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Kommentar BenzinpreiseDer Preis macht mobil

Heike Holdinghausen
Kommentar von Heike Holdinghausen

Ressourcen müssen höher besteuert werden. Dann würden Unternehmen darauf achten, dass entsprechende Rohstoffe in ihrem Besitz bleiben.

I n Sachen Umweltschutz setzt die Bundesregierung auf den Markt, und damit hat sie völlig recht. Bislang hat vor allem eines die Industrie bewegt, Energie und Material zu sparen: hohe Preise. Explodieren die Kosten für Strom, erfinden die Unternehmen Technologien und Verfahren, um ihn zu sparen. Werden bestimmte Metalle knapp und teuer, werden sie ersetzt. Und will die Mehrzahl der Autofahrer die Benzinpreise nicht mehr stemmen, stellen die Autokonzerne Sparmodelle her.

Eben weil der Preis mehr bewirkt als viele Vorschriften, sind die lächerlich niedrigen Preise für Rohstoffe ein Skandal. Die großen Stromverbraucher sind mit Rabatten gesegnet und kaufen ihre Energie billig ein. Metalle oder Kunststoffe gibt es zu Schnäppchenpreisen, sodass es billiger ist, sie aus Bergwerken oder Öl zu gewinnen als aus Recyclingmaterial. Und noch immer kostet Benzin so wenig, dass der Verbrauch beim Pkw-Kauf kaum eine Rolle spielt.

Auf Automessen werden sparsame Motoren und alternative Antriebstechniken präsentiert, beim Autohändler eher das Schiebedach und der Allradantrieb. Wäre der Spritpreis angemessen hoch, läge der Durchschnittsverbrauch von Neuwagen nicht zwischen sechs und sieben Liter, sondern bei zweien.

(Höhere) Steuern auf Ressourcen sind überfällig. Die Ökosteuer für alle gilt es heraufzusetzen, Abgaben auf Metalle und Steine einzuführen. Nachdem der darauf folgende Aufschrei verklungen wäre, böte sich die Chance für einen Innovationsschub. Unter dem Druck des Marktes entstünde in den Städten ein attraktiver öffentlicher Verkehr.

DIE AUTORIN

Heike Holdinghausen ist Redakteurin im Ökologie- und Wirtschaftsressort der taz.

Peinlich würden die Unternehmen darauf achten, dass die in Smartphones und Fernsehern eingesetzten Rohstoffe in ihrem Besitz bleiben. Dienstleistungsjobs in Reparaturwerkstätten entstünden. All das unterbleibt, weil die Regierung viel vom Markt redet, aber nicht marktwirtschaftlich handelt.

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Heike Holdinghausen
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
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13 Kommentare

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  • D
    drubi

    Wie sieht die Bilanz dieser Resourcenverteuerung aus ?

    Man hat im Zuge der Arbeitsmarktreformen die Zumutbarkeit von Fahrtwegen für Arbeitnehmer erhöht.

    Man hat die Kilometerpauschale reduziert.

    Man baut den Schnellreiseverkehr der Bahn zu lasten des Nahverkehrsangebots aus.

    Man baut das Strassennetz zur Erweiterung des Lastwagenverkehrs aus (das ist fast immer die wesentliche Folge).

    Städte und Gemeinden weisen immer mehr Tempo-20, Tempo-30 und Tempo-40 Zonen aus - auch auf vielbefahrenen Strassen, wodurch ein verbrauchs- und CO2-reduziertes Fahren unmöglich wird.

    Es werden immer mehr Gimmicks in Fahrzeuge eingebaut, die dazu führen, dass sich immer mehr Teilnehmer im Strassenverkehr aufhalten, die sich erst mitten im Verkehrsgeschehen überlegen, weshalb sie sich überhaupt an Steuer gesetzt haben.

    Während Arbeitnehmer dank schwindender Kaufkraft imer weniger in der Lage sind, sich überhaupt noch ein Auto leisten zu können - was dank miserabler Infrastruktur zwangsläufig zu sozialem Abstieg und gegebenenfalls zu Arbeitslosigkeit führt, bleiben alle Privilegien zur Subventionierung von Luxusfahrzeugen für Selbständige und Unternehmen erhalten, was alleine schon hinsichtlich des Prinzips der Gleichheit vor dem Gesetz verfassungssrechtlich eigentlich gar nicht haltbar sein dürfte: der dumme Arbeitnehmer darf die Luxuskarosse seines Chefs subventionieren.

     

    Das hat alles mit Ökologie und Wirtschaftlichkeit in einem Volkswirtschaftlichen Sinn nichts zu tun. Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Demokratie sind in unserem Land schon lange nicht mehr gültig, weil es sich die mächtigsten Lobbies auch bei den Grünen und der SPD schon sehr bequem gemacht haben.

    Ein Hoch auf die institutionalisierte, antidemokratische Vollidiotie unseres Parteien- und Lobbygewurschtels.

     

    Und merke: es gibt nichts, absolut gar nichts, das so strunzdumm sein könnte, dass nicht doch irgendeinem Wirtschafts- oder Jurafuzzi eine Rechtfertigung dafür einfallen könnte.

  • J
    Johnny.

    @ Thomas

     

    Hartz4-Bezieher müssen m.E. Strom+Heizung selbst bezahlen.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Der deutsche Spießer braucht ja nicht mit dem Auto zu fahren.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.

