Terrorbekämpfung in Nigeria: Handys gegen Islamisten
Islamisten haben Anschläge auf Mobilfunkeinrichtungen verübt. Nun rüsten in Nigeria Telefongesellschaften die Sicherheitskräfte aus.
LAGOS taz | Die nigerianische Filiale des südafrikanischen Mobilfunkkonzerns MTN engagiert sich in der Terrorbekämpfung. Sie hat 60 moderne Polizeiwagen samt Ausrüstung und Kommunikationstechnologie erworben und den Sicherheitskräften in elf nigerianischen Bundesstaaten geschenkt, nachdem mutmaßliche Terroristen der islamistischen „Boko Haram“ Mobilfunkmasten und -einrichtungen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar zerstört und vier ihrer Mitarbeiter getötet hatten.
„Wir hoffen, dass wir damit helfen, die zunehmenden Sicherheitsherausforderungen zu bewältigen“, sagte MTN-Dienstleistungsdirektor Akinwale Goodluck. Nigerias Bundespolizei wies alle 36 Bundesstaaten an, Sondereinheiten zum Schutz des Telekommunikationssektors und der Funkeinrichtungen aufzustellen.
Vergangene Woche hatte Boko Haram nach eigenen Angaben 25 Sendemasten in fünf nordnigerianischen Bundesstaaten zerstört, zumeist solche von MTN, Afrikas größtem Mobilfunkunternehmen. Vier MTN-Mitarbeiter kamen dabei ums Leben. Die Mobilfunkfirmen seien Komplizen im Krieg des nigerianischen Staates gegen die Islamisten, hieß es zur Begründung.
„Unser Endziel ist ein islamischer Staat in Nigeria und wir ergreifen Strafmaßnahmen gegen jeden, der dies sabotiert oder anderen bei der Sabotage hilft“, hieß es in einer Erklärung von Boko Harams Sprecher Abul Qaqa. „Deswegen bekämpfen wir Nigerias Regierung und ihre Kollaborateure, einschließlich Telefonfirmen. Wir werden sie weiter angreifen, bis sie aufhören, Informationen über unsere Aktivitäten zu verbreiten.“
Die Angriffe seien vor allem Sabotage an Nigerias ökonomischem Aufstieg, sagte Goodluck von MTN. Gbenga Adebayo, Präsident des Dachverbandes des nigerianischen Telekommunikationsunternehmens Alton, drohte, bei weiteren Sabotagen könnten sich Firmen aus den betroffenen Gebieten zurückziehen. „Nach den Sendemasten könnten sie Büros und Datenzentren angreifen. Deswegen ist es wichtig, die Lage in den Griff zu bekommen.“ Es werde Dringlichkeitstreffen des Verbandes geben, um über die weitere Entwicklung zu beraten.
Leser*innenkommentare
@ steffen
Gast
wie soll der übersetzungsfehler zustande gekommen sein? hieß es im original "millions" oder "billions"? bei "billions" sind es natürlich nur Milliarden, aber das wäre ja im artikel korrekt übersetzt. könnte höchstens sein das im original von "0.0015 billions" die rede gewesen sein sollte und die falsche übersetzung dann 0.0015 Billionen = 1,5 Mrd heißt. halte es aber eher für unwahrscheinlich, dass die Summe dermaßen unhandlich dargestellt wurde
Dominic Johnson
Gast
Der englische Originaltext des Autors hat tatsächlich einen Fehler gemacht, aber nicht den, den die Kommentatoren vermuten. Er schreibt in der Tat von "the destruction of over $1.5 billion worth of telecommunications infrastructure". Er hat aber falsch gerechnet. Nigerianische Medien schreiben von "20 billion Naira". Das sind rund 150 Millionen US-Dollar. Immerhin: Zehnmal weniger als in der taz gedruckt, aber hundertmal mehr als von den Lesern vermutet. Wir danken den Lesern für ihre Aufmerksamkeit, auch wenn sie selber genauso danebengelegen haben.
tom
Gast
Ich hatte gerade auch geschluckt und gedacht, für 1.5 Mrd. USD müssen die eine Menge Antennen vernichtet haben. Bitte korrigieren!
hans
Gast
Sicher, gerade in Ländern wie Nigeria ist ein funktionierendes Mobilfunknetz essentiell (und nicht wie bei uns meist nur Gimmick gegen Langeweile). Der Schutz dieser sollte hohe Priorität haben.
Dennoch treibt es mir doch Tränen in die Augen, wenn man sieht wie langsam reagiert wird, wenn ganze Dörfer angegriffen werden und etliche einfache Landleute auf brutalste Weise ermordet werden.
Wenn es dann aber um Eigentum mit wirtschaftlichem Wert geht, ist man auf einmal ganz schnell.
Steffen
Gast
Hei, das ist ein beliebter Fehler im Artikel. Eine englische "billion" ist nur eine Milliarde. Dann werden aus 1,5 Milliarden US-Dollar nur noch 1,5 Millionen Us-Dollar und die Sache ist nicht mehr ganz so teuer.
Gruß