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Keine Gleichstellung für LeiharbeiterBeschäftigte auf Eis gelegt

Von der Leyen wollte mit einem Gesetz dafür sorgen, dass Stammbeschäftigte und Mietarbeiter gleich bezahlt werden. Nun hat sie dieses Vorhaben aufgegeben.

Sie lächelt, wo es Leiharbeitern vermutlich vergeht: Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Bild: dpa

BERLIN taz | Auf eine gesetzliche Gleichstellung mit Stammbeschäftigten müssen die rund eine Million Leiharbeiter in Deutschland weiterhin warten. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat ein solches Regelwerk erst einmal auf Eis gelegt, teilte sie dem Handelsblatt am Mittwoch mit.

Hintergrund ist, dass sich die Gewerkschaften der Metall-, Elektro- und Chemieindustrie im Juni mit den zwei Arbeitgeberverbänden der Leiharbeitsbranche darauf geeinigt hatten, Leiharbeitern ab dem 1. November je nach Beschäftigungsdauer und frühestens nach sechs Wochen Branchenzuschläge zu bezahlen.

Die Zuschläge bemessen sich am Tariflohn für Leiharbeiter, der bei mindestens 7,01 Euro in der Stunde liegt, und können maximal 50 Prozent betragen.

Die Arbeitsministerin hofft nun, dass dieses Modell Schule macht und die Leiharbeitsverbände auch in anderen Branchen mit den Gewerkschaften Verbesserungen für die Beschäftigten aushandeln. Deshalb will sie die Situation jetzt erst einmal bis November beobachten.

Sie begrüße, dass Ähnliches wie Zuschläge „jetzt in Branchen wie Gesundheit, Druck, Logistik und Verkehr vorbereitet wird“. Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ist man nicht so zuversichtlich.

„Alles ist völlig offen, die Arbeitgeber haben einen ersten Gesprächstermine platzen lassen“, sagte Ver.di-Sprecher Christoph Schmitz. Nun hat Ver.di für den 20. August erneut zu einem Gespräch eingeladen.

Vielfältige Interessen

Die Schwierigkeit für die Gewerkschaft besteht darin, sich mit den Interessen der Arbeitgeber aus rund 70 Branchen auseinandersetzen zu müssen. Das ist ungleich komplizierter als in der gewerkschaftlich besser organisierten und homogeneren Metall- und Elektroindustrie.

Auch für die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) zeichnet sich keine schnelle Lösung ab, nachdem sie die Gespräche mit den Arbeitgebern am Dienstag aussetzte. Er habe den Eindruck, den Arbeitgebern gehe es nur darum, ein Signal der Beschwichtigung nach Berlin zu schicken, sagte Claus-Harald Güster, NGG-Vize.

Die Gewerkschaften wollen, dass die Regierung die Leiharbeit reguliert, indem sie gleiche Löhne für Stammbeschäftigte und Mietarbeiter vorschreibt.

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5 Kommentare

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  • JK
    Juergen K.

    Zu einem anderen Beitrag habe ich etwas über das

     

    SCHLARAFFENLAND Deutschland gelesen.

     

    Da scheinen Teile der Bevölkerung

    ein wenig uninformiert zu sein.

     

    Von der leyen möchte ich lieber tot als lebendig sehen.

     

    Und auch mit der Rolle der Gewerkschaften kann ich mich nicht anfreunden.

     

    Mir scheint da das Lied:

     

    "

    Wer hat Dich verraten ?

    Gewerkschaften und Sozialdemokraten

    "

     

    angebracht.

     

    Nichts desto trotz:

     

    Einzig Unterschied:

     

    Dieser Politik ist das Programm.

    Der Letzten auch.

  • O
    otto

    Wieviele Arbeiter braucht es

    von der Leyens Pension zu zahlen,

     

    wenn diese 7,01 Euro plus maximal 50% bekommen ?

     

    10 Millionen ?

    100 Millionen ?

     

    1 Milliarde ?

     

    Brqaucht es die Ganze Erdbevölkerung ?

     

    Und wer zahlt dann die Pensionen der Anderen ?

  • SF
    soziale Frage

    "Die Gewerkschaften wollen, dass die Regierung die Leiharbeit reguliert, indem sie gleiche Löhne für Stammbeschäftigte und Mietarbeiter vorschreibt."

     

    Das ist auch längst überfällig!

     

    Die LeiharbeiterInnen leiden unter menschenunwürdigen Armutslöhnen, die ihnen übrigens ursprünglich die frühere rot-grüne Bundesregierung mit ihrer asouialen Agenda 2010 eingebrockt hat.

     

    Damals haben die Gewerkschaften unverständlicherweise tatenlos zugesehen wie ArbeitnehmerInnenrechte abgebaut wurden,ebenso wie der Sozialstaat (per Hartz IV).

  • S
    Sara

    In Frankreich werden Leiharbeiterinnen besser bezahlt, als die Stammbelegschaft. Als Ausgleich für ihre prekären, unsicheren Arbeitsbedingungen !

     

    Das müsste in Deutschland auch endlich so sein, dann würde die Leiharbeit bald abgeschafft werden.

     

    SPD und Grüne haben die Leiharbeit in Deutschland seinerzeit mit der Agenda 2010 etabliert. Damit haben sie eine menschenunwürdige 2 Klassen-Arbeitswelt geschaffen.

     

    Pfui!

  • MS
    moderne Sklaverei

    dann wird wohl demnächst alle sechs wochen einmal duchgewürfelt, sodass niemand länger an einer stelle ist...das ja mal ne tolle Lösung.