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30 Jahre „geistig-moralische“ WendeUnser Papa Kohl

Helmut Kohl wird gehasst oder geliebt. Für viele Deutsche ist der Dauerkanzler bis heute die Projektionsfläche kindlicher Sehnsüchte nach einer Vaterfigur.

Der „Vater der Einheit“ schaut auf sein Werk: Helmut Kohl 1990 in Erfurt. Bild: dpa

Tausende grölten damals mit. „Hannelores Tag ist grau, denn Helmut Kohl schlägt seine Frau. Es macht die Runde in der Koalition. Selbst Rita Süssmuth weiß es schon.“ Und sie sangen auch die zweite Strophe: „Er ist ein Mann genau wie wir. Tief in ihm, da steckt ein Tier.“

Im Jahr 1987 veröffentlichten „Die Ärzte“ das Minialbum „Ab 18“. Die sechs Lieder handelten von Sex mit einem Schäferhund, von Fesselspielchen, vom Mord an einem Kind. Und von „Helmut K.“ – die Geschichte vom Kanzler, der seine Frau schlägt. Die kalkulierte Provokation funktionierte, auf Konzerten sang das Publikum die Texte, die zum Teil auf den Index landeten, mit. Sie bedienten die Teenagersehnsucht nach ein bisschen Aufmüpfigkeit. Aber worin lag der Reiz, den Kanzler einzureihen ins bewährte Aufregungsrepertoire aus Gewalt, Sex und Tod?

Rund um den 30. Jahrestag von Kohls Amtsantritt am 1. Oktober 1982 wallen nun noch einmal Gefühle auf, die wenig bis nichts mit den politischen Entscheidungen des Kanzlers zu tun haben. Der Nato-Doppelbeschluss, gegen den mehr als eine Million Menschen auf die Straße gingen, war eine Erfindung von Kohls SPD-Amtsvorgänger Helmut Schmidt. Seine Losung von der „geistig-moralischen Wende“ blieb vage Ankündigung.

Die Wut und die Bewunderung, die bereits in den 80ern allein die Nennung seines Namens auslöste, haben natürlich auch mit seiner Politik zu tun. Aber das Ausmaß der Emotionen sagt viel über jene, die Kohl in Zuneigung oder in Ablehnung verbunden waren.

Symbolischer Übervater

In der Geschichte der Bundesrepublik hat kein Politiker, nicht einmal Franz Josef Strauß, die Bevölkerung so ausdauernd in zwei Lager gespalten wie der 1,96-Meter-Hüne aus Ludwigshafen. Wurde er zu Beginn seiner Amtszeit noch als provinzielle „Birne“ verhöhnt, schrieb der Spiegel nach der Vereinigung ungläubig von „Kohls Machtmaschine“. Allmählich bürgerten sich die Bezeichnungen „Vater der Einheit“ und „Vater des Euro“ ein. Noch lange nach dem Ende seiner 16 Jahre währenden Kanzlerschaft galt er als „Übervater“ der CDU.

Im Rückblick aufs „System Kohl“ schien es dem Hamburger Psychotherapeuten Karl-Rüdiger Hagelberg so, „als wenn die Öffentlichkeit selbst in der lähmenden Unzugänglichkeit Kohls etwas wiedererkannte, was mit ’Vaterschaft‘ zu tun hatte“. Helmut Kohl, der symbolische Vater von Generationen.

Auch die Tabuverletzung der „Ärzte“ wird verständlicher, wenn man ihr Lied nicht allein als kalauernde Schmähung eines Politikers versteht, sondern als halb ängstliche, halb lustvolle Beschimpfung einer Vaterfigur. Sie passte in die Zeit: Die Wut der 68er auf alles, was als männlich und väterlich galt, wirkte noch in den 80er Jahren nach.

