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Kommentar: Der Verkauf des KaroviertelsDas falsche Signal

Kommentar von Kai von Appen

Der Hamburger Senat schlägt ein interessantes Angebot der Mietergenossenschaft Karolinenviertel aus, um durch einen Deal mit der Wohnungsbaugesellschaft Saga Haushaltslöcher zu stopfen.

H amburg ist, was das Wohnen angeht, ein teures Pflaster. In vielen sogenannten Szene-Stadtteilen der westlichen inneren City sind Wohnungen für einen Normalverdiener kaum erschwinglich, viele gut Verdienende, die sich Eigentum leisten können, haben bereits zugeschlagen.

Das Karolinenviertel bildet hier aufgrund seiner Geschichte eine Ausnahme. Auch hier hat Schickimicki natürlich schon Einzug gehalten, Boutiquen und Cafés haben das Straßenbild verändert. Doch die gemischte Bewohnerstruktur ist weitgehend intakt geblieben, da die Wohnungen bislang bezahlbar und für Spekulanten wenig attraktiv waren.

Es liegt daher auf der Hand, dass die Mieter in den sanierten Häusern darauf drängen, ihre Wohnbedingungen zu erhalten, und dabei nicht einmal vor dem ungewöhnlichen Schritt zurückschrecken, das Areal für 50 Millionen Euro zu kaufen.

In der Tat ist es für den Außenstehenden völlig unverständlich, warum sich die SPD-Regierung nicht ernsthaft mit dem Angebot auseinandersetzt – wo doch gerade SPD-Bürgermeister Olf Scholz die Genossenschafts-Idee preist. Denn wenn die städtische Saga den Kaufpreis von 80 Millionen in das Stadtsäckel abführt, ist das nichts anderes als „linke Tasche, rechte Tasche“. Aber die Saga muss das Geld zur Refinanzierung des Deals irgendwo wieder reinholen – und wo will sie das tun, wenn nicht bei ihren Mietern?

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Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
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1 Kommentar

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  • AS
    Andreas Schurack

    Das Problem ließe sich nur lösen, wenn die Stadt die Immobilien ohne Gegenleistung an die Genossenschaft abgibt. Und wenn das aus den Rechtsvorstellungen heraus ein Problem sein sollte, eben für einen symbolischen Euro. Wir erleben an diesem Beispiel doch nur, dass es immer unsozial ist, wenn Grund und Boden oder künstliche Produktionsmittel, zu denen auch Häuser gehören, zu Waren gemacht werden, also gehandelt werden. Dabei ist es egal, ob das Private oder Staaten tun. Das muss man schon einsehen, wenn man wirklich etwas gegen die steigenden Wohnungskosten unternehmen will, alles andere ist Geschwätz. Und nur so ergeben sich reale Preise, wie sie in einer arbeitsteiligen Gesellschaft anzustreben sind. Mehr zu solchen Gedanken findet sich auf www.dreigliederung.de