piwik no script img

Anschlag auf Kirche in NigeriaMindestens 19 Menschen getötet

Die Gewalt in Nigeria eskaliert erneut: Am Montagabend forderte ein Angriff auf eine Kirche zahlreiche Opfer. Seit Anfang Juli wurden bei Anschlägen mehr als 100 Menschen getötet.

Tödlicher Konflikt: Bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche nahe der Hauptstadt Abuja wurden im Dezember 27 Menschen getötet. Bild: reuters

LAGOS afp | Ein bewaffnetes Kommando hat bei einem Angriff auf eine evangelikale Kirche in Nigeria den Pastor und mindestens 18 Gläubige getötet. Die Attentäter seien während des Abendgottesdienstes am Montag in die Kirche der Deeper-Life-Bible-Bewegung in Okene im Zentrum des Landes eingedrungen, sagte Armeevertreter Gabriel Olorunyomi am Dienstag. Seit 2009 wurden bei derartigen Attentaten in Nigeria mehr als tausend Menschen getötet.

Bei dem Überfall im Bundesstaat Kogi am Montagabend wurden mehrere weitere Besucher des Gottesdienstes verletzt. Die Deeper Life Bible Church ist eine evangelikale christliche Glaubensgemeinschaft, die sich in Nigeria in den vergangenen Jahrzehnten mit großer Geschwindigkeit ausgebreitet hat.

Zu dem Angriff in Okene bekannte sich zunächst niemand. Die islamistische Gruppe Boko Haram verübte in der Vergangenheit mehrfach Anschläge auf christliche Kirchen, vor allem im muslimisch dominierten Norden des Landes.

Der Bundesstaat Kogi, südwestlich der Hauptstadt Abuja, war bislang von Überfällen der Boko Haram weitgehend verschont geblieben. Die Sicherheitskräfte hatten allerdings im April mitgeteilt, dass sie in der dortigen Stadt Ogaminana eine Bomben-Fabrik entdeckten.

Ähnlichkeiten zu früheren Anschlägen

„Sie sind in die Kirche gegangen, haben einfach das Feuer eröffnet und sind wieder gegangen“, sagte der Polizeisprecher des Bundesstaates, Simon Ile. „Über ihre Motive wissen wir noch nichts.“ Bei Boko-Haram-Attentaten der Vergangenheit verhielt es sich ähnlich. Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan beschuldigte Boko Haram im Juni, mit ihren Angriffen auf Kirchen eine Destabilisierung der Regierung herbeiführen zu wollen.

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Über die Jahrhunderte hat sich eine islamische Vorherrschaft im Norden herausgebildet, während im Süden die Christen dominieren. Am Samstag wurde ein Video des mutmaßlichen Boko-Haram-Chefs Abubakar Shekau ins Internet gestellt, auf dem dieser Präsident Jonathan und US-Präsident Barack Obama kritisierte, weil er im Juni von der US-Regierung als „globaler Terrorist“ eingestuft wurde.

Im US-Kongress und unter den nigerianischen Christen wurde zuletzt die Forderung laut, die gesamte Boko-Haram-Gruppierung als terroristische Vereinigung einzustufen. Bislang setzte sich in der US-Regierung aber die Ansicht durch, eine solche Einstufung werde Boko Haram zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen und die Beilegung des Konflikts erschweren.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • M
    menschenfreund

    Ich habe zu den Neo-Nazi-Verbrechen stets deutlich Stellung genommen. Exakt so deutlich, wie jetzt bei den muslimischen Mördern, im übrigen handelt es sich bei den Verbrechern in Nigeria nicht um Migranten.

    Wenn Sie sich so genau erinnern, fanden nach diesen Mordanschlägen quer durch Deutschland Proteste und Unterstützungsaktionen statt. Ich warte noch auf Entsprechungen aus der muslimischen Welt!

    Es widert mich jedoch an, wenn Gegenrechnungen, wie Sie sie aufmachen, in Feld geführt werden.

    Eine Untat kann nicht mit der anderen gerechtfertigt oder relativiert werden.

  • H
    Häberle

    Wie darf ich Ihre etwas wirren Ausführungen verstehen?

     

    Wollen Sie etwa bestreiten, dass die Mörder von Boko Haram religiös motiviert sind?

     

    Und was hat die ausufernde Gewalt dieser islamischen Sekte mit den von Ihnen zitierten Fällen in Solingen und Mölln zu tun?

     

    Äpfel Birnen!

  • DB
    Die bösen Migranten

    @menschenfreund

     

    Ich gleube mich zu erinnern, dass bei dem Brandanschlag von Mölln die türkischen Frauen und Kinder laut deutscher Medien "umgekommen" waren.

    Aber der Anschlag war ja auch nicht religiös motiviert, sondern lediglich rechtsextremistisch.

     

    Übrigens sind alle Täter wieder frei.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Mordanschlag_von_M%C3%B6lln

     

    Und beim Brandanschlag in Solingen wurden laut Presse auch nur "fünf Menschen getötet" (Klingt wie ein Autounfall, gell?). Selbstverständlich war auch diese Tötung nicht religiös motiviert - was heutzutage etwas bizarr klingt, wo doch alle Türken unter "Muslime" (oder im eitrigen "PI"-Faschojargon als "Musel") zusammen gefasst werden.

  • M
    menschenfreund

    Getötet. Man darf getrost auch formulieren: "Von religiösen Mörderbanden umgebracht!"