Der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich hatte schon Anfang der 60er Jahre die Rede von der „vaterlosen Gesellschaft“ etabliert. Mitscherlich beklagte das Fehlen positiver Väterlichkeit. Es mangele an Männern, die ihre Kinder nicht einschüchtern oder ihnen nicht gleichgültig gegenüberstehen, sondern sie im Wortsinn an die Hand nehmen. Die kindliche Sehnsucht nach Orientierung, gerade auch der Wunsch nach Antworten auf die Frage, was Mannsein bedeutet, bleibe unbefriedigt. Mit Blick auf die angeblich „vaterlandslosen Gesellen“, die ihre Vätergeneration für deren Militarismus geißelten, schrieb Mitscherlich: „Was da in der Frankfurter Mensa dachte und um Formulierungen der Wirklichkeit rang, waren […] vaterlose Gesellen – von den Vätern im Stich Gelassene.“

Das ideale Hassobjekt

Die Jugendlichen der 80er und frühen 90er Jahre wiederum hatten den daraus folgenden männlichen Selbsthass nicht überwunden, bloß notdürftig ironisiert: „Er ist ein Mann genau wie wir. Tief in ihm, da steckt ein Tier.“

Wer jemanden hasst oder bewundert, zeigt vor allem etwas von sich. Viele von denen, die damals Kohl lächerlich machten, verspotteten auch die eigene Sehnsucht nach einem hilfreichen Vater. Sie verlachten ihre aus Enttäuschung geborene Wut auf häufig physisch, aber auch psychisch abwesende Väter. Der ferne Kohl – der einzige Kanzler, den die meisten von ihnen kennengelernt hatten – war das ideale Hassobjekt.

Groß und dick, mit tiefer Stimme, zielstrebig, dabei scheinbar unbewegt von aller Kritik – so ein archetypischer Kerl zog die Söhne abwesender Väter an, und er weckte die Wut der anderen. In seiner Bräsigkeit, mit Strickjacke und Hausschuhen, eignete sich Kohl weit besser als der kühle Helmut Schmidt oder der kumpelhafte Gerhard Schröder als Projektionsfläche. Kohl erinnerte die Kinder der bundesrepublikanischen Mittelschicht an ihre eigene kleinbürgerliche Herkunft. Richard von Weizsäcker war so, wie viele Deutsche gern sein wollten. Kohl war so, wie sie nicht mehr sein wollten.

Grässlich, aber verlässlich

„Hinter dem ’System Kohl‘“, schreibt Psychotherapeut Hagelberg, „steht jedoch ein viel allgemeineres, psychodynamisch erklärbares Phänomen: die in der Forschung gut bekannte und offenbar bis zur Gegenwart sich fortsetzende und vielerorts zerstörerisch wirkende ’Unerreichbarkeit der Väter‘ in ihrem narzisstischen System“. Das heißt: Wer von seiner Gefolgschaft als eine Art Vater gesehen wird, um dessen rare Zuneigung gebuhlt werden muss, der erhält große Macht. Dieser psychische Mechanismus beeinflusste auch Kohls Gegner. Darunter waren viele, die in ihrer Kindheit ähnliche Erfahrungen mit ihren Vätern gemacht hatten, aber andere Schlüsse daraus zogen: offenen Groll, Wut, Hass.

Auch für seine Gegner blieb der dicke Mann im Fernseher unerreichbar. Aber ihn konnte man verspotten, beleidigen und lächerlich machen – anders als den eigenen Vater. Kohl war grässlich, aber verlässlich. Er kam jeden Abend wieder, spätestens zur „Tagesschau“ um 20 Uhr. Und er blieb. Und blieb. 16 Jahre Kanzler. 25 Jahre Parteichef.

Wie ein unerreichbarer Vater den Sohn prägt, hat in jüngster Zeit niemand eindrücklicher erklärt als Helmut Kohls älterer Sohn Walter. In seiner Autobiografie „Leben oder gelebt werden“ schrieb der heute 49-Jährige 2011 über die Bedrückungen seiner Kindheit: „Selbst wenn er zu Hause weilte, war Vater für uns Kinder, solange wir noch klein waren, nur begrenzt erreichbar. Dass ein Vater seinem Sohn ’die Welt erklärt‘, dass er seine neugierigen Fragen beantwortet, dass er mit ihm spielt, dass er – wie es die heutige Pädagogik nennt – ’Qualitätszeit‘ mit ihm verbringt: All das hatte in unserer Familie keine Priorität.“ Eine deutsche Nachkriegskindheit. Alltäglich, aber nicht gesund.

„Du musst stehen!“, hatte der Vater seinem Sohn Walter gesagt, als dieser in der Grundschule gehänselt und geschlagen wurde. Der Sohn verstand instinktiv die doppelte Bedeutung der väterlichen Worte: Du musst stehen, denn du stehst allein da. Wie das geht, sagte der Vater nicht.

Und dann war Kohl plötzlich weg. In vielen Medienberichten nach der Wahlniederlage 1998 klang die Überraschung darüber durch, wie gelassen die „Machtmaschine“ ihren Amtsverlust nahm. Die Projektionsfläche war weg, und etwas fehlte. Welche Genugtuung war es da, als Kohl nur ein Jahr darauf in verzweifelter Wut seinen aufblühenden Nachruhm selbst niedermähte.

Das Betteln der Söhne

In der CDU-Spendenaffäre war noch einmal, wie in einem Kammerspiel, alles versammelt, was das „System Kohl“ ausmachte: die Selbstgerechtigkeit des fernen „Vaters“. Das verzweifelte Betteln der Partei-„Söhne“, Kohl möge doch noch die Spendernamen nennen und ihnen so den Bruch mit ihm ersparen. Und da waren jene „Söhne“ auf der anderen Seite, die froh waren, ihr lieb gewonnenes Hassbild vom „Vater“ nicht revidieren zu müssen.

Heute ist Helmut Kohl ein Greis, und eine Kneipe in Berlin-Neukölln trägt seinen Namen. Natürlich ironisch gemeint, irgendwie. Dabei ist es überhaupt nicht peinlich, dass ausgerechnet Kohl Sehnsüchte nach einem Vater auf sich zog. Peinlich ist nur, dass es für so viele Menschen nötig war.

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20 Kommentare

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  • AF
    Arthur Flocke

    Kohl-bashing in allen Ehren, aber dieser Artikel ist schon reichlich konstruiert. "Helmut K." von Die Ärzte, eine Band mit der ich genauso aufgewachsen bin wie mit Kohl, als Indiz für den Vaterkomplex einer ganzen Generation zu lesen, halte ich für ziemlich übertrieben, wenn auch als Gedankenexperiment nicht unspannend. Aber letztendlich ist der Song "Helmut K." doch nur ein pubertärer Gag, ohne tieferen psychologischen Sinngehalt.

  • KK
    Karl K

    Geht's noch?

     

    Vater der Wiedervereinigung? Daß ich nicht lache!

    Das ist ein typischer, von Kohl und seinen Spießgesellen immer wieder und gern genommener Euphemismus.

     

    Väter der Einheit sind - mit Verlaub - vorrangig Richie Weizsâcker und Willy Brandt.

    Sie rochen den Braten, daß Dr. Helmut Kohl mal wieder alles aussitzen wollte und sahen die Gefahr, daß die Tür zu den zwei-plus-vier-Verhandlungen deswegen zuzufallen drohte. Zumal die westlichen Alliierten, allen voran Old Great Britain gar kein Interesse an einem wiedervereinigten Koloß Deutschland in Mitteleuropa hatten.

    Beide traten ihm öffentlich derart qua Reden in die Eier, daß selbst dieser Stursack schnallte, was die Stunde geschlagen hatte.

    Kann man nachlesen.

     

    Als Vasall der bundesrepublikanischen Wirtschaft machte er zu Lasten des Ostens im Einigungsvertrag alles falsch, was falsch zu machen war.

