Kommentar Reiterstaffel: In der Stadt nichts zu suchen
Ungern gibt die Polizei etwas auf, was sie einmal bekommen hat. Nur so lässt sich erklären, dass das defizitäre Polizeiorchester immer noch besteht.
D er sozialdemokratische Innensenator Michael Neumann hat entschieden: Die umstrittene Reiterstaffel der Polizei bleibt im Dienst. Eine Entscheidung, die überrascht. Denn es war gerade seine Partei, die in der Opposition 2009 die Wiedereinführung der Pferdestaffel heftig kritisierte, weil sie den Kosten-Nutzen-Effekt angesichts klammer Haushaltskassen massiv infrage stellte.
Und Neumann hinterließ bis vor kurzen gern den Eindruck, als hätte er nichts dagegen, wenn der Rechnungshof ihn die Entscheidung über die Zukunft der Reiterstaffel abnehmen würde.
Doch nun war offenbar der interne Druck aus dem Polizei-Apparat zu groß. Ungern gibt die Polizei etwas auf, was sie einmal bekommen hat. Nur so lässt sich erklären, dass das defizitäre Polizeiorchester immer noch besteht. Und so ist es auch mit der Pferdestaffel. Dann wird die Effizienz einer solchen Einheit einfach schöngeredet.
Sicher gibt es manche Anlässe, wo Polizisten hoch zu Ross bei manchen Bürger das subjektive Sicherheitsgefühl stärken und auch in ländlichen Gebieten können Polizisten zu Pferd taktische Vorteile haben. Doch auf den Straßen einer Großstadt haben Polizeipferde nichts zu suchen. Denn Einsätze in der Stadt zeigen immer wieder, dass von scheuenden Pferden eine ernsthafte Gefahr ausgehen kann – auch für Ross und Reiter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Jaywalking in New York nun legal
Grün heißt gehen, rot auch
Orbán und Schröder in Wien
Gäste zum Gruseln
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen