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Spot eines Rasierherstellers zur EMKloppos kommerzielle Bartausbeutung

Okay, vielleicht hat dieser Barttrend seinen Zenit überschritten. Wenn Werbeleute sich schon darauf beziehen. Doch der Clip mit Jürgen Klopp ist perfide gut gemacht.

Arschcooler Bartträger: Jürgen Klopp. Bild: dapd

Reden wir also über Bärte. Einst trugen ihn nur Devendra Banhart, Bart Simpson (aber nur im Vornamen) und, sorry folks, ewiggestrige Biologielehrer. Dann wurden es immer mehr Bartträger.

George Clooney trug in der einen Szene einen verwegenen Bart – nur um in der nächsten Szene umso glatt rasierter, hübscher und grau melierter zu erscheinen. Dann trug man selbst plötzlich auch Bart. Und schließlich trugen alle Bart, alle außer Roman Lob.

Aber nun kommt dieser Werbeclip, in dem Jürgen Klopp die deutschen Männer auffordert, ihre Bärte wachsen zu lassen, solange die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der EM mitspielt. Und man denkt: Okay, vielleicht hat dieser Barttrend wirklich seinen Zenit überschritten. Wenn die Werbeleute sich schon so selbstverständlich darauf beziehen können.

Dirk Knipphals

ist Redakteur in der Kulturredaktion der taz und – natürlich – Bartträger.

Perfide gut gemacht ist der Clip trotzdem. Als Rasierhersteller mit Vollbärten zu werben und eben mal nicht mit Frauen, die einem morgens im Bad, wenn man eigentlich allein sein möchte, pädagogisch über glatte Gesichtshaut streichen: eine gute Idee.

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Toll auch dieses stumme Nicken, mit dem sich die Männer im Clip ihren Respekt erweisen. Arschcool. Der Clip ist kommerzielle Barttrendausbeutung auf hohem Niveau also.

Nur eins haben die kreativen Köpfe dahinter übersehen: Ein Bart ist heute gerade kein Statement mehr. Und er wird sofort uncool, wenn man ihn dazu erklärt. Hoffentlich wird die EM mit oder ohne Bart schön.

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8 Kommentare

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  • T
    Thomas

    Wenn dieser schwule Werbeclip für mehr Toleranz für Schwule und Lesben wirbt, ist das voll in Ordnung ,-)

  • AN
    Arno Nym

    TAZ-Niveau halt ...

    Welcher Praktikant durfte heute mal ran?

  • SB
    Sabine B.

    Welcher Mannschaft drücken eigentlich die Kerle von ZZ Top die Daumen? ;-)

  • T
    T.V.

    Und was macht man als Bartträger schon lange vor Trend und vermutlich auch bis lange nach Trend? Kopfschütteln und abschalten.

     

    Oder im Radikalfall mal abrasieren um nicht fälschlicherweise für nen Mitläufer gehalten zu werden.

  • A
    adas

    man fühlt sich an die "sauberes Essen bitte" -Szene in Fight Club erinnert.

  • O
    orthus

    Pah!

     

    "Barttrend", "Bart als Statement" - diese Begriffe sind so beleidigend für den echten Bartträger wie das Absprechen des "gepflegten Äußeren" durch den Babypopomainstream. Bartlosen Männern ist grundsätzlich mistrauisch zu begegnen, besonders wenn es sich um freiwillige Bartlosigkeit (regelmäßige Rasur) handelt - nur Bart ist Wahrheit !!

  • S
    Spin

    Rasieren gegen Schland... Nie war es so einfach, zwei altertümlichen Herrschaftskulten - Nation und Männlichkeit - den Stinkfinger zu zeigen. Just do it!

  • K
    Krümel

    Nicht soooo originell, sondern abgeguckt von der "MOvember" Bewegung: http://www.youtube.com/watch?v=dywkHSQbqws&feature=related