    Ich sage nur ' Rückgabe vor Entschädigung', - und die DDR-Wirtschaft war endgültig weg vom Fenster.

     

    18 Jahre Vater Birne!? Ihrer vielleicht, meiner als 1945 Geborener sicherlich nicht.

    Ein Verfassungsfeind mein Vater? Ja wie?

    Hätte er doch bei regulärem Gang der Dinge seines Amtes enthoben werden müssen!

     

    Wie das? Wegen fortwährendem Verfassungbruchs!.

    Dr. Helmut Kohls Bimbes-System. Genau!

    Denn das war ein offener Verfassungsbruch, der Kohl als eklatanten Undemokraten ausweist.

    Mit einem ausgeklügelten Geldsystem bis in den letzten Ortsverein sicherte Kohl seine Herrschaft ab; etwaige Abweichler oder Widersacher wurden vor Ort durch Abklemmen des Geldstromes, Drohung damit etc gefügig gemacht oder sonst ausgeschaltet.

    Kohl selbst überwachte dies System eigenhändig.

     

    Jürgen Leinemann hatte dazu im Spiegelfeature geschrieben: täglich telefoniert er ca. 3 Stunden bis in den letzten Ortsverein.

    Erst später begriff man, was dahintersteckte.

    Der Untersuchungsausschuß brachte nichts zu Wege.

    Hatten doch die übrigen Parteien selbst Dreck am Stecken und den Untersuchungsgegenstand entsprechend eingeschrânkt.

    Ein angesichts der Schwere das Verfassungsverstoßes angezeigtes Impeachment unterblieb.

    So geht das.

  • Y
    Yadgar

    Die Grundlage für die heutige Verprollung und Verblödung der deutschen Gesellschaft wurde in Westdeutschland im Wesentlichen durch Dr. Kohls

    »geistig-moralische Wende« von 1982/83 gelegt - damals begann der Elite-Diskurs, damals begann man mittels Bafög-Kürzungen, Unterschichtkinder vom Studieren abzuhalten, damals (Anfang 1984) wurde,

    ursprünglich zur Zurückdrängung des 68er-Einflusses in den Medien, das Kommerzfernsehen eingeführt... Bildung sollte fortan wieder, wie im bleiernen, schwarzbraunen Mief der Jahre vor 1968, ein Privileg für Wenige sein, die Massen hingegen mit Amüsiermüll ruhiggestellt werden, Restauration auf der ganzen Linie.

     

    Um die längerfristigen Folgen machte man sich damals keinen Kopf... zwar waren »Tutti Frutti« und »Power Rangers« nicht gerade Propaganda für das Christliche Abendland ®, aber wenigstens war jetzt Schluß mit der ewigen penetranten Hinterfragerei und Emanzipations-Agitprop bei den Öffentlich-Rechtlichen, die Werbebranche florierte, die Normalos saßen zufrieden vor der Glotze, und außer ein paar moralhysterischen Juristen (Mutlangen 1986) und autonomen Wirrköpfen (Startbahn West, Wackersdorf) wagte es auch niemand mehr, für oder gegen irgendetwas zu demonstrieren, es herrschte Friede im Land!

     

    Dass mit RTL-sedierten, dem in unzähligen Gameshows, krawalligen Nachmittags-Talks und Seifenopern vorgelebten Proll-Hedonismus huldigenden Konsumjunkies zwar keine antiautoritäre Revolution, aber eben auch auf die Dauer kein Staat und vor allem keine moderne Wirtschaft jenseits von korporatistischer Wirtschaftswunder-Industrieromantik zu machen war, begriff man erst, als so etwa um 1993 herum der Wiedervereinigungsrausch dem Rezessionskater

    wich...

  • L
    lisa

    Ach ja, der fehlende Vater. Wie gut, dass ich zwei habe.

