

Die Sanierung des Niebuhr-Hochhauses an der Ecke Reeperbahn / Nobistor, das wegen der Asbestbelastung zum Problemfall für die Bewohner geworden ist, könnte sich auch zu einer Gesundheitsgefährdung für die Anwohnerschaft entwickeln. Nach Informationen der "Initiative Reeperbahn 157" soll spätestens 2013 die verwitterte Fassade der Immobilie saniert werden, die aus 1.500 Quadratmetern Asbestplatten besteht. "Es ist noch nichts genehmigt und es liegt auch noch kein Antrag vor", sagt der Sprecher des Bezirksamts Mitte, Lars Schmidt-von Koss. "Das geht nicht nicht ohne Weiteres wegen der Schwierigkeiten mit Asbest."

Wie berichtet, hatte die Oldesloer Excelsior GmbH & Co KG, der neue Eigentümer des Hauses mit den 150 Mieteinheiten, 2010 die "Abgeschlossenheitserklärung" für das in der Vergangenheit oft als "Nuttenbunker" verschrieene Hochhaus erhalten - Voraussetzung dafür, die preisgünstigen Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Davon machte die Excelsior bei neun der 30 leer stehenden Wohnungen sofort Gebrauch.

Die Mieter schlugen Alarm, als Bauarbeiter ohne Sicherungsmaßnahmen Bauschutt durch das Treppenhaus oder den Fahrstuhl abtransportierten. Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich: Materialproben ergaben, dass der Schutt mit giftigem Asbest durchsetzt war. Das Amt für Arbeitsschutz und die Bauabteilung des Bezirksamtes untersagten die Arbeiten und versiegelten Wohnungen. "Die Arbeiten an den Bodenbelägen und die Balkonbrüstungen sind weiterhin untersagt", sagt Bezirksamtssprecher Schmidt-von Koss.

Asbest

Das Material ist bis in die siebziger Jahre gern und viel als Brand- und Dämmstoff verwendet worden.

Verboten ist Asbest seit 1993 in ganz Europa wegen der nachgewiesenen Gesundheitsgefahr.

Selten eine Gefahr geht von Asbest aus, wenn es luftdicht versiegelt oder von einem festen Stoff ummantelt ist.

Freigesetzt durch Umbau und eingeatmet kann Asbest nach Jahren tödlich sein. Betroffen sind vor allem Bauarbeiter.

243 Menschen erkrankten allein im letzten Jahr in Hamburg laut Berufsgenossenschaft an den Folgen von Asbest-Infektionen.

An Asbestose gestorben sind 20 Bauarbeiter.

Laut Schmidt-von Koss muss der Eigentümer nun weitere Gutachten einholen. Denn auch die gesamte Lüftungsanlage des 15 Stockwerke-Gebäudes soll asbestbelastet sein. "Ohne Genehmigung kann die Sanierung von Wohnungen und der Immobilie nicht weitergehen", sagt Schmidt-von Koss. Die Initiative Reeperbahn 157 hingegen behauptet: "Die Bauarbeiten wurden nicht eingestellt."

Probleme mit Asbest bei Sanierungsarbeiten sind kein Einzelfall. Darauf weist die Gewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt (Bau) hin. "Wer bei Sanierungsarbeiten die Asbestgefahr aus den Augen verliert, geht ein hohes Risiko ein", sagt der IG Bau-Bezirksvorsitzende Matthias Maurer. Zwar sei Asbest seit 1993 verboten, aber die heute sanierungsbedürftigen Häuser seien meist älter. "Ob Nachtspeicherheizungen, Abdeckplatten oder Bodenbeläge - krebserregende Asbestfasern sind in diesen Gebäude eine große Gefahr für Bauarbeiter, Bewohner, Besucher aber auch Hausbesitzer."

Aus diesem Grund sei die Entsorgung der krebserregenden Fasern Spezialfirmen mit geschultem Personal vorbehalten, sagt Maurer. "Und wenn Asbest in der Luft ist, sind Schutzkleidung und Atemmaske ein Muss."

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