  • V
    Vanfan

    Dieser Artikel verrät das elitäre Denken seines Verfassers. Sonst nichts. Wenn Benzin 5 EUR kostet, dann werden Autos verkauft, die 2 Liter brauchen. Welch ein Unsinn. Allein technisch betrachtet.

    Wenn Benzin 5 EUR kostet, werden Porsche- und SUV-Fahrer auf unseren öffentlichen Straßen unter sich sein. Freie Fahrt für zahlungskräftige Bürger. Alle anderen Menschen werden vom Individualverkehr undemokratisch per Preis ausgeschlossen sein. In so einem Land möchte ich nicht leben.

  • H
    Herbert

    Also wenn ich das richtig verstehe, möchte Heike, dass sich nur die Reichen den Luxus von KFZ-Mobilität und elektrischer Geräte im Haushalt leisten können.

    Das finde ich ziemlich assozial und Armenverachtend. Aber darauf läuft unsere Gesellschaft wohl leider hinaus. Die Armen schuften unter Sklavenbedingungen für die paar Reichen, die dann den ganzen Luxus bekommen.

  • S
    someone

    @Thomas:

     

    1. Subvention auf fosile Brennstoffe bringt leider nix (das freiheitsliebende Venezuela ist hier nicht der Maßstab und schafft die Subvention gerade ab ...).

    2. Schon alle Alternativen ausgereizt z.B. Fahrgemeinschaften, kleineres Auto etc.

    3. De.Steuerrecht beinhaltet schon Kleinsubvention -> Benzinzuschuss(gilt auch für Fahrkarten) vom Arbeitgeber bis zu 70€/mntl. wird nicht auf das Gehalt angerechnet (ist kein zu versteuerndes Einkommen)

  • V
    vic

    "Bei Hartz IV Empfängern laufen die Stromfresser den ganzen Tag"

    Danke für deinen hilfreichen Beitrag, Thomas.

  • TA
    Tip an Thomas

    Ein Tip, falls Sie Ihren Job kündigen, bitte folgendes Beachten:

    Hartz 4 Empfänger müssen Strom, Telefon und was sonst so anfällt aus ihrem Regelsatz von 364,- Euro bestreiten.

    Darüberhinaus wird lediglich eine "angemessene" Unterkunft und Heizung bezahlt.

    Ich würde den Job behalten.

  • E
    emil

    richtig! es wird ein freier markt gepredigt, aber was die regierung allein mit der umweltprämie verbrochen hat spricht doch bände. subventionen am laufenden band für die autoindustrie.

  • T
    Thomas

    Ach und außerdem wohnen nicht alle Menschen in Städten. Ich wohne auf dem Land, günstigere Miete, und ich mag das Gewusel in der Stadt überhaupt nicht! Ich habe lieber meine Ruhe.

  • T
    Thomas

    Aber was bringen höhere Energiekosten wenn der Staat die doch eh bezahlt. Zum Beispiel bei Hartz4-Empfängern, die ganzen Stromfresser laufen den ganzen Tag, muss man ja nicht selbst bezahlen.

     

    Ich bin selbst Niedrigverdiener, aber leider auf mein Auto angewiesen. Betrieb liegt in nem Industriegebiet, keine Busanbindung, schlechte Arbeitszeiten. Ich könnte zwar 50km pro Tag mit dem Fahrrad fahren, aber das kann es ja auch nicht sein. Es wird nicht mehr lange dauern dann werde ich kündigen da ich das Benzin nicht mehr zahlen kann. Aber das wird dann für den Staat teurer. Ich würde es begrüßen wenn unsere Regierung Benzin subventioniert, als Vorbild sollte die Chavez-Regierung in Venezuela sein. Der Sozialismus hat manchmal doch Vorteile.

  • B
    bla

    Die Sachen sind so billig nicht wegen der Rohstoffe sondern wegen der sklavenarbeiter die sie herstellen:

     

    Würden die hersteller von Smartphones und Turnschuhen einen gerechten Lohn erhalten dann würde der Wahnsinn aufhören mit dme man sich jedes JAhr ein neues Telfon kauft.

    Genau wie die Autorin sagt würde dann eine Infrastrukturfür Repeatur und Upgrades entstehen wie sie früher für Autos existiert hat und Teilweise noch existiert obwohl es auch hier oft Preiswerter ist ein neues Auto zu kaufen als das beschädigte zurepariern.

    All das ist ökonomischer und ökologisch unsinn funktioniert nur weil die Menschen in anderen Ländern viel zuwenig für ihre Arbeit verdienen.

  • M
    Martina

    Der erste Absatz dieses Kommetars ist ja wirkich okay, fuer taz-Verhaeltnisse fast schon eine marktwirtschaftliche Offenbarung. Aber warum in den folgenden Absaetzen dann die voellige Kehrtwende und das genaue Gegenteil dessen, was im ersten Absatz steht? Weil der Markt zu Preisen fuehrt, die nicht in das taz-Weltbild passen? Also wenn die Preise jetzt drastisch gesunken waeren, dann waere der Markt ganz toll und gut gewesen, aber steigende Preise sind ganz schlecht? Das verstehe wer will - schade, ich hatte da echt mal auf einen guten, durchdachten taz-Artikel zum Thema Wirtschaft gehofft. Und dann doch wieder nur der immer gleiche links-ideologische, scheuklappenmaessige und dummdreiste taz-Wirtschafts-Gullasch. Schade.