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Studie zum GesundheitsbewusstseinDie Sitzzeit wird länger und länger

Nur jeder Neunte lebt gesund. Bei den RentnerInnen gehen die Befindlichkeiten weit auseinander: Die einen fühlen sich vital, die andern eher depressiv.

Da freut sich die Krankenkasse: gesunde Bewegungsform. Bild: dpa

BERLIN taz | Das schafft kaum einer: Mindestens zweieinhalb Stunden anstrengende körperliche Aktivität in der Woche, viel Gemüse und Fisch essen, nicht rauchen, nur ab und zu ein Bier oder ein Glas Wein trinken, sich regelmäßig entspannen können. Nur jeder Neunte verhält sich so gesundheitsbewusst. Das ergibt sich aus dem am Freitag vorgestellten Report der Krankenversicherung DKV „Wie gesund lebt Deutschland?“

„Die körperliche Aktivität in Deutschland nimmt ab“, sagte Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der privaten DKV-Versicherung. Im Vergleich zu einer Erhebung im Jahre 2010 zeigten die Befragten in der neuen Studie von 2012 weniger körperliche Aktivität und insgesamt ein weniger gesundheitsbewusstes Verhalten.

Leute mit Haupt- oder mittlerem Schulabschluss sind dabei zwar weniger sportlich als Akademiker, bewegen sich aber trotzdem mehr, weil sie öfter keine sitzenden Berufe ausüben. 62 Prozent der Befragten mit mittlerem Schulabschluss erklärten, bei der Arbeit körperlich aktiv zu sein; bei den AkademikerInnen waren das nur 45 Prozent. Das Minus an körperlicher Bewegung aufgrund langer „Sitzzeiten“ könnten Akademiker mit Sport nicht kompensieren, erklärte Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln, der die Befragung auswertete.

Auch mehr Sitzfleisch in der Freizeit

Froböse räumte allerdings ein, dass die Studie keine Aussage über die Qualität der körperlichen Aktivitäten im Job und deren Verschleißfaktor erlaube. Die „Sitzzeiten“ nehmen zudem nicht nur im Job, sondern auch in der Freizeit zu, besonders in der jüngeren Altersgruppe, die mehr Zeit mit Computerspielen verbringt.

So gaben die Befragten in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen „Sitzzeiten“ von durchschnittlich mehr als sechs Stunden am Tag an. Rentnerinnen hingegen kamen nur auf etwas mehr als vier Stunden.

Doch viele Jugendliche sind trotzdem sportlich aktiv. Nach der „internationalen Aktivitätsempfehlung“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 150 Minuten Bewegung in der Woche, beispielsweise verteilt auf fünfmal 30 Minuten, anzuraten. Dieser Mindestempfehlung folgen im Schnitt nur 54 Prozent der Befragten.

Ausgeglichene Gutverdiener

Unter den jüngeren Altersgruppen und den RuheständlerInnen ist der Anteil der Bewegungsfreudigen höher als in den mittleren Altersgruppen, wobei die RentnerInnen sogar noch etwas aktiver waren als die Jugend. Die Anforderungen an gesundheitsbewusstes Verhalten bei Sport, Ernährung und Genussmitteln erfüllten die RentnerInnen häufiger als Befragte aus jungen Altersgruppen.

Unter den RuheständlerInnen empfand sich fast die Hälfte voller Schwung, bei den 30- bis 45-Jährigen waren es nur 39 Prozent. Unter den Älteren gibt es aber auch den höchsten Anteil jener, die unter Lustlosigkeit und depressiven Verstimmungen leiden. „Offenbar gehen die Befindlichkeiten in der höheren Altersgruppe weit auseinander“, heißt es in der Studie.

Die soziale Lage und das Einkommen spielen dabei für das Wohlbefinden eine entscheidende Rolle. Die höchste Ausgeglichenheit herrscht laut der Studie bei Gutverdienern mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.500 und 5.000 Euro. Wer darüber liegt, dem geht es aber immer noch gut. Vor allem hat er oder sie einen guten Schlaf. „Topverdiener sind Topschläfer“ erklärte Froböse.

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2 Kommentare

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  • T
    taz.de

    @ Michael

    Danke für den Hinweis, die Formulierung "am besten" ist jetzt geändert.

  • M
    Michael

    "Doch viele Jugendliche sind trotzdem sportlich aktiv. Nach der „internationalen Aktivitätsempfehlung“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 150 Minuten Bewegung in der Woche, beispielsweise verteilt auf fünfmal 30 Minuten, am besten."

     

    Das ist so nicht ganz richtig. Die Empfehlung von 150 Minuten ist letztendlich ein Kompromiss zwischen dem, was man für realistisch hält und dem, was gesundheitlich sinnvoll ist.

     

    Trotzdem sind sich sportwissenschaftler weitgehend einig: Auch darüberhinaus hat Sport eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Nur: Der Unterschied zwischen garkein Sport und 150 Minuten ist viel größer als der zwischen 150 Minuten und 300 Minuten. Trotzdem: 300 Minuten ist besser als 150 Minuten.

     

    Ausnahmen sind letztendlich nur Spitzensportler. Bei denen kann es auch ein "zu viel" geben. Besonders natürlich, wenn Doping o.ä. dazukommt. Aber für die große Mehrheit der Bevölkerung gilt: Mehr Sport ist fast immer gut.