  • D
    Dirk

    Kohl war der Aussitzer, dessen grösste Fähigkeit im Erhalt seiner Macht bestand. Und dennoch wäre er beinahe vorzeitig gegangen, hätte nicht dieser enorme geschichtliche (Zu-) Fall des Ende der DDR ihm weitere Jahre der Macht beschert. Das war das einzige, was er wirklich geleistet hat: diese Chance zu ergreifen. Und als die Eiszeit Kohl mit dem Zwischenhoch "Wiedervereinigung" vorüber war, wurde der ausgesessene Stau in der Grösse von Mittelgebirgen erst sichtbar, den dann ausgerechnet Gernegross Schröder auf seine wunderbare Weise anpackte. Ohne Kohl hätte es Schröder nie gegeben, zumindest nicht als Bundeskanzler. Ohne Kohl hätte es vielleicht auch kein neues Grossdeutschland gegeben. Beides Dinge, die man heute noch beweinen mag.

  • JD
    john doe

    Da kann man noch so sehr die Psychologie bemühen. Er hat sein Schicksal bewußt gewählt. Er stellte sein Ehrenwort über alle Gesetze und jedes rechtsstaatliche Verständnis. Er zerstörte damit sein Lebenswerk und seinen Platz in der Geschichte aus egomanischen Gründen und spukte damit auf seinen Amtseid. Das ihm jetzt eine späte Ehre zuteil werden soll damit die SPD mit Helmut Schmidt nicht die ganze Schau stiehlt ist eine armselige Sache. Man muss nur die aktuellen Bilder bemühen, seine Augen sprechen eine eindeutige Sprache. Mit so jemand muss man kein Mitgefühl haben.

    Vaterfigur oder nicht!

  • K
    KonstantinischeSchenkung

    Am Anfang war die Lüge, so sehr das die Balken krachend brechen.

     

    Die Zeiten der konstantinischen Schenkung sind nicht vorbei.

    Es gibt da eine Partei die meint, das sie das alles alleine durchführte.

    Eine große Ohrfeige für den Bundespräsidenten.

    Es war nicht der brüllende Mob "Wir sind das Volk", sie waren nur Beiwerk, die Garnierung auf dem inszeniertem Teller.

    Wer haut den klerikal Faschisten endlich einmal was auf die historischen Finger?

    Die Märchenonkels lügen sich ihre Historie her.

    Wer seine eigenen Kinder ausstößt, sollte lieber nicht gefeiert werden.

    Ein hoch auf die Geschichtsschreibung und Aufgabe zukünftiger Wissenschaftler, Medien, Geheimdienste.

  • R
    reblek

    Kohl ist etwas für den Teller und schmeckt gut, wenn entsprechend zubereitet. Herr Kohl ist sprichwörtlich "Kappes" und an ihm ist wunderbar zu erkennen, dass Regieren keine Kunst ist. Regierende können in den Sand setzen, was sie wollen, lügen, betrügen, einen Meineid leisten und andere schöne Dinge mehr: Irgendwann gibt es einen Jahrestag, an dem alles vergeben und vergessen ist und nur noch Jubel, Trubel und Heiterkeit herrschen. Und das ist ein ziemlich großer Haufen Sch...dreck.

  • K
    Kuno

    Typisch wessihafte, psychologisierende Erklärungsversuche. Absolut uninteressant. Arbeitet Eure Defizite im Stillen auf.

  • EG
    Elmar Grüber

    Ich habe den Eindruck, dass dieser Artikel das vorläufige nichtamtliche Endergebnis des Erziehungswerks einer alleinerziehenden Mutter ist.

  • V
    vic

    Helmut Kohl war ein 16 Jahre andauernder Albtraum für mich.

    Er war mir als peinlich.

  • R
    Reginald

    Was wird denn hier nur immer vom "Vater" gesprochen? Ihr habt wohl einen Ödipus-Komplex?

    Kohl war einfach nur geradlinig inkompetent. Er machte keine Politik, sondern war einfach nur da. Sein Spruch von der "geistig-moralischen Wende" stand auch im kompletten Gegensatz zu der in seiner Zeit aufkommenden Korruption.

