piwik no script img

Neue Thunderbird-VersionMehr als ein Mailclient

Die Version 15 der E-Mail-Software Thunderbird hat neue Features erhalten. Einige, an denen Google 2010 mit „Wave“ scheiterte.

Mailen und Chatten gleichzeitig: Die aktuelle Thunderbird-Version ist als digitale Kommunikationszentrale angelegt. Bild: Bastografie/photocase.com

Eine E-Mail-Software, mit der man große Anhänge direkt in Cloud-Speicherdiensten zwischenparken, chatten und im Web suchen kann? Thunderbird aus dem Hause Mozilla, das auch den Firefox-Browser entwickelt, bekommt immer mehr Features. Wer auf seinem Rechner lokal seine E-Mails verwaltet und nicht nur Webinterfaces wie GMail, Web.de, Hotmail oder GMX verwendet, dürfte die neuen Funktionen schnell lieben lernen.

Denn Thunderbird schickt sich an, viel mehr als nur ein Mailclient zu sein: eine Art digitale Kommunikationszentrale, von der aus man nicht nur E-Mails verschicken kann. Nun gibt es auch eine Chat-Funktion. Dafür setzen die Thunderbird-Entwickler auf das Chatprotokoll XMPP, das auch dem Facebook-, Google- und Jabberchat zugrundeliegt.

Was automatisch dazu führt, dass man aus seinem E-Mailclient auch mit den Nutzern auf diesen Plattformen kommunizieren kann, ohne sich dort einloggen zu müssen. XMPP kennt auch Gruppenchats – wer also mit mehreren Menschen an einem Projekt arbeitet, dürfte die Integration schnell schätzen lernen.

Einen noch etwas weitergehenden Ansatz verfolgte 2010 Google, das mit der Onlinesoftware Wave zeigen wollte, dass integrierte, kollaborative Projekte auch eine integrierte Kommunikation benötigen. Auch hier waren Dokumente, Chat, E-Mail und weitere Funktionen unter einer Oberfläche vereint – doch die Nutzer konnten sich nicht für das Produkt begeistern.

Verschlüsselte Mails

Ein Feature, das Wave jedoch so wenig wie Outlook bieten konnte: für Thunderbird gibt es mit Enigmail schon lange eine relativ einfache Erweiterung, mit der E-Mails per GnuPG (GPG) verschlüsselt werden können, so dass sie nicht wie Postkarten offen durch das Netz reisen müssen.

Doch so schön die Neuerungen und der erreichte Funktionsumfang sind, in der Zukunft soll Thunderbird weniger aktiv weiterentwickelt werden, denn die Mozilla-Stiftung will ihre begrenzten Ressourcen künftig vor allem auf den Firefoxbrowser und auf das neue Mobilgeräte-betriebssystem MozillaOS fokussieren. Thunderbird habe nun viele Funktionen, die sich die Nutzer wünschten, heißt es bei Mozilla – weshalb es nun primär um die Pflege gehe. Ob das den Nutzern dauerhaft reicht?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • D
    duke

    Plugins sind ja auch gut und sinnvoll, benutze ja selber Lightning.

     

    Nur bitte möchte Thunderbird primär ein Mailprogramm sein, ohne als Basisversion schon an Featuritis zu leiden.

     

    Ich behaupte mal, >90% möchten keinen Chat im Mailprogramm. Wenn die Mozilla Foundation ein Chatprogramm entwickeln und anbieten möchte, bitte nicht auf Kosten der Thunderbird-User.

  • R
    ralf

    Achtung für Addin-User von "provider für Microsoft Exchange"! - nach Update auf Version 15 funktioniert die Exchange-Anbindung von lightning nicht mehr. Da hat sich weohl ein Bug eingeschlichen. Das ist schade!

  • N
    Nuke

    @duke

    "ein neues Programm rausbringen zum Chatten und Mailen"

    wozu braucht man da ein neues programm,

    chatten und v.a. maillen kann man schon seit ~30 jahren

     

    klar sind features wichtig, VORALLEM wenn sie die anbindung an andere dienste ermöglichen. Der kalender lightning ist ja wohl sehr beliebt. email-anhaenge resourcensparend zu managen kann man durchaus als nativen bereich eines mailprogramms betrachten. und sehr viel mehr wird in dem artikel ja auch nicht genannt. pgp auch. feine sache.

     

    zudem: das meisste wird ja, wie kalender und pgp z.b., als plugin nicht zwingend fuer jedermann sein

     

    also, was ist ihnen heute passiert, dass sie so negativ drauf sind?

  • B
    Bachsau

    Solang es keine neues Standards für Mail im Internet gibt, reicht das definitiv. Es nervt nur, sich immer umgewöhnen zu müssen, und wenn Thunderbird nun endlich so bleibt wie es ist, ist mir das nur recht.

     

    Die Weiter-Entwicklung von nicht mehr weiter entwickelbaren Produkten führt nur dazu, dass sie verschlimmbessert werden, nur weil man glaubt auf Teufel komm raus was anders machen zu müssen. Auf sowas kann ich verzichten. Bei Thunderbird haben sie schon bei der Einrichtung neuer Konten genug kaputt verbessert. Es reicht.

  • D
    duke

    Erst sollte die Entwicklung eingestellt werden ( http://taz.de/scheiss-seo/!96967/ , jetzt gibts doch eine neue Version mit "tollen" Features, die kein Mensch zum Mails abrufen benötigt.

     

    Sollen sie ein neues Programm rausbringen zum Chatten und Mailen, aber bitte nicht den gleichen Fehler wie mit Firefox und einen guten schlanken Browser zur Bloatware verkommen lassen.