piwik no script img

Eon ohne Baupartner in FinnlandAKW-Finanziers steigen aus

Sechs Firmen steigen wegen mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz aus einem Projekt des Energiekonzerns Eon aus. Kritiker glauben, dass es an den hohen Kosten liegt.

Idyllische Fassade: Atomkraft in Finnland. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | „Änderungen in der Eigentümerzusammensetzung von Fennovoima“ lautet die harmlose Überschrift einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Was Fennovoima, das Konsortium, das einen finnischen AKW-Neubau plant, darin im Klartext mitteilt, ist brisant: Dem Projekt laufen die Anteilseigner und Finanziers davon. Sechs sind bereits ausgestiegen. Ein weiterer, der schwedische Grubenkonzern Boliden, will seine Beteiligung senken.

Auf die verbleibenden Anteilseigner werden nun deutlich höhere Kosten zukommen. Mit 34 Prozent der größte Anteilseigner des Projekts: der größte deutsche Stromkonzern Eon. Knapp 10 Prozent beträgt nach Angaben von Fennovoima der Anteil der sechs Firmen, für die nun neue Investoren gesucht werden – in erster Linie unter den restlichen Mitgliedern des Konsortiums.

Aufgekündigt haben ihre AKW-Beteiligung neben einigen Stromversorgern der Lebensmittelkonzern Atria und die Supermarktkette S-ryhmä. Unter ihren GenossInnen war die Beteiligung von Anfang an umstritten, es gab sogar Boykottaufrufe. „Die Welt hat sich in den fünf Jahren, in denen wir an dem Projekt beteiligt waren, geändert“, heißt es in einer Erklärung des S-ryhmä-Vorstands. Deshalb habe man sich entschlossen, die Beteiligung aufzugeben.

Jetzt könne man wieder in den S-Läden kaufen, kommentierten bereits einige Blogger. „Fennovoima in Schwierigkeiten?“, fragte nach der Mitteilung, dass plötzlich ein Zehntel der Investoren fehlt, die Online-Ausgabe der Wirtschaftszeitung Talouselämä. Bei Greenpeace Finnland vermutet man als Hintergrund der Investoren-Flucht, dass das Projekt teurer als geplant wird und die Fennovoima-Anteilseigner aufgefordert wurden, frisches Kapital bereitzustellen.

Areva baut seit 2005

Ohnehin hat die Atomkraft in Finnland Probleme: Der französische Konzern Areva baut seit 2005 ein AKW in Olkiluoto an der Westküste. Der Meiler soll nun nicht vor 2015 ans Netz gehen – mit fünf Jahren Verspätung. Die Kosten belaufen sich nach Greenpeace-Schätzungen mittlerweile auf rund 9 Milliarden Euro.

Die finanziellen Risiken für Fennovoima seien enorm hoch, heißt es in einem offenen Brief, den Pro Hanhikivi, die Anti-AKW-Bürgerinitiative am geplanten Standort Pyhäjoki, vor einigen Tagen an Eon-Vorstand und -Aufsichtsrat geschrieben hat. Eon solle endlich aus dem Projekt aussteigen. Die Düsseldorfer seien in Nordfinnland willkommen – aber nur mit Investitionen in erneuerbare Energien.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • L
    Logos

    @Jabitte: Interessanter Ansatz eine Frage vorzutäuschen (Pseudofrage): zwar fragen, aber sogleich kundtun, dass man gewisse Antwort nicht hören will. Insbesondere die nicht, die passen.

     

    Halten sie etwa Kernenergie für einen *vernünftigen* Weg, um Energie zu "produzieren"

  • U
    Urgestein

    @jabitte

     

    janeeisklar... Wozu dann überhaupt Kraftwerke? Wenn man Energie nicht "produzieren" kann, dann kann man ja auch keine "verbrauchen"... Der Energieerhaltungssatz gilt entweder in beide Richtungen oder in gar keine!

     

    Diese pseudowissenschaftliche Korinthenkackerei ist aber nur ein selten dämliches Ablenkungsmanöver von Dir.

     

    Fakt bleibt:

     

    1. Die "konventionellen" Energieträger Kohle, Öl, Gas und Uran sind allesamt sehr endlich und werden voraussichtlich noch in diesem Jahrhundert erschöpft sein.

     

    2. Allein die Sonne bringt jeden Tag etwa das 10.000fache dessen an Energie auf die Erde, was die gesamte Menschheit "verbraucht". Selbst bei einem Wirkungsgrad von nur 1% steht uns damit weit mehr Energie zur Verfügung, als wir benötigen. Die "Effizienz"-Diskussion ist also nur ein weiterer Rohrkrepierer der Verfechter der Dinosaurier-Technologien.

     

    3. Hinzu kommen Wind und Wasser, wenns sein muss auch Biogas und Erdwärme. Wichtig ist, wir müssen lernen Energie zu erzeugen und zu gewinnen OHNE dabei die Energieträger selbst irreversibel zu zerstören.

     

    Offensichtlich sind aber einige schon damit überfordert, Kommentare richtig zuzuordnen.

  • ND
    Nein Danke!

    Elektrische Energie kann man sehr wohl produzieren.

     

    Darum geht es.

     

    Daß man e=mc² in der Praxis nicht so umstellen kann, daß aus dem Nichts Energie geschaffen wird, war nicht gefragt.

     

    Für blödsinnige Erbsenzählerei ist die Zukunft der Energieversorgung zu Ernst.

     

    Die Atomenergie wurde seit Anfang wegen der Zielsetzung der Produktion von Nuklearwaffen eingesetzt.

    Sicherheitserwägungen und Kosten- Nutzen- Rechnungen wurden deswegen seit Beginn der Atomenergienutzung systematisch ausgeblendet.

     

    Von dieser Historie zehrt die unberechtigte Bevorzugung der zivilen Atomkraftwerksbetreiber auch heute noch, neben klassischen Mechanismen, mit denen sich regierungsnahe Großkonzerne oft durchzusetzen wissen.

     

    Auf den Prüfstand,

    auf welchem sich die heutigen alternativen Energienutzungen wie Wind, Photovoltaik, Erdwärme immer wieder angreifen lassen müssen (zu Recht),

    musste die Atomenergie niemals. Es gab von Anfang an die politische Vorgabe, daß sie zu nutzen sei.

     

    Nun, Three Mile Island, Tschernobyl, Fukushima, Tokai-Mura, Sellafield (Windscale), diverse gesunkene Atom- Uboote und verheerenden Unfälle auf ihnen, ausser bei Großunfällen noch zusätzlich tausende strahlengeschädigter Arbeiter und etliche Tote bei kleineren Unfällen, stark vermehrte Leukämie in AKW-Umgebungen, die weltweit ungelöste und unlösbare Atommüllfrage, enorme Rückbaukosten, die für Jahrzehnte solvente Firmen und Staaten voraussetzen, damit keine diversen Super- Gaus entstehen, Kriegs- und Anschlagsanfälligkeit sollten uns eines besseren belehrt haben.

    Haben sie aber nicht.

    Sonst gäbe es keine zivile Nutzung der Atomkraft.

     

    Atomenergie ist ein Verbrechen.

  • J
    Jabitte

    @ vic: Und was sind "moderne und vernünftige Wege um Energie zu "produzieren""?

    Kommen Sie mir jetzt aber bitte nicht mit Sonne und Wind!

    Übrigens, Energie kann man nicht "produzieren"...

  • V
    @vic

    Bau und Betrieb eines AKW sind unbezahlbar (ohne Subvention)

  • U
    Urgestein

    Auch die dämlichsten Goldesel und Dukatenscheisser merken halt irgendwann mal, daß der Atommafia langsam aber sicher die Subventionshähne abgedreht werden. Und ohne massive staatliche Stütze rentiert sich der ganze Dreck eben nicht.

     

    Gut so. Fangen wir endlich an, auf modernen und vernünftigen Wegen Energie zu produzieren anstelle die Vorstände der Stromkartelle dafür zu mästen, daß ihre Dinosaurier-Technologien unseren Kindern nur verbrannte Erde hinterlassen.

  • V
    vic

    Gute Nachricht.

    Bau und Betrieb eines AKW muss unbezahlbar werden.