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Der unbekannte Besucher

KULTUR Verein sucht Wege, migrantische BerlinerInnen ins Theater zu locken

„Alle sollten Zugang zu Kultur haben“, ob reich oder arm, jung oder alt, Deutscher oder Nicht-Deutscher, konstatierte der Intendant des Grips-Theaters, Stefan Fischer-Fels, gleich zu Beginn. Aber, fügte er selbstkritisch hinzu: Das Grips behandele in der Regel „sehr deutsche Themen, gespielt von deutschem Personal“. Entsprechend sei das Publikum: vor allem Deutsch. Wie Berliner Kultureinrichtungen mehr migrantische Besucher gewinnen können, war Thema der Jahrespressekonferenz der Kulturloge Berlin am Freitag.

Seit 2010 vermittelt der Verein Kulturloge e.V. nicht verkaufte Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen an Geringverdiener. Mit Erfolg: 2012 habe der Verein 23.000 Tickets an rund 6.000 angemeldete Gäste vermitteln können, sagte Kulturlogen-Gründerin Angela Meyenburg zur Einführung. Im April habe man zudem das Projekt „Kulturelle Teilhabe migrantischer GeringverdienerInnen“ gestartet.

Die zu steigern sei auch nötig, bestätigte Thomas Renz vom Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Ohnehin werde öffentlich geförderte Hochkultur vor allem von Akademikern genutzt, kaum von Menschen mit geringem Bildungsgrad. „Und Menschen mit Migrationshintergrund nutzen sie noch seltener“, so Benz.

Damit sich das ändert, müssen die Kulturangebote sich den Lebenswelten von Migranten öffnen, so ein Fazit der Diskussion. So wie die Ausstellung „7 mal jung“: Sie versuche, NS-Geschichte für türkische SchülerInnen interessant zu machen, indem sie über deutsche Emigration in die Türkei in den 30ern aufkläre, sagte Sophia Oppermann vom Verein „Gesicht Zeigen!“. Zudem müssten sich die Kultureinrichtungen ändern, ergänzte Schauspieler Kerem Can. Man brauche etwa türkeistämmige Intendanten an den Theatern: „Das wird kommen.“ SUG

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