Gesamtbilanz der EEG-Umlage: Mehr Nutzen als Kosten
Die EEG-Umlage wird immer teurer. Doch die Vorteile des Ökostroms durch Vermeidung von Umweltschäden wiegen die Ausgaben auf.
BERLIN taz | Durch den rasanten Erfolg der Wind- und Solarkraft in den letzten Jahren haben sich die Kosten für die EEG-Umlage seit dem Jahr 2000 verzehnfacht – die Ökostromproduktion stieg um den Faktor sieben. Insgesamt droht den deutschen Stromkunden allein aus dem Sonnenstrom eine Zusatzrechnung von 100 Milliarden Euro, hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für die Arbeitgeber kalkuliert.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kontert: Ja, die Energiewende könne schon in einem Jahrzehnt für neue Anlagen, Speicher und Netze sogar 200 Milliarden kosten. Aber 200 Milliarden koste es die deutsche Volkswirtschaft auch, wenn der Ölpreis von 100 auf 120 Dollar pro Fass steigt.
Besonders in der Kritik steht der Solarstrom aus Photovoltaikanlagen (PV). Wegen der zu Beginn hohen Vergütung verschlang die PV 2010 laut Bundesnetzagentur 38 Prozent der EEG-Kosten. Sie erzeugt aber nur 14 Prozent des Ökostroms. Nicht berücksichtigt in diesen Rechnungen ist der Nutzen der Erneuerbaren.
So senkten die Ökoenergien die deutsche Abhängigkeit von Energieimporten und sparten so 6 Milliarden Euro ein, hat das DIW errechnet. Hinzu kämen Jobs und der Aufbau der weltweit führenden Erneuerbaren-Industrie.
Berechnet wurde auch die Kosten der durch Ökostrom verhinderten Umweltschäden: Den deutschen Kosten von 10,9 Milliarden Euro steht ein weltweiter Nutzen im Wert von 9 Milliarden gegenüber. Das Umweltbundesamt hat die nicht im Strompreis ausgedrückten Umweltschäden den fossilen Energien zugerechnet. Eine Kilowattstunde Braunkohlestrom verteuert sich so um 10,8 Cent/kWh, bei Steinkohle sind es 8,9 Cent, bei Öl 8 und bei Gas 4,9 Cent.
Leser*innenkommentare
Jan Engelstädter
Gast
Interessante Zahlen:
10,9 Mrd. € Kosten in Deutschland
9 Mrd. € Nutzen weltweit
Vorschlag: Die Bundesregierung schreibt entspr. Rechnungen an die anderen Staaten dieser Welt für deren Anteil an den 9 Mrd. und den verbleibenden Verlust zahlen Grüne und EEG-Profiteure (nach eigenem Ermessen aufgeteilt) an den Bundeshaushalt zurück. Dafür wird dann die Stromsteuer so weit gesenkt, daß nur noch der deutsche Anteil an den 9 Mrd. (das dürften so um 200 Mio sein) davon zu decken ist.
MeinName
Gast
Herr Pötter,
sie können diesen Artikel so schreiben, weil Sie ein ausreichendes Auskommen als Journalist haben. Doch für sehr viele Menschen in deutschland sollte die Überschrieft dann eher Mehr Kosten als Nutzen lauten.
Ich denke, die ökologische Wende ist durchaus ein interessantes Projekt. Doch sollte man (wer will auch mensch) immer dann vorsichtig werden, wenn bestimmte Glaubenssätze als hegemoniale Handlungsmaximen eingang in die gesellschaftliche Praxis finden. Im Fall der Ökologie sehe ich diese GEfahr mittlerweile doch als gegeben. Mit dem Verweis auf die Ökologie wird gegenwärtig sowohl die neue Form des Kapitalismus geschaffen als auch eine neue Form der Vormundschaft durch den Staat etabliert. Wenn nun neuer Kapitalismus und neue Staatsgläubigkeit zusammenkommen - also wirtschaftliches und staatlich-politisches System in einer solchen Harmonie gegen die (zumindest möglichen) Interessen des einzelnen Individuum stehen, ist es in der Geschichte immer noch die Freiheit des Einzelnen gewesen, die am Ende verloren hat.
Juergen K.
Gast
Ist es nicht schön,
dass ausgerechnet die VOLLSTÄNDIG Automatisierten Betriebe,
d.h. die Betriebe
OHNE Mitarbeiter, OHNE Löhne, OHNE Sozialabgaben
also Kapital- und Investitionsbasierte Betriebe
in denen Maschinen und Roboter "arbeiten"
am Meisten profitieren ?
Und die "Menschen" müssen diese Roboter bezahlen.
Ist das nicht schön ?
Die Menschen arbeiten und hungern für die Roboter !
und natürlich die Aktionäre