piwik no script img

Tele ist top

REIFEPRÜFUNG Dortmunds Felipe Santana beeindruckt beim 3:0 über Donezk mit einem Leistungssprung

DORTMUND taz | Es konnte niemanden verwundern, dass Felipe Santana am Ende dieses Champions-League-Abends ein wenig über die Stränge schlug. Während die anderen Spieler und der Trainer von Borussia Dortmund sich nach dem beeindruckenden 3:0 gegen Schachtjor Donezk recht demütig gaben, sagte Santana entschlossen: „Unser Ziel ist Wembley!“ Dort findet im Mai das Finale statt. Santana, den sie in Dortmund alle nur „Tele“ nennen (Tele Santana trainierte in den 80ern Brasiliens Nationalteam), durfte das. Er war nach der Niederlage im Pokal beim FC Bayern heftig kritisiert worden, nun hatte er ein „Wahnsinnsspiel gemacht“, wie Trainer Jürgen Klopp fand.

Santana hatte das 1:0 geköpft (31.), vor allem jedoch ist ihm ein Sieg gegen die in Dortmund grassierende Angst gelungen, dass der Kader nicht gut genug für die entscheidenden Momente so eines Jahres in der Königsklasse sei. Wenn ein Abwehrspieler oder Robert Lewandowski ausfällt, dann fehle es an adäquaten Alternativen, sagen Kritiker. Zumindest in der Innenverteidigung scheint diese Problematik nun doch nicht so dramatisch zu sein wie befürchtet. Santana, der den grippekranken Abwehrchef Mats Hummels vertrat, strahlte viel Ruhe aus, seine Spieleröffnung war gut, und im Zweikampf blieb er fehlerfrei, „alles, was zuletzt gefehlt hat, habe ich heute gezeigt“, sagte er und führte seinen Leistungssprung auf eine Eingebung vom Dienstagmorgen zurück.

Da hat er sich nämlich eine Glatze rasiert. „So sah ich aus, als ich nach Dortmund gekommen bin“, erläuterte der 26-Jährige, „in den letzten Monaten hatte ich diese Irokesenfrisur, aber am Morgen des Spiels habe ich mir gesagt, dass ich wieder der original Tele sein will.“ Das hat geholfen, Santana war Stabilisator in einem hervorragend funktionierenden Team, das vor allem für seine Reife gelobt wurde. Der BVB hat die Partie mit einer Mischung aus eigenem Engagement in der Offensive und Risikominimierung in der Defensive gewonnen. „Über 80 Minuten war das ein unglaubliches Spiel von uns“, sagte Klopp.

Am Ende stimmten die Anhänger sich schon einmal auf das Derby auf Schalke am kommenden Samstag ein, „das war komisch, wir erreichen zum ersten mal seit 15 Jahren das Viertelfinale der Champions League, und die denken an das Derby“, wunderte sich Neven Subotic. Die Spieler wollten lieber noch ein wenig ihre internationalen Erfolge genießen, als über Schalke nachzudenken. DANIEL THEWELEIT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen