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Neue Produkte von AppleLang, länger, iPhone 5

Der IT-Konzern Apple hat ein neues Mobiltelefon vorgestellt. iPhone-Fans wurden enttäuscht, fast alle Details sind vorab durchgesickert.

Klein ist der Mensch, groß sein Gerät: Apple-Manager Phil Schiller und Teile der iPhone-Reihe. Bild: dapd

Apple gilt in der Technikszene als Geheimniskrämer. Nicht das kleinste Detail zu kommenden Produkten soll vorab bekannt werden. Beim iPhone 5, das am Mittwochabend in San Francisco von Firmenchef Tim Cook und weiteren Managern präsentiert wurde, ging das gründlich daneben.

Nahezu jede Neuerung des teuren Smartphones war bereits seit Wochen oder gar seit Monaten im Netz durchreicht worden. Der Grund dafür sind sogenannte Hardware-Leaks: Details über einzelne Bauteile waren aus asiatischen Zulieferbetrieben in alle Welt gelangt; man konnte sich fast schon vorab ein fertiges iPhone 5 zusammenbasteln.

Gerüchte-Websites trugen die frohe Kunde Bild für Bild in alle Welt. Entsprechend überraschten die tatsächlichen Eigenschaften des neuen Smartphones weder Gadget-Freunde noch Industriebeobachter: Das am 21. September in den Handel kommende Handy kommt mit einem auf 4 Zoll (von 3,5 Zoll) gestreckten Bildschirm, der länger, aber nicht breiter ist, trägt einen Alurücken statt einer Glasabdeckung und unterstützt nun auch die Funktechnik LTE, dies aber bei weitem nicht in allen deutschen Netzen.

Kabelchaos mit „Lightning“

Das Smartphone ist etwas schneller geworden, laut Apple in manchen Anwendungsfällen manchmal sogar doppelt so schnell. Verbessert wurde auch die Kamera, die dunkle Szenen besser einfangen soll. Betrachtet man das iPhone von vorne, sieht es – bis auf die Länge – dennoch fast so aus wie das Vorgängermodell. Allerdings ist es etwas dünner und mit 112 Gramm auch 20 Gramm leichter geraten.

Hasser von Kabelchaos dürften mit dem iPhone 5 nicht zufrieden sein: Apple kam auf die glorreiche Idee, einen komplett neuen Anschluss zum Aufladen und Synchronisieren zu kreieren. Die kompakte Strippe hört auf den Namen „Lightning“ und bedingt, dass man sich einen unförmigen Adapter kauft, will man das zahlreich auf dem Markt vorhandene iPhone-Zubehör weiterverwenden.

Apple liefert mit dem Gerät, dessen Preise für den deutschen Markt aktuell noch nicht feststehen (in den USA ändert sich gegenüber dem Vorgängermodell iPhone 4S nichts), eine neue Betriebssystemversion namens iOS 6 mit. Diese bietet unter anderem einen neuen Kartendienst mit Navigation, der nicht mehr von Google, sondern von Apple stammt, verstärkte Facebook-Integration im gesamten System (wenn man seinen Account einträgt) und diverse kleinere und größere Verbesserungen beim Browser (Synchronisation mit dem Internet-Dienst iCloud), der Videochat-Funktion (nun auch per UMTS) und bei Siri, der Sprachassistentin.

iPod und iTunes

Das iPhone 5 soll noch in diesem Monat in den Handel kommen. Cook und die anderen Apple-Manager zeigten außerdem noch andere überarbeitete Gerätschaften. So hat Apple einmal mehr seinen Musikspieler iPod nano überholt. Die mittlerweile siebte Generation sieht aus wie ein zu klein geratenes iPhone und hat einen erstaunlich großen 2,5-Zoll-Bildschirm.

Auch der iPod touch, eine iPhone ohne Mobilfunkteil, wurde weiterentwickelt: Das neue Modell, Generation Nummer fünf, hat den gleichen größeren Bildschirm wie das iPhone 5, soll einen schnelleren Prozessor aufweisen und wird ab sofort auch in bis zu fünf verschiedenen Farben verkauft.

Ganz leicht überarbeitet wurde auch das Billig-iPod-Modell Shuffle. Außerdem wurde die Mediensoftware iTunes überarbeitet, die ab Oktober auf Mac und Windows-PC eine völlig neue Oberfläche zeigen soll. Sie ist, genauso wie das Update auf iOS 6, kostenlos zu haben.

Neues iPad im Oktober?

Cook, der sehr enthusiastisch wirkte, an Präsentationen des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs aber weiterhin nicht herankommt, nahm sich in San Francisco außerdem Zeit für aktuelle Zahlen. So hat das Unternehmen mittlerweile 400 Millionen Geräte mit dem iOS-Betriebssystem verkauft, allein an iPads waren es im vergangenen Quartal 17 Millionen.

Von dem Tablet war ansonsten bei der Veranstaltung wenig zu hören. Ein neues verkleinertes iPad, das ebenfalls erwartet wurde, wurde nicht gezeigt. Es könnte im Oktober präsentiert werden, glauben Beobachter.

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8 Kommentare

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  • A
    Alvaro

    Den Hype um Apple Produkte mag man zu Recht befremdlich finden, ich kann ihn aber noch eher nachvollziehen, als die Beißreflexe der Apple-Gegner. Es kaufen sich nun also seit einigen Jahren viele Leute Smartphones für ca 600€ das Stück. Ist das wirklich eine Tatsache, gegen die man aggressiv Stellung beziehen muss? Soweit ich es beobachte, werden die Geräte intensiv genutzt, man kann sein Geld also auch schlechter ausgeben. Die Beeinträchtigung der Umwelt/Mitmenschen ist sicher geringer als beim Kauf eines Autos oder einer Fernreise. Trotzdem ereifert sich fast niemand ähnlich emotional über diese Produkte.

    Mein Verdacht ist, dass einige Leute gesellschaftliche Trends einerseits nicht mitmachen, andererseits aber nicht das Selbstbewusstsein haben, dazu auch ohne Totschlagargumente zu stehen. Nach dem Motto: Ich kaufe mit kein Iphone, weil die gaaaanz schlimm sind. Mit einer genauso albern übertriebenen Ablehnung sind übrigens sehr viele Leute schon einmal baden gegangen: Als Mitte der 90er der Trend zum Handy aufkam.

  • JX
    Joe XXX

    Hey, ich erinnere mich noch an Zeiten als KEIN Medium irgendeinem neuen Produkt "Nachrichtenwert" zugestanden hat. Okay, damals gab 's auch noch nicht so viele Medien, die ununterbrochen Content ausspucken mussten, so das die ihr Soll noch mit "normalen" Ereignissen erfüllen konnten, dafür reicht 's in so ereignissarmen Zeiten wohl nicht mehr. Aber was ist denn dann die nächste Stufe? Lese ich dann hier von den neusten Sonderangeboten im Supermarkt?

  • WB
    Willy Brandt

    Ein komplettes Verbot von Handies und Computern würde zu Vollbeschäftigung und Lohngerechtigkeit führen.

  • L
    levendel

    Tim Cock sagte letztens, Apple müsse nicht viel Geld in Werbung stecken, dass würden die Medien umsonst machen. Sieht man sich die deutsche Berichterstattung an, kann man dem guten Mann Glauben schenken: ob SPON, Stern,Süddeutsche,tAZ, FAZ,ZEIT, Tagesschau... sie alle besorgen dem amerikanischen Konzern die gewünschte Aufmerksamkeit für ihre Produktvorstellungen. Warum? Vielleicht ist die Frage ganz einfach zu beantworten, schaut man bei der taz unter der Rubrik "Meistgelesen": Artikel zum Thema Apple werden häufig angeklickt und dies ist gut für die Werbeeinnahmen der klammen Zeitungen.

  • O
    Orangensaft

    Ich finde es ja immer interessant in den meisten Medien zuerst den Artikel und dann die Kommentare zu lesen. Wenn letztere nicht auch PR sind, kann man sehr schön die Diskrepanz dazwischen erkennen.

     

    So auch beim neuen Apple Phone: Was hat sich geändert? Die Oberfläche sieht immer noch aus wie ne seniorengerechte Fernbedienung, jetzt mit 4 zusätzlichen Knöpfen. Ansonsten gibt es jetzt LTE mit dem ich 20 SEKUNDEN schnell surfen kann bevor die Telekom Drossel mich auf 64Kbit setzt. Ansonsten war nix, zumindest aus technischer Sicht. Für Leute, die sich Apples Zeug ähnlich wie Klamotten als Lifestyleprodukte kaufen ist es eine Gelegenheit Geld loszuwerden, die Technikbegeisterten werden sich wieder nur ein Ding kaufen was nächstes Jahr in den Mülleimer fliegt. Da kommt dann Opengles 3.0 in Mode mit noch besserer Grafik...

  • N
    neubau

    Wenn endlich auch bei euren Lesern durchsickert, dass Apple ein Konzern ist, der in erster Linie Interesse daran hat, seine Aktionäre zu befriedigen - dann könnt ihr vielleicht wieder über interessante Themen berichten. Bezüglich des iPhone wäre das z.B., unter welchen Bedingungen dieses Gerät zusammengeschwartet wird und wie hoch der Materialwert im Vergleich zur Gewinnspanne des Apfelkonzerns eigentlich ist.

  • D
    dontbelievethehype

    Herrje,

    das Spiegel, Stern und Bild im "Live-Ticker" von der Präsentation eines neuen Handys berichten, als wären grade Menschen auf dem Mars gelandet - peinlich genug. Aber nun geht auch noch die taz der ewig gleichen Hype-Produktion auf den Leim, schreibt von "durchgesickerten Informationen", als hätte Assange den Apple-Rechner geknackt, und erfreut uns ansonsten mit Katalogsprech vom Feinsten. Ihr solltet solche fein orchestrierten PR-Kampagnen lieber kritisch kommentieren, anstatt mitzumachen...

  • K
    KlausK

    Toll!

    Schon wieder ein neues Telefon auf den Markt geworfen? Der Hype erinnert stark an die Harry-Potter-Hysterie, wobei es sich bei Büchern gottlob um langlebigere Produkte handelt.

     

    Warum wird hier nicht der unsäglich riesige Elektronikmüllhaufen beklagt, den jede dieser Pseudo-Neuheiten mit sich bringt?