Streit der Woche: „Der Abstieg wandelt sich zum Absturz“
Ist die Atomkraft nach Fukushima am Ende? Nuklearexperte Mycle Schneider ist sich sicher, dass die Atomenergie längst ausgedient hat.
Der Autor des „World Nuclear Industry Status Reports“, Mycle Schneider, kritisiert die Darstellung der internationalen Atomgemeinde, Fukushima sei lediglich ein „Schlagloch auf dem Weg der Atomkraftentwicklung“.
Für den 53-Jährigen sprechen die Fakten deutlich gegen diese Einschätzung: „Seit 1973 wurde in den USA kein Atomkraftwerk gebaut“, schreibt er in einem Beitrag im Streit der Woche der sonntaz. „Die Tendenz bleibt nach Fukushima unverändert – abwärts, nur schneller.“ Der Beweis für Schneider: das wachsende Misstrauen gegenüber der Atomkraft in vielen Ländern. In Italien etwa, argumentiert der Experte, „haben sich in einem Referendum 94 Prozent der Menschen gegen den Wiedereinstieg ausgesprochen“.
Anders sieht das Christopher Weßelmann, Chefredakteur der Zeitschrift Atomwirtschaft. Er räumt zwar ein, dass die Ereignisse in Japan einen Einschnitt für die Kernenergie bedeuteten, diese aber nicht die Vorteile der Atomkraft in Zweifel gezogen hätten. Der 48-Jährige argumentiert im Streit der Woche der sonntaz, dass die Kernenergie einen wichtigen Beitrag zum Energiezugang weltweit leistet. Weßelmann sieht hier die Vorzüge in der „Ressourcenschonung“, im Klimaschutz und einer „kostengünstigen Erzeugung, die den jeweligen Wirtschaftsstandort sichert und subventionsfreie Arbeitsplätze schafft“.
Die Katastrophe in Japan ist laut Weßelmann allein auf die unzureichende Absicherung vor Flutwellen zurückführen. An den Fortbestand der Atomenergie glaubt er fest: „Zukunftsoffene Gesellschaften müssen dabei vorurteilsfrei Forschung und Entwicklung ermöglichen und fördern – Potenziale sind Zukunft, ihre Verhinderung beruht auf Dogmen!“
Im Streit der Woche kommentieren außerdem Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, und taz.de-Leser Alessio Mantanario die Frage "Ist die Atomkraft am Ende".
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