  • K
    KlausK

    "Papa" Kohl?

     

    Als Hans Traxler sein Büchlein "Birne soll Kanzler bleiben" verfasste, hatte sicher niemand an die Ausdauer des Kohl´schen Sitzfleisches geglaubt.

     

    Ist er nur zum Trotz zum ewigen Kanzler geworden??

     

    Vielleicht wäre uns die lange, bräsige Kohl-Ära erspart geblieben, hätte Traxler seine Stifte ruhen lassen.

  • W
    Wolfgang

    Aspekte zur geistigen (?) und sozial-ökonomischen Wende!

     

    Die Früchte des Wirtschaftswachstums werden seit den 1980er Kohl-Jahren immer ungleicher verteilt. Daten der europäischen Kommission zeigen, dass Deutschland den höchsten Anteil von Beschäftigten in Armut in der Europäischen Union, - der Finanz- und Monopolbourgeoisie, deren Lobby-Regierungen und Parlamentsmehrheiten -, aufweist.

     

    Nach Angaben der OECD hatte Deutschland nach Israel und Japan den geringsten Einkommenszuwachs im untersten Zehntel der Einkommen zu verzeichnen. Er betrug seit den 1980er und 2000er jahren gerade 0,1 Prozent.

     

    Aktuell haben in Deutschland mehr als zwei Millionen junge Menschen keinen Berufsabschluss. 7,5 Millionen Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten. Rund 300 000 Jugendliche befinden sich in einer Warteschleife zwischen Schule und Ausbildung.

     

    Wann kommt es in Deutschland zur sozialen Revolution?

  • S
    seriousguy47

    Ach, bitte, nicht so. Was soll denn solch eindimensionales Psychologisieren? Dass da auf der Metaebene etwas mitschwingt, was die teilweise extremen Reaktionen auf den Herrn erklären mag, geschenkt. Darf man auch gerne erwähnen. Aber das kann ja wohl nicht alles sein! Dieses Vaterding konnte man schließlich auch mit Helmut Schmid ausagieren.

     

    Der Punkt bei Kohl war doch eher, dass er den Reform-Aufbruch der Sozialliberalen und der 68er platt walzte - so wie später den Bürger-Aufbruch in der DDR. Und dass er den braunen Spießermief mit all seiner Verlogenheit wiederherzustellen versuchte - was auch weitgehend gelang. Weil seine Kritiker auf einen solchen Tabubruch nicht mehr zu reagieren wussten. Man hatte solch eine reaktionäre, spießige Dreistigkeit nicht mehr für möglich gehalten. Schließlich hatte man sich darauf eingestellt, der Kampf um die Zukunft würde gegen Sozialliberal ausgetragen.

     

    Diese dreiste Kohlsche Verlogenheit zeigte sich vom eigenen "Familienidyll" über die als moralische Wende verkaufte Korrumpiertheit bis hin zur Lüge der ersehnten Wiedervereinigung. Die Wut gegen Kohl aber entzündete daran, dass er sich - mit den wirklich Mächtigen im Rücken - immun gegen jede Kritik zeigte, dass man an ihn - anders als an andere - nicht heran kam. Sie entsprang also einer realen, nicht nur einer biographisch eingebrannten Ohnmacht.

     

    Und die Folgen waren und sind auch sehr real. Die Medien verhielten sich zunehmend wie Entführungsopfer und solidarisierten sich mit dem Peiniger. So gab es noch weniger Raum für Kritik und Debatte. In den Gesellschaftswissenschaften konnte sich nur noch Schwarz Gehör verschaffen - und vermutlich auch nur noch Karriere machen. Auch diese Tür war also zu. usw. usw.

