Natalie Tenberg Der Wochenendkrimi: Letzter Laufsteg
Denken Sie an einen Heidi-Klum-mäßigen Modellwettbewerb in der Gegend von Dessau. Dann ziehen Sie davon Heidi Klum ab und alles, was an der Mädchenvorführshow „Germany’s Next Topmodel“ irgendwie glamourös sein könnte. So beginnt der letzte „Polizeiruf 110“ mit Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) aus Halle.
Nach diesem 50. Fall ist für die beiden Schluss, und wenn man ihnen beim Ermitteln zusieht, möchte man ihnen dazu gratulieren. Eine Welt, in der die Kriminellen sich im Internet verstecken, das sei nicht ihre, meinen sie. Zur physischen Jagd reicht es auch nicht mehr, denn im Vergleich zu Schmücke wirkt sogar Freddy Schenk aus Köln wie Langstreckenmann Achim Achilles.
In „Laufsteg in den Tod“ (Buch: Hans Werner, Peter Gust; Regie: Hans Werner) räkeln sich Mädchen, nicht unbedingt die hübschesten, vor Riesenschaufelbaggern, da fällt eine von ihnen vor der Linse des schmierigen Fotografen tot um. Nicht auf dem Laufsteg, wohlgemerkt. Ein solcher kommt im ganzen Polizeiruf nicht vor. Schnell steht fest, das Mädchen wurde vergiftet, nur weshalb? Weil sie eine Affäre mit dem schmierigen Fotografen Paolo Gregori (David Rott) hatte? Wie traurig das doch alles wirkt. Und so trist. Und wirklich bedrückend für diese Kinder aus Dessau.
„Wartet noch zwei Jahre!“, möchte man den 16-Jährigen zurufen, „geht dann nach Berlin oder Hamburg, aber glaubt nicht, man bekäme irgendetwas geschenkt, weil man hübsch aussieht!“
Weiß ja jeder, dass Mädchen, die modeln wollen, nur ausgenutzt werden, vor allem wenn sie ständig mit ihren Eltern über Kreuz liegen. Ein grandioses Thema, das hier leider großartig versenkt wird. Die ganze Umsetzung, vom Drehbuch bis zum Szenenbild, reicht nicht, um eine Geschichte von Menschen zu erzählen, die sich nach einem besseren Leben sehnen. Schade.
■ „Polizeiruf 110 – Laufsteg in den Tod“; So., 20.15 Uhr, ARD
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