piwik no script img

Streit um Flughafen SchönefeldTerminals ohne TÜV-Termin

Nach der geplatzten Eröffnung des Großflughafens weisen Aufsichtsräte die Schuld von sich.

Fliegen noch eine Weile um den Großflughafen Willy Brandt herum: Linienjets im Anflug auf Schönefeld Bild: dapd

Offiziell sind Mängel am Brandschutz schuld an der abgesagten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens am 3. Juni. Dabei hakt es seit Wochen in vielen Bereichen auf der Baustelle. Wieso die Verschiebung erst Anfang dieser Woche bekannt gegeben wurde und wer die Verantwortung hierfür trägt, bleibt weiterhin unklar.

Die Nachbesserungen beim Brandschutz dürften sich weiter verzögern. Am Donnerstag teilte der TÜV Rheinland mit, dass der Termin für die abschließende Brandschutzprüfung noch nicht feststehe. Dabei wird das Zusammenspiel der unterschiedlichen Anlagen getestet, Dauer: drei bis vier Wochen. Erst dann ist eine Freigabe der Terminals durch das Bauordnungsamt möglich.

Das ist nicht die einzige Sorge auf der Großbaustelle. Seit Wochen wird über zu wenige Check-in-Schalter berichtet. Zudem soll es Probleme mit dem Computersystem geben, welches das Einchecken regelt – und bei den Probeläufen bisher häufig abstürzt.

Der Aufsichtsrat des Flughafens Berlin Brandenburg in Schönefeld sieht die Hauptverantwortung bei der Flughafengesellschaft. Ver.di-Sekretär Holger Rößler, der in dem Kontrollgremium sitzt, betonte, dass der Aufsichtsrat sich bei der Geschäftsführung immer wieder zum Stand der Bauarbeiten rückversichert habe. „Für mich ist nicht ersichtlich, was wir als Aufsichtsrat hätten anders machen können“, sagte Rößler zur taz. Nun sei die Flughafengesellschaft einige Erklärungen schuldig. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums, das durch einen Staatssekretär ebenfalls im Aufsichtsrat vertreten ist. Die Flughafengesellschaft war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Nach Angaben des brandenburgischen Wirtschaftsministers Ralf Christoffers (Linke) hat der Aufsichtsrat auch externe Controlling-Berichte zum Stand auf der Baustelle erhalten. Diese hätten aber keinen Hinweis auf derart grundsätzliche Schwierigkeiten gegeben.

Unklar ist, wann der Flughafen nun seine Pforten öffnet. Eine Inbetriebnahme im August, die Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) ins Auge gefasst haben, scheint kaum realisierbar. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn hat bereits gefordert, den Umzug auf die Zeit nach dem Sommerflugplan zu verschieben. Die ersten Flüge würden dann im November vom neuen Flughafen starten. JOK (mit dpa, dapd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!