Olympia Tag 13 – Der lange Nachmittag: Endlich Endspiel!
Die deutschen Hockey-Männer drehen gegen Australien richtig auf und schießen sich ins Finale. Das Segel-Finale fällt dagegen dem Wetter zum Opfer.
Der Wettkampf des langen Nachmittags: Zugegeben, wir waren lange skeptisch gegenüber dem Dressurreiten. Aber was die Reiter an diesem Nachmittag im Finale der Einzelkür zeigen, ist aller erste Pferdesahne. Endlich ist die Musik laut genug, da haben auch die Pferde Bock. Zur Melodie von Star Wars trabt es sich auch irgendwie leichter als zu Vivaldi. Die Deutsche Equipe (Helen Langehanenberg, Dorothee Schneider und Kristina Sprehe), an der viele im Vorfeld gezweifelt hatten: Wow!
Da sitzt jede Bewegung, grazil, anmutig, beinahe fehlerfrei. Aber um an den Briten und Niederländern vorbeizuziehen, reicht's trotzdem nicht. Gold holt Carlotte Dujardin auf Valegro aus Großbritannien, Silber geht an Adeline Cornelissen auf Parzival aus den Niederlanden und Bronze an Laura Bechtholsheimer auf Mistral Hojris, ebenfalls aus Großbritannien. Beste Deutsche wird Helen Langehanenberg auf Damen Hill auf Platz vier.
Der Athlet des langen Nachmittags: Das Internationale Olympische Komitee hat ein großes Herz für Frauen aus dem arabischen Raum. Nicht nur saudi-arabischen Athletinnen wurde der Weg nach London geebenet, auch die Synchronschwimmerinnen aus Ägypten dürfen als Vertreterinnen Afrikas an den Spielen teilnehmen. Die Frauen des Arabischen Frühlings machen ihre Sache in der Technischen Kür des Mannschaftswettbewerbs hervorragend, wackeln grazil mit den Füßchen und belegen am Ende Platz sieben von acht Teams. Darüber freuen sie sich, als wäre es der Olympiasieg. Rührend. Der Wettbewerb endet am Samstag.
Der Fehlstart des langen Nachmittags: „Still und starr ruht der See“ – damit ist zwar eigentlich das Wasser im Winterwald gemeint, das trifft aber am Donnerstagmittag auch auf die See vor Weymouth zu. Nach zwölf Regattatagen hat der Wind die Segler zum ersten Mal im Stich gelassen. Das Medaillenrennen wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die Schlussfolgerung: Der erste Wettkampf, der dem Wetter zum Opfer fällt, zeigt, dass auch die beste Organisation nutzlos ist, wenn die Natur nicht mitspielt. Irgendwie schön, wenn mal was schief geht. Olympische Spiele mit menschlichem Antlitz.
Wer noch?
Freiwasserschwimmen, 10 Kilometer (Frauen): Gold: Eva Risztov (Ungarn) | Silber: Hayley Anderson (USA) | Bronze: Martina Grimaldi (Italien)
Dressurreiten: Gold: Carlotte Dujardin (Großbritannien) | Silber: Adeline Cornelissen (Niederlande) | Bronze: Laura Bechtholsheimer (Großbritannien)
Was noch?
Hockey, Männer: In nur drei von zehn Mannschafts-Ballsportwettbewerben ist Deutschland angetreten. Nach der Niederlage der Volleyball-Männer im Viertelfinale und dem 7. Platz der Hockey-Frauen sind nur die Hockey-Männer übrig geblieben, die an diesem Nachmittag gegen Australien um den Einzug ins Finale spielen.
Doch die Gelb-Grünen sind in der ersten Halbzeit überlegen und gehen verdient mit 1:0 in Führung, ehe Moritz Fürste nach einer Strafecke der Ausgleich gelingt. Glenn Turner sorgt nach 42 Minuten erneut für deie australische Führung. Danach spielt nur noch Deutschland. Keine fünf Minuten später gelingt der Ausgleich. Oskar Deecke nimmt einen hohen Ball mit seinem Schläger volley an, balanciert ihn einmal und schlänzt den Ball mit der driten Berührung am australischen Torhüter vorbei. Tor des Jahres! Doch dann der Schock: Die Schiedsrichter erkennen den Treffer nicht an. Der Schläger soll sich über der Schulterhöhe befunden haben.
Mund abputzen, weitermachen, sagt sich vor allem der deutsche Rekord-Nationalspieler Matthias Witthaus. Ihm gelingt der 2:2-Ausgleich mit seinem 163. Länderspieltor. Und es geht munter weiter. Nach einer Strafecke schlänzt Timo Weß den Ball zur erstmaligen Führung, kurz darauf trifft auch noch Florian Fuchs. In neun Minuten hat Deutschland das Spiel gedreht. 4:2. Finale oho! Finale ohohoho!
Volleyball, Halbfinale (Frauen): Südkorea – USA 0:3 (20:25, 22:25, 22:25) | Brasilien – Japan 3:0 (25:18, 25:15, 25:18)
Doping: Fast wäre er damit durchgekommen. Kurz vor Ablauf der Verjährungsfrist von acht Jahren, wurde der ehemalige amerikanische Radprofi Tyler Hamilton nun doch noch des Dopings überführt. Seine Goldmedaille vom Zeitfahren bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen muss er daher zurückgeben. Nun darf sich der Russe Wjatscheslaw Jekimow nachträglich über Gold freuen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!