Kommentar Gebäudereinigung: Guter Wille konterkariert
Wenn die Stadt die Preise drückt, holen sich die Firmen die Einbußen beim Personal wieder.
D as Gebäudereinigungsgewerbe ist eine prekäre Branche: Dumpingpreise sichern die Marktanteile, Dumpinglöhne den Profit, auf den die Firmen trotz allen Wettbewerbsdrucks nicht verzichten wollen. Und nach der Privatisierung fast aller Dienstleistungen in öffentlichen Institutionen sind staatliche Aufträge für Private ein wichtiges Geschäftsfeld.
Daher ist es löblich, dass sich die Landesinnung der Gebäudereiniger und die IG Bau darauf eingelassen haben, Tarifverträge zu vereinbaren – was im Handwerk nicht selbstverständlich ist. Sie haben den Tarif für die unterste Lohngruppe beim Bundesarbeitsministerium für verbindlich erklären lassen – als Mindestlohn der Branche. Nun mag es in der Tat so sein, dass bei den Neuabschlüssen von Gebäudereinigungsverträgen die Stadt darauf geachtet hat, dass der Mindestlohn Berücksichtigung findet – sonst machte sie sich ja strafbar.
Wenn jedoch der Wettbewerbsdruck im selben Atemzug genutzt wird, den Firmen bei den Fixkosten preisliche Zugeständnisse abzuringen, ist der gute Wille konterkariert und nur noch Augenwischerei. Es ist doch klar, dass die Betriebe die Einbußen beim Personal wettmachen werden – wenn nicht direkt durch Unterschreiten des Mindestlohns, dann aber bei denen, die bisher vernünftig übertariflich entlohnt wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!