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Energie II"Operation am offenen Herzen der Stadt"

Vattenfall-Manager Rainer Knauber über Wohltätigkeit, Rendite und intelligenten Stromverbrauch.

Sebastian Erb
Interview von Sebastian Erb

taz: Herr Knauber, eine Genossenschaft will das Stromnetz übernehmen. Fürchten Sie die Konkurrenz?

Rainer Knauber: Jede strukturelle Veränderung am Stromnetz von Berlin ist eine Operation am offenen Herzen der größten Stadt Deutschlands. In einer Stadt mit 20 Millionen Steckdosen muss sichergestellt sein, dass die Versorgung klappt. Ein Wettbewerber muss jetzt nachweisen, dass er es mindestens genauso gut kann wie wir.

Aber vor allem wollen Sie doch Geld verdienen?

Sie werden von mir nicht hören, dass wir das Geschäft nur aus Wohltätigkeit machen. Aber die Rendite, die Sie damit verdienen, liegt heute eher bei 4 bis 5 als bei 7 bis 9 Prozent. Ich kann das niemandem empfehlen, dem es damit nur ums Geldverdienen geht. Es stehen hohe Investitionen an, und außerdem ist es ein kompliziertes Geschäft.

Genossenschaft und Energietisch wollen das Netz für die Einspeisung erneuerbarer Energien optimieren.

Keiner wird durch den Besitz von Stromnetzen mehr erneuerbare Energiequellen anschließen, als wir das tun. In Berlin geht es vor allem darum, den Strom intelligent zu verbrauchen. Mit dem innovativsten virtuellen Kraftwerk Deutschlands und einem der größten Projekte mit intelligenten Stromzählern haben wir deutliche Zeichen gesetzt.

Rainer Knauber

44, ist Generalbevollmächtigter der Vattenfall Europe AG für Berlin und die neuen Bundesländer.

Das Land hält sich offen, selbst mehr Einfluss auf den Betrieb zu nehmen. Haben Sie auch an einer Kooperation Interesse?

Darauf haben wir in der Interessenbekundung mit Ja geantwortet. Die Politik muss nun entscheiden, wie eine solche aussehen kann.

Als Preis nennen Sie rund 3 Milliarden Euro, den Sachzeitwert. Wollen Sie mit diesem hohen Preis, der nicht unbedingt maßgeblich ist, abschrecken?

Ein potenzieller Käufer legt möglicherweise eine andere Berechnungsgrundlage an als wir, einen objektiven Verkaufswert gibt es gar nicht. Aber eine Schätzung ist eine wichtige Grundlage.

Laut Bundesgerichtshof ist der sogenannte Ertragswert entscheidend. Wie hoch ist der denn?

Den geben wir nicht vor. Jeder, der meint, das Netz besser betreiben zu können, kann ihn selbst schätzen. Es handelt sich in jedem Fall um einen Milliardenbetrag.

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1 Kommentar

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  • EA
    Enzo Aduro

    Das Problem ist das diejenigen die das Netz kaufen wollen offensichtlich nie eine Entsprechende Vorlesung besucht haben.

     

    Ertragswert, heißt schlichtweg, das die Summe die Zinsen (oder refinanzierte eigene Mittel) der Kaufsumme so hoch ist wie die Erträge.

     

    Aber woher will man dann dem Bürger was geben?

     

    Es ist doch lächerlich das der Staat alles aufkauft, wenn es gar keine Hinweise gegen Misbrauch gibt. Und wenn es die gibt, dann sollte man erst mit den entsprechenden Mitteln dagegen vorgehen, bevor man zu solchen Mitteln greift.