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Ein arktisches Dubai

GRÖNLAND Bei den Parlamentswahlen geht es nur um ein Thema: die Ausbeutung der Bodenschätze

STOCKHOLM taz | Allan Chemnitz, Parlamentskandidat der sozialliberalen Demokraten (Demokraatit) vergleicht Grönland mit Dubai. Dieses sei 1968 eine arme Fischernation mit 58.000 EinwohnerInnen gewesen, ähnlich wie Grönland heute. Infolge des Erdölbooms sei der Golfstaat nun ein wohlhabendes Finanz-, Handels-und Tourismuszentrum mit mehr als zwei Millionen Einwohnern. Ein solches Ziel solle sich Grönland auch setzen.

Die Frage der Bodenschätze, die unter dem schmelzenden Eis immer besser zugänglich werden, steht im Mittelpunkt der morgigen Parlamentswahlen. Soll das Land ausländischen Investoren die Tür öffnen, damit diese die Vorkommen an Edelsteinen, Gold, Eisenerz und Uran so schnell und umfassend wie möglich ausbeuten? Oder will man es etwas ruhiger angehen lassen, damit die empfindliche Umwelt und die traditionelle Inuit-Kultur nicht ganz unter die Räder kommen?

Für eine angezogene Handbremse plädiert Aleqa Hammond, Spitzenkandidatin der sozialdemokratischen Partei Siumut: „Wir müssen umsichtig sein und uns vor einer Invasion schützen – vor Investoren, die sich nur ein möglichst großes Stück vom Kuchen sichern wollen.“ Sicher, Grönland kämen die Einkünfte aus den Bodenschätzen recht, um ganz unabhängig von Dänemark zu werden. Doch man dürfe diese Abhängigkeit nicht mit einer neuen eintauschen: „der von internationalen ökonomischen Interessen“, so Hammond. Sie will sich lieber an Norwegen orientieren: „Die sind ein Ölland geworden und eine Fischernation geblieben.“

Aufs Erschließungstempo drückt dagegen die jetzige Regierung unter Kuupik Kleist. Sie hat gegen Proteste von Umweltschützern Offshore-Ölbohrlizenzen erteilt, obwohl das Land so gut wie hilflos gegenüber einer möglichen Ölpest wäre.

Im Dezember verabschiedete eine Parlamentsmehrheit überdies ein umstrittenes Gesetz, das Investoren aus China und den USA ermöglicht, mit billigen ausländischen Arbeitskräften Erzgruben zu erschließen und eine Aluminiumschmelze zu errichten. Ein Gesetz, das Hammond wieder aufheben will. Angetreten war Kleists sozialistische Partei Inuit Ataqatigiit (IA) im Übrigen vor vier Jahren mit einer ähnlichen Botschaft wie die sozialdemokratische Opposition jetzt: mehr Rücksicht auf die Umwelt, eine vorsichtige, „grüne“ Entwicklung. Davon ist nicht viel übrig geblieben.

Der Wahlabend dürfte spannend werden. Siumut und die mit den Demokraatit gemeinsam regierende IA liegen nach letzten Umfragen gleichauf.

REINHARD WOLFF

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