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Kommentar zu Air-BerlinDer Kläffer ist zurück

Bert Schulz
Kommentar von Bert Schulz

Air-Berlin-Chef Mehdorn fordert Schadensersatz für das Flughafendebakel. Absurder geht's kaum.

I n diesen Tagen können sogar Chefs von ungeliebten Unternehmen auf Mitleid hoffen. Ein Drogerieimperium bricht in atemberaubender Geschwindigkeit in sich zusammen, und man fragt sich: Hat der Firmenpatriarch Anton Schlecker – bei aller Kritik – das wirklich verdient? Hartmut Mehdorn, Chef von Air Berlin, verkündet, dass es bei Firmenmeetings keine Säfte, Kekse und nicht mal mehr Kaffee gibt. Dass es schlecht steht um Deutschlands zweitgrößte Fluglinie, weiß jeder. Aber so schlimm?!

Wer nun meint, der fast 70-jährige Mehdorn wäre demütig geworden, irrt leider. Am Wochenende forderte er flott mal eine Garantieerklärung der Flughafengesellschaft für die Übernahme von Schadensersatz nach dem Flughafen-Debakel. Damit auf seine Fluglinie ja keine Kosten durch die Verschiebung der Eröffnung zukommen. Die soll lieber der Steuerzahler übernehmen. Zuvor hatte sich Mehdorn für längere Flugzeiten in Tegel stark gemacht. Die würden seiner Firma nutzen und die Anlieger des City-Airports nerven.

Mehdorns miese Masche

Mehdorn ist weiter genau jener Terrier, der mit seinem Gekläffe als Chef schon die Deutsche Bahn in Misskredit gebracht hat. Und der durch seinen Sparwahn die Berliner S-Bahn – eine Tochter der Deutschen Bahn – gegen die Wand gefahren hat. Hat eigentlich schon mal ein Berliner deswegen Schadensersatz von Mehdorn gefordert?

Bleibt zu hoffen, dass er mit seinen unverschämten Forderungen diesmal nicht durchkommt. Und mit seinem Auftreten jede Menge Menschen von Flügen mit Air Berlin abhält – wie es ihm einst bei der Bahn gelang. Dann wäre zumindest der Umwelt geholfen.

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Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.

4 Kommentare

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  • T
    Tessy

    Sympathisch war mir Mehdorn noch nie. Aber warum sollte er keinen Schadenersatz fordern (dürfen)?

     

    Egal wie die Untersuchungen über den verpatzten Start von Schönfeld herauskommen mag - eines glaube ich nicht: dass es erst ein paar Wochen vor der Eröffnung "plötzlich und unerwartet" verschoben werden musste.

     

    Auch wenn ich mit meiner Vermutung falsch liegen sollte: ein Recht auf Schadenersatz dürften nicht nur die Fluggesellschaften haben, sondern auch die Geschäfte in Flughafen Tegel, etc. pp.

  • EW
    Eva Willig

    offener Brief

     

    Sehr wenig geehrter Herr Mehdorn,

     

    die Griechen sind nicht unschuldig an ihrer Misere, aber Sie haben große Schuld auf sich geladen, was die Verschärfung der griechischen Malaise betrifft.

     

    Gut Sie sind es nicht allein, sonder Sie haben in einer unheiligen Allianz mit anderen Tourismusmanagern die evt. Pleite des Landes mit vorangetrieben.

     

    Auf meiner bevorzugten Ferieninsel Zakynthos gibt es seit langen folgende Aufteilung: in Laganas wollen hauptsächlich Engländer „hully-gully“ haben. In Agios Sostis waren deutsche, holländische und belgische Gäste, die es ruhiger wollten und in Porto Koukla war es am internationalsten, da traf frau außer den erwähnten Nationen auch mal Italiener oder Russen. Dieses Jahr war ich 10 Tage lang die einzige Deutsche in Agio Sostis. Für mich war das nicht problematisch, da ich englisch und leidlich neu-griechisch spreche, aber andere Gäste, die diese Sprachen nicht sprechen, könnten sich bald einsam fühlen.

