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Leitungsausbau für Offshore-EnergieÜberforderter Netzbetreiber

Eine niederländische Firma, die Leitungen zwischen den Windkraftwerken und dem Festland baut, steckt in der Klemme - und sendet einen Hilferuf an die Regierung.

Der Offshore-Windpark "Alpha Ventus" rund 45 Kilometer vor Borkum. Bild: dpa

BERLIN taz | Der schnelle Ausbau der Windparks auf der Nordsee überfordert den zuständigen Netzbetreiber. Die Firma Tennet, die die Leitungen zwischen den Windkraftwerken und dem Festland baut, hat sich jetzt hilfesuchend an die Bundesregierung gewandt.

"In der bisherigen Geschwindigkeit und Form ist die Errichtung von Anschlussleitungen für Offshore-Windparks in der Nordsee nicht länger erstrebenswert und möglich", schreibt das Unternehmen.

Tennet, eine Tochterfirma des niederländischen Staates, steckt in der Klemme. Das Unternehmen hat das Stromnetz von Eon übernommen, das von der Nordsee über Hessen bis zu den Alpen reicht. Deshalb muss die Firma alle Unterwasserleitungen bauen, um die neuen Windparks in der Nordsee anzuschließen. Laut Gesetz müssen neue Parks innerhalb von 30 Monaten mit dem Netz verbunden werden.

Das erfordert hohe Investitionen in kurzen Zeiträumen. Die Anschlusskosten für einen Windpark schlagen mit bis zu einer Milliarde Euro zu Buche. Gegenwärtig hat Tennet neun Projekte in Bau oder Planung, für die bereits bis zu sechs Milliarden Euro Investitionen ausgelöst wurden. Hinzu kommen neue Trassen, die die Firma an Land errichten muss.

Wer zu wenig Geld hat, kann sich auch keines leihen

Tennet selbst weist auf "fehlende materielle und finanzielle Ressourcen aller Beteiligter" hin. Für 2010 wies das Unternehmen einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro aus. Unter Fachleuten ist zu hören, dass die Firma über ein zu geringes Finanzvolumen zu verfüge, um ausreichende Bankkredite akquirieren zu können.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte am Mittwoch, "für eine ausreichende Finanzierung ist der hinter Tennet stehende niederländische Staat verantwortlich". Allerdings will das Ministerium auch dafür sorgen, die "Rahmenbedingungen" für Investitionen in Offshore-Leitungen zu verbessern. Dazu gehört etwa eine Änderung der Haftungsregeln.

Gelingt es Tennet bisher nicht, einen neuen Windpark innerhalb von 30 Monaten anzuschließen, muss die Firma unbegrenzten Schadenersatz an die Parkbetreiber zahlen. Hier soll ab 2012 eine "klare Haftungsbegrenzung für den Netzbetreiber" eingeführt werden.

Beim Netzbetreiber 50 Hertz, der die Windparks auf der Ostsee anschließen muss, teilt man einige der Bedenken, die Tennet vorbringt. Kapitalmangel allerdings bestehe nicht.

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6 Kommentare

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  • L
    leser

    Libes Taz-Team,

     

    warum gibt es noch nicht hier und allgemeine in der Deutsche Presse kein Wort darüber? Ist es nicht genug interessant? Haben die Ölmänner sogar in Deutschland viel Kraft? Ich verstehe das wirklich nicht.

     

     

    Chevron Oil Spill off Brazil - 10 Times Bigger Than Official Estimate?

     

     

     

    We've been tracking the oil spill reported off Brazil a few days ago, in the Frade field operated by Chevron in the Campos Basin, Brazil's most productive area of offshore production, and a place where many deepwater technology milestones have been made for offshore oil production. Chevron claimed the oil slick was being caused by a natural oil seep on the seafloor, but they suspended drilling on a well in the field. Brazilian authorities quickly disputed that a natural seep was the cause. And yesterday Chevron admitted the possibility that something went wrong at their drillsite. According to today's news release from Brazilian authorities, Chevron is trying to kill the well - indicating a loss of well control and blowout. 18 response vessels are on the scene, and Chevron reports the well is leaking about 8,400 - 13,860 gallons (200 -330 barrels) per day.

     

    MODIS/Aqua satellite image shows growing oil slick in the deepwater Campos Basin off Brazil. Image taken around midday on November 12, 2011.

     

     

    Based on Brazilian government data showing the locations of active drill rigs, provided to us by some of our very helpful followers on Twitter, we conclude that Chevron's well was being drilled by the SEDCO 706 semisubmersible drill rig operated by - wait for it - Transocean. Yes, the same company that operated the doomed Deepwater Horizon rig for BP.

     

    The MODIS/Aqua satellite image from NASA, above, was taken three days ago. It shows an apparent oil slick originating from the drilling location and extending over 2,379 square kilometers (the south end of the slick gets entrained in an interesting clockwise eddy in the ocean currents). At 1 micron thickness, that's a volume of 628,000 gallons (14,954 barrels) of oil.

     

    Assuming the spill began midday on November 8 (24 hours before we first observe it on satellite imagery), we estimate a spill rate of at least 157,000 gallons (3,738 barrels) per day. That's more than 10 times larger than Chevron's estimate of 330 barrels per day.

  • M
    manfred (59)

    Mir will eines nicht in den Kopf: Jeder Häuslebauer oder wer sonst auch immer an das Stromnetz angeschlossen werden will, muß für den Netzanschluß bezahlen. Weshalb gilt diese Regelung nicht auch für Einspeiser?

  • V
    vic

    Zunächst würde mich die Rolle der EON näher interessieren. Dann bin ich der Meinung, wer regenerative Stromversorgung und Netz-Infrastruktur für Deutschland aufbaut, sollte dabei von Deutschland unterstützt werden. Bei Atomkonzernen sind wir doch auch nicht geizig.

    EON und dergleichen schließe ich aber ausdrücklich von jeder weiteren Förderung aus.

    Die schulden der Gesellschaft Geld, nicht umgekehrt.

  • W
    Walter

    Mit der "Erneuerbaren Energie" ist es wie mit der "immerwährenden großen Liebe" Sie wär halt so schön, aber leider funktioniert sie nicht.

    Das gerade der Deutsche Michel wieder einmal darauf hereingefallen ist, zeugt von seiner Anfälligkeit gegenüber heilversprechenden Rattenfängern.

    Alles schon einmal dagewesen.

  • PS
    Peter S.

    Ich bin empört. Den Niederlanden ist sofort der heilige Ökokrieg zu erklären, da diese unsere „Energiewende” sabotieren, um uns ihren dämonischen Atomstrom unterschieben zu können. Im Sichelschnitt wird Paris genommen, um dem renitenten Atom-Erzfeind den wahren Glauben überzuhelfen :-). Belgien wird Aufschub gewährt.

  • S
    Simon

    Da lob ich mir die kabellose Energieübertragung! Gibt doch jetzt von Wireless Juice Produkte für Privatkunden, da kanns doch auch nicht so schwer sein das in größerem Stil zu produzieren.

    Waynes interessiert: www.wireless-juice.de