     

    Nachwachsende, kritisch denkende Talente hatten keine Chance mehr. Glattgeföhntes, Abgeschliffens und Abnickendes übernahm allerorten die öffentliche Deutungshoheit. Gesellschaftliche Lebendigkeit erstarb und wurde durch dröhnende "Spaßgesellschaft" ersetzt. Eine Zombie-Kultur breitete sich aus.

     

    Und der kröhnende Hohn war dann, dass die "Wiedervereinigung" auch noch ausgerechnet die Korrektheit dieser Verlogenheit zu bestätigen schien. Womit der peinliche reiche Onkel dann endgültig Recht gegen alle anderen zu bekommen schien. Und triumphieren konnten zeitweise auch seine schrägen "Enkel" - von Wulff bis Mappus....

     

    Die Sehnsucht nach Gauck war schließlich das letzte Jappsen nach Geist, zu dem die Mehrheit am Ende noch fähig war.

     

    Die Ära Kohl war eine gesellschaftliche Katastrophe und daran entzündet sich die Empörung.

     

    https://www.freitag.de/autoren/seriousguy47/die-kohl-trrrraaagoedie-aussitzen-lohnt-sich

  • F
    Fofi

    Der "Vater der Einheit" ist allenfalls Willy Brandt. Kohl hat bei der politischen Ernte nur Beute gemacht.

  • M
    Michael

    Wenn ganz kleine interessiete Kreise politischen Parteien Millionen zustecken, dann richtet sich dies direkt gegen das Demokratieprinzip und damit direkt gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

    Illegale Parteienfinanzierung ist daher keine Kleinigkeit, sondern vielmehr staatsgefährdend.

    Kohl ist ein solcher illegaler Parteienfinanzierer.

    Er deckt seine Komplizen bis heute - und dies ohne jegliches Unrechtsbewusstsein.

    Leider hat sich niemand getraut, ihn in Beugehaft zu nehmen.

    Und wäre nicht vergessen worden, illegale Parteienfinanzierung mit ordentlichen Haftstrafen zu belegen, dann hätte sich Kohl wohl im Gefängnis wiedergefunden.

    Selbst die Bewunderer Kohls haben ein Gefühl für seine Verstricktheit entwickelt.

    Wenn man nach einer "Projektionsfläche kindlicher Sehnsüchte nach einer Vaterfigur" sucht, dann fällt einem ja wohl eher Helmut Schmidt ein.

  • N
    neubau

    Peinlich ist, dass Kohl mit dem "Ehrenwort" davonkam. Noch peinlicher ist aber, dass "seine" Leute uns heute regieren und das "System Kohl" weiterbetreiben. Der "ewige Kanzler"... sein "Mädchen" ist heute Staatsraats... äh Quatsch, Bundeskanzlerin. Schäuble tut sich und uns mit seinen 70 Jahren immer noch Politik an.

    Es ist eigentlich wie in einem Zombiefilm: "Die Legislaturperiode der lebenden Toten" mit allen Charakteren, die schon in den 80er/90er-Jahren dabei waren. Oder eher "Braindead"...

  • A
    aurorua

    Ich war nie ein Freund von Helmut, hätte ihn und seine Partei auch nie gewählt, trotzdem rechne ich ihm hoch an, dass er -im Gegensatz zu SCHRÖDER (SPD) und FISCHER (GRÜN)- in achtzehn Jahren genug Sensibilität besaß, sich nicht über Gebühr an Erwerbslosen und Rentnern zu vergreifen.

    Nein, wenn auch aus machtpolitischem Kälkül heraus, das hat sich nicht einmal der Dicke gewagt.

  • S
    steffen

    Ach Herr Lohre, wie Sie immer auf einer halben Seite ganze Jahrzehnte, ganze Dynamiken usw. kleinmachen und erklären - lesenswert, zuweilen, methodisch zweifelschürend, meistens. Davon ab:

    "Peinlich ist nur, dass es für so viele Menschen nötig war." Vielleicht verstehe ich das Wort peinlich nicht richtig, aber ist das nicht eher bedenklich bis traurig?!