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Journalistenpreis für Comedy-ShowHumor ohne Not

Nach dem Deutschen Fernsehpreis gewinnt die „heute-show“ auch den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Der geht eigentlich an Journalisten.

Oliver Welke und sein Team von der „heute-Show“ ergattern den renommierten Journalistenpreis. Bild: ZDF

Deutschland ist vernarrt in die „heute-show“. Nach der eine Spur zu hysterisch abgefeierten Moderation des Deutschen Fernsehpreises – Wahnsinn! Selbstironie! Vom ZDF! – ist das Team der satirischen Nachrichtensendung um Oliver Welke am Mittwoch mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus ausgezeichnet – und damit in den Olymp der Welterklärer aufgenommen worden.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen Auslandskorrespondenten sowie Moderatoren von Polittalks und Nachrichtenmagazinen. Humor spielte als Auswahlkriterium bisher keine Rolle – warum auch? Ging ja um Informationsvermittlung. Und Haltung.

Doch offenbar ist der Jury die neue Lockerheit zu Kopf gestiegen, in die Deutschland seit dem „Sommermärchen“ 2006 mindestens so vernarrt ist wie derzeit in die „heute-show“: Wir sind doch nicht so humorlos und bieder, wie wir glauben, dass die ganze Welt glaubt, dass wir sind.

Die Auszeichnung für Welke und sein Team bedeutet keine Öffnung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, sondern dessen Verwässerung, eine nichtsnutzige Anbiederung an den Heiterkeitswahn (und war nicht gerade Anbiederung dem Namengeber zutiefst zuwider?). „Wir waren alle sehr überrascht, denn der Preis ist ja für Journalisten. Und so hatten wir uns noch gar nicht gesehen“, sagte Welke.

Hoffentlich bleibt das auch so. Denn mit Spaßvögeln, die sich für Journalisten halten, ist dem deutschen Fernsehen ebenso wenig gedient wie mit einer seriösen Journalistenpreisjury, die ohne Not Humor beweist.

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22 Kommentare

 / 
  • TP
    Thomas Peter

    Klingt so ein wenig so als habe man einem Kind sein Spielzeug weggenommen..

     

    Fakt ist doch dass die Heute Show Politik einem Dunstkreis schmackhaft macht, der für sie auf immer verloren schien. Das ist und bleibt ihr Verdienst.

  • MP
    Michael Peters

    Dieses Abgefeiere der Heute Show als Hort der deutschen Comedy-Rettung ist absurd. Wer das Original mit Jon Stewart kennt, dass Welke und Co. fast 1:1 kopieren, der kann über die Heute Show nur lachen - und zwar nicht im positiven Sinne.

  • KK
    Karl K

    Denk' - Oliver Welke und David Denk haben recht!

     

    " …der Preis ist ja für Journalisten. Und so hatten wir uns noch gar nicht gesehen".

    Genau - und die jetzigen Denk-basher vorher auch nicht.

     

    Der Preis geht dennoch in Ordnung. Friedrichs wird von Wolke neun runterschmunzeln.

    Weil - heute-show ist ein unwiederholbarer Glücksfall, ein ZDF-widriger Kolatteralfall.

     

    Journalismus? Jein - aber wenn man's mit Humor nimmt, ok!

    Denk mal!

    Oliver Welke? haut rein!

  • RA
    ralf ansorge

    die heute-show ist für mich der einzige pflichttermin im deutschen fernsehen,v.a. weil kein politisches lager verschont wird,im gegensatz zu leuten wie pispers ,die sich in politische korrektheit suhlen und derauf achten der "linken" nicht weh zu tun.und es IST journalismus und HALTUNG,was z.b. sonneborn mit den nazis veranstaltet hat,weitaus wirkungsvoller als vieles andere in dieser richtung.und die kommentare von hassknecht bringen jedes thema auf den punkt.

    ich war mal taz-abonent.neben dem frühen redaktionsschluß waren solche und einige andere kommentare ein grund dieses geld lieber anderweitig zu verjubeln.

  • S
    Showtime

    Wir amüsieren uns zu Tode. Gerade weil alles den Bach runter geht. Dekadenz als gefühlte Rettung.

     

    Hanns-Joachim Friedrichs wäre ob der Preisträger aus der Spiel- und Spaßecke sicher hoch erfreut ... Mal ehrlich, Ihr quengelnden, SatIEre (sic!)-fachkundigen Kommentierenden, Ihr habt den Mann noch nie über den Bildschirm flimmern sehen, geschweige denn ihn als Journalisten der unbestechlichen Sorte wahrgenommen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum Herr Denk beinah bösartig missverstanden wird.

  • N
    Nils

    Die Heute-Show bzw. das Team dahinter hat diesen Preis verdient. Ähnlich wie Jon Stewart demaskieren die den Polit- und Medienzirkus. Dass sich dieses Format beim ZDF überhaupt halten kann/darf, ist schon eine Sensation für sich.

  • C
    Carsten

    „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."

     

    Ob Herr Friedrichs mit der Prämierung der heute-Show einverstanden gewesen wäre, weiß ich nicht. Dass aber gerade Herr Denk hier die Fahne des "wahren Journalismus" hoch hält, finde ich doch sehr amüsant:

     

    http://blogs.taz.de/hausblog/2009/09/17/unser-bluewater-fehler/

  • K
    Kellerlacher

    Man oh Mann, dem läuft der Neid ja aus allen Öffnungen......

    Wie wäre es mit etws mehr Lockerheit.

    Sternstunden sind für mich auch Olivia Jones vom Kiez zum NPD Parteitag zu schicken und Altnazis zu interviewen.

    Selten so blöde Gesichter gesehen.

    Welke bringt viele Sachen auf den Punkt wo andere noch lange rumlabern.

  • N
    Nordwind

    Man Denk, da haben Sie sich aber so richtig verlaufen:

     

    "Die Auszeichnung für Welke und sein Team bedeutet keine Öffnung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, sondern dessen Verwässerung, eine nichtsnutzige Anbiederung an den Heiterkeitswahn"

     

    Man mag den Welke mögen oder nicht, Fakt ist: die Vertreter der politischen Satiere leisten inzwischen mehr an Aufklärungsarbeit als hofberichterstattende Schreiberlinge und Moderatoren (Journalisten mag man sie ja nicht mehr nennen) der Mainstreammedien.

     

    Journalisten als Welterklärer? Kritiklose Nachplapperrei der herrschenden Ideologie erklärt gar nichts. Sie manipuliert nur im Sinne der Herrschenden. Man nennt es auch Desinformation.

     

    Insofern ist es nur Konsequenz wenn ein Nichtjournalist aufgrund seiner aufklärenden weil entlarvenden Leistungen diesen Preis bekommt.

     

    Er hat halt den Job gemacht der von anderen aufgrund ihres Angepaßseins oder Unvermögens vernachlässigt wird.

     

    Gratulation Welke.

  • N
    neubau

    Eine der Sternstunden dieser Sendung war die völlig humorfreie Art, in der Welke über Waffenexporte sprach. Nachzusehen in der Sendung vom 05.10.2012, in der auch Martin Sonneborn glänzte, als Angela Merkels Beschützer ihn recht gewaltsam von der Kanzlerin fernhielten und er dies mit einem "Aua! Lassen Sie das. Arschloch!" quittierte. Das war keine Comedy, das war der Versuch, die Kanzerlin zu provozieren. Satire also. Da ist ein Unterschied.

     

    Eigenartig: die "heute-show" sehe ich eigentlich gar nicht als "Comedy". Vielmehr ist sie für mich so etwas wie der ins Fernsehen verlängerte Arm der langen deutschen Satiretradition. Und die hat nichts mit einem Sommermärchen vor sechs Jahren zu tun. Tucholsky war doch auch schon Deutscher.

     

    David Denk - nehmen Sie Ihren Nachnamen ernst und gehen Sie in sich. Meinen Sie wirklich, die "heute-show" trage zur Verflachung bei? Oder wollten Sie auch nur mal 15 Minuten Ruhm, selbst wenn dieser darin besteht, dass alle Kommentare Ihren Artikel kritisieren, statt der bösen, bösen Sendung?

  • OW
    Oliver Welke

    Ich möchte mich, auch im Namen meines Hundes Fido und meiner Frau, deren Namen ich gerade nicht gewärtig habe, für diesen netten Preis bedanken. Er wird sicherlich einen Ehrenplatz erhalten, sobald ich diesen gefunden habe. Die schöne Funkuhr oder was immer der Preis darstellen soll, bedeutet mir sehr viel. Mehr sogar als der Strafzettel letzte Woche.

     

    Bleiben Sie mir gewogen

    Ihr

    Olli

  • U
    Urgestein

    Zitat: "Die Auszeichnung für Welke und sein Team bedeutet keine Öffnung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises, sondern dessen Verwässerung, eine nichtsnutzige Anbiederung an den Heiterkeitswahn..."

     

    Da klingt mir aber ohne Not - oder vielleicht doch? - ein wenig zu sehr unterschwelliger Neid ob der Beliebtheit der Sendung und ihrer Macher durch. Genausogut könnte man behaupten, daß ein Film wie "Das Leben des Brian" niemals für den Oscar vorgeschlagen weden dürfte, denn der sei nunmal dem "seriösen" Film vorbehalten.

     

    Frau Maischberger hat den Preis ja schon - ein glaubwürdiger Grund, auf diesen zu verzichten. Vielleicht wären ihnen, Herr Denk, da Jauch und Lanz genehmer gewesen. Ich hoffe nur, der Stock in ihrem Allerwertesten sitzt nicht gar so tief.

