Sparprogramm bei der Lufthansa: 1100 Arbeitsplätze wandern aus
Die Lufthansa will mehr Geld verdienen und streicht Stellen in Deutschland. Verwaltungsaufgaben sollen künftig in Bangkok oder Mexiko erledigt werden.
FRANKFURT/MAIN dpa/afp | Die Lufthansa will im Rahmen ihres Sparprogramms rund 1100 Verwaltungsstellen in Service-Center im Ausland verlagern. Mittelfristig könnten aus Deutschland rund 700 Jobs verlagert werden, erklärte Personalvorstand Stefan Lauer am Freitag in der Mitarbeiterzeitschrift Lufthanseat. 400 weitere Arbeitsplätze stammen aus den Lufthansa-Niederlassungen im Ausland.
Die bereits mit Finanzprozessen befassten Servicezentren der Lufthansa befinden sich in Krakau, Bangkok und Mexiko. Ihre Arbeit soll auf Tätigkeiten im Einkauf und Personalwesen ausgeweitet werden. Schon bislang werden beispielsweise Dienstreisen der Lufthanseaten über die Zentren in Bangkok und Mexiko abgerechnet.
Unklar blieb zunächst, wie viele der 1100 zu verlagernden Arbeitsplätze im Konzern verbleiben. Die Lufthansa prüft nach eigenen Angaben die Verlagerung eines noch unbekannten Anteils der Stellen in externe Gesellschaften.
Insgesamt will die Lufthansa von weltweit 16.800 Stellen in der Verwaltung 3500 abbauen, davon 2500 im Inland. Welcher Anteil mit der Verlagerung erreicht werden könne, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher. Derzeit werden die Pläne mit den Personalvertretungen besprochen. Nach einer Einigung könnten die ersten Arbeitsplätze im ersten Quartal des kommenden Jahres verlagert werden, kündigte Lauer an.
Betriebsbedingte Kündigungen möglich
Betriebsbedingte Kündigungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden, ergänzte Finanzvorstand Simone Menne. Betriebsbedingte Kündigungen könnten aber weiterhin nicht ausgeschlossen werden. „Leider ist aber absehbar, dass auch verdiente Mitarbeiter ihre heutige Tätigkeit bei Lufthansa verlieren werden“, hieß es.
Im Mai hatte der Konzern bereits angekündigt, in den nächsten Jahren allein in Deutschland 2500 Verwaltungsjobs einsparen zu wollen - weltweit werden 3500 der knapp 17.000 Stellen in dem Bereich wegfallen. Doppelfunktionen sollen zusammengelegt und Arbeiten ohne Mehrwert für den Kunden gestrichen werden.
Die Einsparungen beim Personal sind ein Grundpfeiler des Riesen-Sparplans, mit dessen Hilfe die Airline ihr Ergebnis um 1,5 Milliarden Euro steigern will. Deutschlands größte Fluglinie zählt rund um den Globus 120.000 Mitarbeiter.
Leser*innenkommentare
Bazookapessimist
Gast
Die Lufthansa muss gegen subventionierte
Airlines aus dem Nahen Osten und Fernost antreten.
Anstatt die kapitalistischen Dumpingkräfte
des Marktes zu blockieren, wird das ausländische
Kapital keinerlei Reglementierung
unterworfen.
Die Gewinnerstaaten in Fernost und des Nahen Ostens
reglementieren ihren Markt sehr stark und
einseitig so, dass die Gewinnmarge deutlicher
zu Gunsten ihrer eigenen Investoren liegt.
Es wird Zeit klare Mindestreservespritmengen
in den Flugzeugen, hohe Mindeststandards
im Servicebereich und das Verbot der
Quersubventionierung vorzuschreiben,
und einfach Billigstangebote zu verbieten, wenn
die Fluggesellschaften
die Arbeitnehmerlöhne auf EU-Niveau, um
mehr als 3% unterschreiten. Das heißt für europäische
Flüge sind die Flugcrews mindestens
nach europäischen Richtlinien zu bezahlen oder
es werden jährliche europäische Ausgleichszahlungen
von den Billigairlines verlangt.
Gerade bei der heutigen Klimaproblematik
ist die Discountpolitik im Flugverkehr unverständlich. Europa hat seinen
Gestaltungseinfluss zur Drosselung des Flugverkehrs
und Verbesserung des Anliegerschutzes und
der Beschäftigtensicherung nicht genutzt.
Wir brauchen die Nationalstaaten wieder und
wir brauchen deren Regulierung wieder.
Der neoliberale Irrsinn hat ausgedient!
Kapitalismus sollte über bessere Produkte, aber
nicht über die Verramschung von Arbeit
praktiziert werden.
Europa muss sich endlich von den Fesseln
allmächtiger Kapitalinvestoren befreien, welche
freie Hand über die Wettbewerbsgestaltung haben
wollen
und letzlich den Bürgern nur noch mehr
Geld entziehen, weil immer weniger
verdient werden kann durch Arbeit!
Investoren müssen mehr Auflagen
für einen fairen Wettbewerb erfüllen!
Wenn die Löhne schneller fallen, als die Preise,
dann wurde man netto auch mehr "beschissen".
Tatsächlich steigen die Preise aber.
Irgendwann ist dieses EU-System obsolet.
Es ist nur die Frage, ob bis dahin
alle Macht weg von den hoheitlichen
Staatsorganen ins Ausland verteilt wurde oder nicht!
friedbert
Gast
Die Luftverkehrsbranche in Deutschland
ist schlecht reguliert, wegen der
EU-Plage. Verbrauchertiefstpreise werden
zur Arbeitnehmerausbeutung und
Deregulierung bis zum Exzess.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis es zu
Katastrophen komm!!!!
Die Luftverkehrsbranche verkommt immer mehr zum Billigstbütteltum.
Flugzeuge sind High-Tech und
die Logistik, Catering, Security müssen
Topniveau erreichen.
Schon längst werden im Flughafenumfeld mehr
Geld verdient als im Personalverkehr!
Discount-Management seit Ryan-Air und
später airberlin, germanwings und vielen
anderen diversen ausländischen Billigairlaines
machen die Branche und die Arbeitsplätze kapputt.
Der EU-Bürger ist Verbraucher, aber eben
auch Arbeitnehmer!!!!!!
Schluss mit der Wohlstandsabstiegsspirale!!!
Die zig Mrd. Euro, die im Berliner Flughafenbereich
für derart billige Arbeitsplätze
verdient werden, wiegen die Gesundheitsprobleme
der Anlieger durch Lärm und Abgase,
Sicherheitsdefizite, Grundstücksentwertungen
usw. nicht mehr auf.
Dann können die Touristen eben zukünftig nur
ein- bis zweimal im Jahr fliegen und nicht
jedes verlängerte Wochenende!
Leistung hat seinen Preis, wenn man einen
fairen Kapitalismus will!
Wenn die Lufthansa sich zu einer Billig-Airline
mit strategischen Sitz im Ausland wandeln will
und einem Wasserkopf und Arbeiterheer in Deutschland, werde ich diese Fluglinie nicht
mehr benutzen!
Außerdem besteht bei Lufthansa, die Gefahr
deutsche Arbeitnehmer durch internationale
Bewerber systematisch zu benachteiligen.
Arbeitnehmerschutz und Luftverkehrssicherheitsschutz
müssen in Deutschland unter deutschen
Rechtsbedingungen erfolgen und dürfen nicht
ausgelagert werden.
Die EU muss die europäische Luftverkehrbranche
vor Dumping-Fluggesellschaften schützen.
Wenn es sein muss auch vor Ryan-Air!