Kampagne in Harburg: Knockout für K.O.-Tropfen

In Harburg und Umgebung wollen Kneipen und Klubs über die Gefahren von unbewachten Gläsern aufklären. Es geht um die Signalwirkung.

Kein Spaß: K.O-Tropfen-Attacke im Club. Bild: dpa

„K.O.cktail? – Keine Chance für K.O.-Tropfen“ ist Name und Ziel einer neuen Kampagne im Hamburger Süden. Schon zwei Tropfen der geruch und farblosen Substanz Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) reichen aus, um eine Person wehrlos zu machen. Bei Frauen werden die Tropfen häufig zwecks Vergewaltigung eingesetzt, Männer werden eher ausgeraubt.

16 Kneipen- und Klubbesitzer aus Harburg und Umgebung machen bei der Kampagne mit, die vom Szeneportals harburg-nightlife.de und der Frauenberatungsstelle Notruf Hamburg ins Leben gerufen wurde. Flugblätter, Plakate und Informationsveranstaltungen klären Partygäste seit dem 10. Mai darüber auf, wie man K.O.-Tropfen erkennt und wie man sich dagegen schützen kann. Das Sicherheits- und Barpersonal der teilnehmenden Klubs wird darin geschult, Gäste, die duselig wirken, anzusprechen.

GHB, das eigentlich ein Betäubungsmittel und Antidepressivum ist, zeigt dosierungsabhängig unterschiedliche Wirkung. Sehr niedrige Dosen führen zu eher entspannten, beschwingten Stimmungen und mindern Hemmungen, ähnlich wie der Konsum von ein bis zwei Bier. Schon Mengen von fünf Millilitern können jedoch Orientierungslosigkeit, Angst, bleierne Müdigkeit und einen „Filmriss“ hervorrufen.

Wenn die Opfer aufwachen, wissen sie meist nicht, wie sie an ihren Aufenthaltsort gelangt sind. Frauen entdecken zerrissene, fehlende oder falsch angezogene Kleidung sowie blaue Flecke und Verletzungen im Intimbereich. Dazu kommt ein unbestimmtes Unruhegefühl. „Die Opfer können sich oft nicht erinnern, was passiert ist, und vertrauen sich darum niemandem an. Angst und Unsicherheit wachsen“, sagt Sibylle Ruschmeier vom Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen.

Klubs und Kneipen sind nicht der einzige Ort, an dem Gäste aufpassen müssen, dass ihnen nichts ins Glas geschüttet wird. Laut Ruschmeier passiert das „durchaus auch auf kleineren Privatparties“.

Nachweisen kann man die Tropfen allerdings nur bis zu zwölf Stunden nach ihrem Konsum. Darum kommt es selten zu Anzeigen und Verurteilungen. Die Kampagne wolle „keine Panik schüren“, sondern vor allem Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und ein „Signal zur Abschreckung an die potenziellen Täter“ senden, so Jörg Witte, Betreiber der Bar Central in Harburg.

Wegen ihrer putschenden Wirkung werden K.O.-Tropfen auch „liquid ecstasy“ genannt. Mit Ecstasy hat es jedoch nichts zu tun. Die Tropfen können erheblich gefährlicher werden, denn in Kombination mit Alkohol oder anderen Medikamenten können sie zu Atemlähmung und Herzstillstand führen – die Drogenverabreicher nehmen das billigend in Kauf. Im Hamburger Süden hoffentlich bald ohne Erfolg. 

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