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Anke Domscheit-Berg über Piraten„Kein Grund für Panikmache“

Viele Piraten seien noch PR-unerfahren, findet Anke Domscheit-Berg und kritisiert indiret ihren Parteichef. Die Partei sei aber keine Chaostruppe.

Bei den Piraten sieht's manchmal chaotisch aus – ist es aber nicht, sagt Anke Domscheit-Berg.
Simone Schmollack
Interview von Simone Schmollack

taz: Frau Domscheit-Berg, die Piraten sind in der Wählergunst stark abgestürzt, die Männer an der Parteispitze streiten sich um Lebensentwürfe, Geld und Jobs. Sind das die Professionalität und die Transparenz, mit der sich die Piraten von anderen Parteien absetzen wollen?

Anke Domscheit-Berg: Wir liegen immer noch über den Prognosen für die FDP, es gibt keinen Grund für Panikmache. Man muss unterscheiden, was auf Parteiebene passiert und was zwischen einzelnen Personen. Viele Medien berichten lieber über zwischenmenschliche Dramen. Und so entsteht der Eindruck, die Partei sei eine Chaostruppe, die sich gegenseitig fertig macht.

Macht sie nicht?

Unzählige Piraten machen professionelle Arbeit. Gerade jetzt, vor dem Programmparteitag im November in Bochum, tagen täglich Arbeitsgruppen, die jede Menge Inhalte entwickeln. Aber das spiegelt sich in den Medien leider kaum wider.

Über welche Inhalte sollen die Medien schreiben, wenn Piraten es nicht einmal zu einer wirtschaftspolitischen Leitlinie im Parteiprogramm bringen?

Das sehe ich nicht so problematisch. Wir entwickeln unsere Inhalte in einem intensiven Diskurs. Wirtschaft ist ein komplexes Feld, und da ist auch der Diskurs intensiver.

dpa
Im Interview: ANKE DOMSCHEIT-BERG

44, ist Netzaktivistin und Lobbyistin für Open Government und mehr Frauen an der Unternehmensspitze. Seit Mai 2012 ist die Ex-Grüne Mitglied bei den Piraten.

Trotzdem: Man wird den Eindruck nicht los, dass es drunter und drüber geht und jede Auseinandersetzung öffentlich ausgetragen wird.

Bei uns wird halt nicht in Hinterzimmern gemauschelt, sondern offen debattiert. Darüber hinaus mangelt es noch an Medienerfahrung. Wir sind nicht die mit allen PR-Wassern gewaschenen Vollblutpolitiker, da werden Fehler gemacht, auch mal an der falschen Stelle emotional reagiert. Unabhängig davon halte ich es für unglücklich, über Medien Kritik an Vorstandskollegen zu üben. Das sollte intern diskutiert werden. Das haben die Beteiligten inzwischen selbst erkannt.

Beißt sich Ihre Forderung nicht mit dem Transparenzprinzip der Piraten?

Nein. Die Frage ist nur, mit wem man wie redet. Unproblematisch wäre beispielsweise, auf unseren internen Plattformen mit allen interessierten Parteimitgliedern über innere Konflikte zu debattieren. Auseinandersetzungen sollten direkt gelöst werden. Das ist im übrigen auch viel transparenter.

Zeit für eine Frau an der Spitze?

Das ist gar nicht so sehr die Frage, weil wir keinen Fokus auf den Chef oder die Chefin legen. Die Frage ist eher: Brauchen wir generell mehr Frauen?

Und?

Jedem Gremium, ob bei den Piraten oder anderswo, tut ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gut. Bei den Piraten ist eine besondere Kommunikationsfähigkeit nötig, um verschiedene Strömungen der Partei zu befrieden.

Wer kann das?

Marina Weisband konnte es. Sie hat die Gabe, große Konflikte sensibel zu schlichten. Ich würde mir wünschen, sie würde noch mal eine Führungsrolle übernehmen.

Sie selbst kämpfen für mehr Frauen in Führungspositionen. Streben Sie eine Führungsrolle bei den Piraten an?

Nein. Ich wäre in einer Amtsrolle nicht gut aufgehoben, das können andere besser. Ich bin eher ein Missionarstyp, der versucht, Leute von Ideen und Visionen zu überzeugen. Ich sehe mich daher eher in einer Mandatsrolle. Deshalb möchte ich für den Bundestag kandidieren.

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6 Kommentare

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  • P
    Pirat

    "Kein Kunde" meinte wohl diesen Bericht über die Gier der Medien nach Stoies:

    http://www.heise.de/tp/artikel/37/37908/1.html

  • T
    Tisch

    schon sehr durchschaubar karrieristisch. missionarisch könnte frau berg ja auch leicht ohne bundestagsmandat sein, nicht wahr. die basis und die hart arbeitenden arbeitsgruppen und so.

    bei den piraten kommt man bei den ganzen trotteln als halbwegs bekanntes fernsehgesicht (ich will nicht f_resse sagen) momentan am einfachsten hoch, die kohle und das prestige, das ist die antwort. das hat auch herr lauer erkannt, der allerdings langsam begreift, dass er sich seine allmachtsphantasien doch die falsche partei ausgesucht hat. ein guttenberg wird er also nicht. wie auch immer. das ist wohl auch bald vorbei.

    marina weisband ist - wie die anderen auch - der gelddruckmaschinerie verfallen. wer es nicht wagt die eigenen ideen auszuprobieren, wenn er es kann, weil es ja um den eigenen profit geht, der wird so waaahnsinnig unglaubwürdig, soviel er auch von glaubwürdigkeit und idealen dahinschwafelt.

     

    die piraten haben einen rekord darin aufgestellt sich selbst zu entzaubern.

    absolut unwählbar. traurig. ich hatte, als das losging, eine diffuse hoffnung. aber die ist weggeblasen. die anderen parteien können also weitermachen mit dem bürgerrechtsabbau, ohne die wählerkeule fürchten zu müssen. danke, piraten.

    genießt den Champagner, solange er noch kühl ist!

  • MF
    Michael Faraday

    "Ich wäre in einer Amtsrolle nicht gut aufgehoben, das können andere besser."

    "Ich sehe mich daher eher in einer Mandatsrolle." Ob das was damit zu tun hat, dass bei den Piraten Ämter nicht bezahlt werden, Mandate aber schon (und sehr gut)?

  • A
    Andreas

    Hallo taz,

     

    im Wiki findet ihr die AGs. Über die Wikiseiten der AGs die Pads, in denen die AGs ihre Arbeitsbeiträge zum Programm gemeinsam entwickeln. Bei welcher Partei kann man so nah dabei sein, bei der Programmentwicklung?

     

    Macht Euch doch bitte einfach mal die Mühe.

     

    Danke.

     

    Hier geht es zum Wiki. Die Übersicht über die AGs findet iht ganz unten: http://wiki.piratenpartei.de/Hauptseite

     

     

    P.S.: Wenn ihr wissen wollt wie man die ganzen Online-Tools benutzt, dann geht zu Piraten bei Euch vor Ort. Die veranstalten regelmäßig Schulungen dazu. Kostenlos versteht sich.

  • KK
    Kein Kunde

    In diesem Sinne, gut das mal Frau Domscheit-Berg zu Wort kam, nur bitte nicht zu oft, dafür lieber regelmäßig.

     

     

    Denn einige der Ideen der Partei sind alles andere als unvernünftig.

  • KK
    Kein Kunde

    Transparenz ist hinter einer Glasscheibe.

    Das was die Medien den Piraten bieten ist ein Brennglas.

     

    Und dahinter wird die hübsche Jüdin verbrannt, der ADS-Kranke Unsymphat, sowie der Arbeitsscheue Geschäftsführer.

     

    So kommt es mir als Leser/ Zuschauer zumindest vor.

     

     

    Marina Weisband gab da vor einiger Zeit ein gelungenes Interview auf Telepolis, wo der Leser mal hören konnte, was die Medien so machen.

     

    Lauer sollte vielleicht wirklich mal überlegen, ob es der Partei nutzt, wenn er vor eine Kamera tritt.

    Vielleicht spekuliert man auch einfach auf eine Verwertung bei TV-Total.

     

    Und Ponader, das ist ja eine einizge verpasste Chance über soziale Missstände zu sprechen.

    Will also von Gönnern leben, toller Ansatz zur Transparenz, da wurde wohl was unter dem Brennglas zu heiß, meiner Meinung nach.

    Statt mal zu Fragen, ob im Jahr des Ehrenamtes der EU es nicht auch denkbar ist, dass in Deutschland sich jemand politisch engagiert und ob dieses Engagement nicht vielleicht der Gesellschaft zumindest Hartz4 wert sein könnte.

    Oder warum die Piraten ihren Geschäftsführer nicht bezahlen können.

     

    Irgendwie scheint mir das Piratenboot gekapert durch Selbstdarsteller.

     

    Eine Diskussion darüber, wie viele "Praktikanten" die Argen jetzt zu Amazon schicken in der weiß-prächtigen Jahreszeit um die Bücher von Schramm unters Christbäumle zu bringen, das wäre auch mal was.

     

    Es ist so traurig, da wurden echt von allen Seiten Tiefpunkte erreicht, kaum zu glauben.

     

    Die Medien, bei denen man sich nur noch fragt wen wollen die eigentlich verarschen.

     

    Die Parteien, bei denen man sich nur noch fragt, was für Hasenfüße das eigentlich sind.

    (Insbesondere die Günen fand ich lustig, die zu jeder Gelegenheit einen Sexismus an den Tag legten, der seines Gleichen suchte.)

    (Oder werden Grüne Politikerinnen auch in jeder Diskussionsrunde konsequent als "Mädchen" angesprochen?)

    Und die Gallionsfiguren der Piratenpartei?

     

     

    Die Partei bräuchte einen Avatar, der repräsentiert die Beschlüsse der Basis, das wäre allemal besser und innovativer, als das jetzt gebotene.