  • VH
    Volker hört die Signale

    Einer der aufschlussreichsten journalistischen Beiträge in den letzten paar Jahren war jener Martin Sonneborns unter Pharmavertretern, in deren Folge sich die heute-show nicht mehr als "eine der heute-Sendungen" bezeichnen darf.

     

    Dass die Aufdeckung der Methoden der Pharmaindustrie von den "echten" Journalisten geschasst statt gefeiert wurde, zeigt nur die enge Verstrickung von "echter Presse" und Industrie. Da kann man auch mal die heute-show loben, deren Niveau zwar fragwürdig, deren Aufrichtigkeit dafür weniger zweifelhaft ist, als vieler "echter" Journalisten.

    Der Beitrag ist hier zu finden: http://www.youtube.com/watch?v=yW405x_18_0

  • UR
    Uwe Roos

    Ach David Denk. Jetzt geht DER Journalistenpreis nicht an Journalisten. Ja, ist wohl eine Definitionssache. Aber seien Sie doch nicht so moralinsauer. Vielleicht werden Sie im nächsten Jahr bedacht. Obwohl, mit solchen Artikeln wie "Humor ohne Not", dürften Sie nicht in die engere Auswahl kommen. Lachen Sie doch mal, vielleicht werden Sie dann lockerer.

  • KK
    Kein Kunde

    Mit 30 Minuten heute-show ist der Zuschauer doch besser informiert als nach 3 Stunden Maischberger, Will und Jauch.

     

     

    2009 waren wohl dies die Preisträger.

     

    Nikolaus Brender

    ZDF-Chefredakteur

     

    Astrid Randerath und Christian Esser

    Frontal 21 -Reporter/in

     

    Und sehe ich den Rest der Preisträger in den letzten Jahren, da sollte ein Journalist doch von Jahr zu Jahr dankbarer sein, nicht in einem Atemzug genannt zu werden.

  • N
    Normalo

    Falsa demonstratio non nocet - Es ist egal, wie man das Kind tauft, Welke & Co. verarbeiten das Zeitgeschehen zu Informationen und Kommentaren. Das KANN man auch Journalismus nennen. Der selbst(!)kritische Journalist würde vielleicht wenigstens einen Gedanken an die Frage verschwenden, ob der begehrte Preis vielleicht deshalb an die Witzbolde von der heute-show gegangen ist, weil die "ernsten" Alternativen auch keinen besseren Journalismus liefern...

  • J
    John

    "Hoffentlich bleibt das auch so. Denn mit Spaßvögeln, die sich für Journalisten halten (...)"

     

    Man könnte ja glatt meinen, dass damit die Taz-Redaktion gemeint ist.

  • J
    Jule

    Diese "Comedy-Show" - einen anderen Namen hat sie auch nicht verdient - ist an Niveaulosigkeit nicht zu unterbieten. Oliver Welke kam ja von einem Privatsender ins ZDF und das kann er auch nicht verbergen. Es sollte wohl Publikum von Sat.1 zum ZDF ziehen, das sich auf die Schenkel klopft, wenn es die albernen und inhaltslosen Witze hört...

  • V
    vhaehnel

    immerhin - wird in der heuteshow in jeder Sendung mindestens ein Widerspruch der aktuellen Politik sehr pointiert und "verständlich" vermittelt.

    Das ist dann schon mehr, als manche Talkshow mit doppelter Sendezeit leistet. Humor ist erwiesenermaßen ein didaktisches Hilfsmittel zur Vertiefung von Lerninhalten, die Pointierung stellt die didaktische Reduktion des Lerninhalts dar - womit wir in der modernen Form der seriösen Wissenvermittlung angekommen sind. q.e.d.

  • ND
    Norbert Dahn

    Ach, Herr Denk, Satire ist eine klassische Form des Kommentars, eine Spielart des Journalismus, und zwar eine der anspruchsvolleren, wenn ich mir so manchen Hard-News-Agenturabschreiber angucke. Und Haltung ist das täglich Brot des Satirikers - was manchmal, wenn auch nicht bei uns, genauso gefährlich werden kann, wie sich in Helmand mit dem Mikro auf die Straße zu stellen. Bravo, Jury!

  • H
    Horst

    Meine Fresse.... da hat aber ein Schreiberling der taz schlechte Laune.

    Wohl selber lieber gewonnen, was?

    Aber das geht mit Lagerjournalismus ala taz nicht!

    Ist ja gleich der Untergang des Abendlandes wenn man Journalismus und Humor vermischt.

    Oft versteht man Zusammenhaenge erst wenn mal anstaendig drueber gelacht hat.

  • W
    Westberliner

    Habe selten über solch einen dämlichen Artikel gelacht.

     

    Gott sei Dank gibt es den Welke.