     

    Sie haben dieses Jahr 10 Flüge pro Woche allein nach Zakynthos gestrichen, das sind ca. 1000 Gäste weniger pro Woche.

     

    Außerdem haben Sie wie jedes Jahr peu à peu die Saison verkürzt. Konnte man/frau früher bereits Ende März, oder spätestens zu Ostern nach Griechenland reisen, ermöglichen Sie dieses Jahr erst ab Mitte Mai und auch das Ende der Saison haben Sie vorverlegt.

     

    Sollte man, wenn ein EU-Land in Not ist und hauptsächlich vom Tourismus lebt, dieses nicht besser intensiv bewerben, anstatt es auszuhungern? Für ein Land wie Griechenland ist Ihre Taktik eine Katastrophe und zwar eine Katastrophe !

     

    Wann waren Sie und die anderen Tourismus-Manager zum letzten Mal auf einer griechischen Insel? Haben Sie, wie ich an nahezu jedem 3. Grundstück ein Verkaufsschild gesehen und statt wilder Heilpflanzen, kleine Gemüsegärten, die zur Selbstversorgung angelegt wurden? Haben Sie im Supermarkt Kekse gekauft, die doppelt so teuer wie bei uns sind? Haben Sie festgestellt, dass nur noch jedes 3. Restaurant geöffnet hat, im Vergleich zum letzten Jahr?

     

    Ich wünsche Ihnen und den anderen Verursachern der griechischen Katastrophe, dass Sie sich die Zähne an Herrn Tsipras ausbeißen und den Griechen wünsche ich, dass die nächste Wahl sie vor weiterem Kaputtsparen durch deutsche Austeritätspolitik bewahrt.

     

    Mit unfreundlichen Grüßen

    Eva Willig

     

    PS: Easy Jet fliegt ab Ende März von London Gatwick und die Holländer fliegen ab 21.4. nach Zakynthos.

  • C
    Claudi

    Was für ein grausiger Artikel.

     

    1. Es ist das normalste der Welt, dass vom Verursacher eines Schadens auch Schadenersatz gefordert wird. Entscheiden müssen Gerichte darüber.

    Wäre der Flughafenbetreiber ein Privatunternehmen, müssten es die Aktionäre auslöffeln. In diesem Fall ist es eben ein öffentliches Unternehmen, das Mist gebaut hat, und so muss halt der Steuerzahler ran.

     

    2. Mehdorn ist Angestellter von Air Berlin und war Angestellter der Bahn. Forderungen, die er als Angestellter macht, haben nichts mit seiner Person zu tun. Es ist absolut lächerlich zu glauben, wegen Fehler eines Managers beim früheren Arbeitgeber (Wobei man sich fragen muss, ob der Konzernchef oder der Eigentümer=Staat für die Strategie der Bahn verantwortlich ist) hätte sein neuer Arbeitgeber kein Recht auf Schadenersatz, wenn ihm Schaden zugefügt wird. Was hat Air Berlin mit der Deutschen Bahn AG zu tun?

     

    3. Natürlich mussten die S-Bahn Kunden entschädigt werden. Es gab Gratis-Wochenenden und Gratis-Monate für Abo-Kunden. Schon vergessen? Auch hier musste es der Steuerzahler ausbaden, weil es auch hier ein öffentliches Unternehmen war, das Mist gebaut hat.

  • H
    Hatem

    Unverschämt? Wieso?

     

    Man muss Mehdorn nicht mögen, um zu akzeptieren, dass er zu Recht Schadenersatz fordert.

     

    Die BER-Geschäftsführung hat es verbockt, der Aufsichtsrat hat weggesehen. Das ist eine Sauerei vom feinsten und das kann man vielen Leuten anhängen. Aber nicht Mehdorn.

     

    Ich hoffe, dass die BER-Geschäftsführung persönlich in die Haftung genommen wird. Leider wird das nicht reichen...