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Good Governance bei der FifaEin Wächter für Sepp Blatter

Bei der Fifa werden neue Wege eingeschlagen. Der Strafrechtler und Anti-Korruptionsexperte Mark Pieth soll den Fußballweltverband ordentlich ausmisten. Keine leichte Aufgabe.

"My game is fair play", Fifa-Boss Joseph S. Blatter mit einer für ihn eher ungewöhlichen Botschaft. Bild: reuters

BERLIN taz | Das Intransparenz-Problem der Fifa soll ein Transparenz-Fachmann lösen. Der Schweizer Strafrechtler Mark Pieth wurde am Mittwoch auf einer Fifa-Pressekonferenz als Chef der "Good Governance"-Kommission des Fußballweltverbandes vorgestellt. "Ich kann beraten, aber die Fifa muss sich letztlich selbst reformieren", sagte er.

Pieth will als Coach und nicht als Ankläger fungieren. Die Fifa müsse wieder auf den rechten Weg geführt werden. "Wir stehen am Beginn eines Prozesses. Es ist harter Stoff, den wir der Fifa zumuten werden", versprach er. Sollte es bei der Umsetzung seiner Pläne hapern, dann lege er sein Amt ganz schnell nieder, drohte der Schweizer. "Ich bin ein Mann klarer Worte." Am 17. Dezember wird bekannt, wer neben Pieth in der Reform-Kommission sitzen wird.

Pieth untersucht seit zwei Jahrzehnten Schwarzkonten und sinistre Geldflüsse. Der Basler Uniprofessor, zugleich Chef einer OECD-Arbeitsgruppe, die sich mit Bestechung in der Wirtschaft befasst, ist ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Korruptionsbekämpfung.

So hat Pieth beispielsweise bestechliche UNO-Mitarbeiter entlarvt, die sich beim Öl-gegen-Lebensmittel-Programm der Vereinten Nationen persönlich bereichert haben. Das Programm sollte es dem Irak trotz der 1990 von der UNO verhängten Wirtschaftssanktionen ermöglichen, auf dem Weltmarkt Öl gegen humanitäre Güter einzutauschen.

Immunität nach dem Schweizer Antikorruptionsgesetz

Dass Fifa-Chef Sepp Blatter ausgerechnet Mark Pieth an die Spitze der Kommission für vorbildliche Verbandsführung beruft, überrascht doch ein wenig, denn der 58-Jährige hat sich in der Vergangenheit als scharfer Kritiker der Fifa hervorgetan. So hat Pieth vorgeschlagen, dass für Mitglieder der Fifa oder des Internationalen Olympischen Komitees die gleichen Strafbestimmungen gelten müssten wie etwa für Angehörige der UNO.

Der Sonderstatus von in der Schweiz ansässigen Spitzensportverbänden müsse überdacht werden, forderte er 2010. Die Verbände jonglierten mit Milliardenbeträgen, zahlten aber so gut wie keine Steuern. Außerdem genießen ihre Funktionäre quasi Immunität nach dem Schweizer Antikorruptionsgesetz.

Im letzten großen Fifa-Korruptionsfall, der um die Vermarktungsagentur ISL kreiste, sah Pieth "unheimliche Prozesse" ablaufen. Die Fifa verhalte sich nach dem Prinzip "Augen zu und durch". Diese Dinge liegen in der Vergangenheit, und da will Pieth sie auch belassen. Er will nur die Rolle des unabhängigen Fifa-Reformators bekleiden, der den Fußballweltverband in eine rosige Zukunft führt. Dafür lässt er sich auch bezahlen. Einen Interessenkonflikt sieht er darin nicht. "Das beschädigt meine Unabhängigkeit gar nicht", sagte er.

Sepp Blatter ist kein leichter Gegner

Pieths Team hat in den nächsten Wochen viel zu tun. Blatter will die Kontrolleure mit Berichten von vier Fifa-internen "Task Force"-Gruppen überhäufen. Danach sollen Reformempfehlungen ausgesprochen werden. Ein paar Vorschläge hatte der Professor auch schon am Mittwoch im Gepäck, als er im "Home of Fifa" auftrat.

Zuallererst müssten die häufigen Interessenkonflikte der Fifa-Mitglieder angegangen werden, auch die Zuständigkeitsbereiche der verschiedenen Kommissionen müssten klarer sein. Fifa-Mitglieder sollten nach einer gewissen Zeit aus dem Verband ausscheiden. Die Fifa müsse sich überdies Führungsprinzipien unterwerfen, wie sie große Unternehmen pflegen.

Mark Pieth, der nun den Fifa-Retter spielen soll, sieht sich in einer Double-Bind-Situation, also in einem Dilemma. "Ich nehme ein gewisses Risiko auf mich." An Sepp Blatter haben sich schon andere die Zähne ausgebissen.

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2 Kommentare

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  • R
    reblek

    "Mark Pieth, der nun den Fifa-Retter spielen soll, sieht sich in einer Double-Bind-Situation, also in einem Dilemma." - "Dilemma" ist gut. Der Volksmund sagt zu "Double Bind": Wie man's macht, ist's verkehrt."

  • EK
    Ehre kann man nicht kaufen

    Ich würde es für die Hälfte der gesparten Gelder machen und in Milliarden schwimmen.

     

    Ehre kann man nicht kaufen. Wenn er keine Angst hat und die Mission ernst nimmt wie John Rambo, haben die Korrupties vielleicht ein Problem. Wenn er weiss, was mit Computern ginge. Wer John Rambo für eine Fake-Mission beauftragt, hat ein Problem: Denn er erfüllt die Mission. Wenn ich 1000 Euro für jeden plagiierten Dr-Titel kriege, schwimme ich schnell in Millionen. Denn ich weiss genau, wie ehrlos die Studienkollegen waren. Die programmieren auch für den Geheimdienst.

    Blatter hat also möglicherweise einen Fehler gemacht wenn er jemanden nimmt, der die Mission ernst nimmt. Vielleicht aber auch haben seine Subhandlanger die Erdöl-Für-Geld-Leute aufgedeckt und er konnte es nicht mehr verschleiern oder es ist im in die Hände gefallen und bei der FIFA kriegt er weltweit Luxus-Hotels und die Mission ist ihm egal. Wir werden sehen.

     

    Offene Kampfausschreibungen und die Stadtverwaltungen könnten ihre Schulden zurückzahlen beginnen weil sie so viel Geld sparen statt es dem Schwager vom Bürgermeister oder Minister die Aufträge reinzuschieben.

    Ausschreibungs-Korruption ist problemlos lösbar. Denn der Kapitalismus sagt, wie man sauber ausschreibt und den besten Preis bekommt.

     

    Schwerer wird es bei Pitch- und Vergabe-Korruption wo nur einer siegen kann.

    Beckenbauer meinte mal in einem Interview, er wäre vom französischen Fußballverein weggegangen, weil dort in der Liga "gefuddelt" (mein Wort) würde. Daran musste ich als einziger weltweit sofort denken als er die FIFA verliess. Was war eine Woche später und die komplette Presse kannte Beckenbauers Fuddel-Interview gar nicht ? FIFA gibt die WM an Katar und die Korruptionsvorwürfe kommen hoch. Tolle Presse wenn bezahlte Aufdecker oder Freiwillige unter Einsatz ihres Lebens die grundgesetzlich geschützte Presse-Aufdeckungs-leistungs-geschützte Arbeit machen müssen.