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Die Trennung van der VaartGlamour in Gefahr

Rafael und Sylvie van der Vaart haben sich getrennt. Zusammen mit der "Bild"-Zeitung müssen sie jetzt aus der Sache rauskommen. Die Strategie lautet: Reue zeigen.

Als alles noch in Butter war: Sylvie und Rafael auf der Fashion Week in Berlin. Bild: dapd

Ich muss mal eben überlegen, wer aus meiner näheren Umgebung verheiratet ist: Rainer, Frank und Jan. Dann ist da ein lesbisches und ein schwules Paar. Glaube nicht, dass da einer den anderen haut. Aber ich bin auch nicht immer dabei.

Wenn Rafael van der Vaart, 29, niederländischer Fußball-Nationalspieler und Profi beim Hamburger SV, nach dem Trainingslager in Abu Dhabi am 10. Januar zurückkommt, zieht er aus der gerade eingerichteten 400-Quadratmeter-Wohnung in Eppendorf aus. Sohn Damian, 6, und Sylvie, 34, TV-Moderatorin, Covermodel des Otto-Katalogs und Jury-Mitglied bei „Das Supertalent“ und „Let’s Dance“, bleiben dort. Van der Vaart soll in der Silvesternacht seine Frau geschlagen haben. „Er schlug ihr ins Gesicht, sie ist gefallen und hat einige blaue Flecken“, sagte eine Augenzeugin, die anonym bleiben will, der Online-Ausgabe des Kölner Express.

Sylvie und Rafael und ihre Ehe sind Boulevard, die Phantasien, die mit den beiden verbunden sind, auch, ihre Karrieren gründen auf dem Boulevard. Beide sind mit Bild intim. Gerade jetzt, wo es drauf ankommt, so aus der Sache rauszukommen, dass die Karrieren weitergehen.

Der Boulevard und die van der Vaarts glauben, so aus der Sache rauszukommen: „Das war eine große Dummheit von mir. Ich bin ein Idiot. Es tut mir sehr leid. Das hätte niemals passieren dürfen“, zitiert die Bild den Fußballer. Sie hat ihm schon verziehen, „sie“, die Bild, und „sie“, die Sylvie. Hier wird klar, was Bild bei seinen Lesern voraussetzt: Er muss Reue zeigen, damit ihm die Frauen verzeihen, sie muss verzeihen, damit ihr die Männer verzeihen, dass sie Rafa dazu gebracht hat, sie zu schlagen.

Der HSV, genauer gesagt Investor Klaus-Michael Kühne, hat van der Vaart auch wegen ihr verpflichtet, wegen der Strahlen, die auf sie fallen, und damit auf den Club, dessen corporate identity doch das ist: Mittelmaß. „Wir haben uns leider im Laufe der Zeit auseinandergelebt. Es war ein schleichender Prozess, der einfach nicht aufzuhalten war“, sagt Sylvie der Bild, Rafael ist „unendlich traurig“. Kitsch hilft immer.

Reiche haben alle Probleme, die alle haben, plus die speziellen Probleme, die Reiche haben. Arme haben alle Probleme, die alle haben, plus die speziellen Probleme, die Arme haben. Da werden dann die Unterschiede groß. Als van der Vaart das erste Mal beim HSV war, Trainer war Hub Stevens, wurde er, trotz Trainings, etwas feist im Gesicht und wamsig an den Hüften. „Eh Rafa!“, soll Hub ihn angesprochen haben, „was isst du denn so am Mittag?“ Rafa wollte nicht mit der Sprache raus. „Nu sag schon“, soll Hub gesagt haben. „Pizza“, gab Rafa zu. „Immer?“, fragte Hub. Rafa nickte.

Eine vielbeschäftigte Frau wie Sylvie hat nicht immer Zeit zum Kochen, und bei den hohen Steuern auf die dreieinhalb Millionen Euro, die Rafa damals verdiente, und dem bisschen, was die Frau heim brachte, kann man sich keine Köchin leisten. Daraufhin hat Stevens das gemeinsame Frühstück und Mittagessen der Profis des HSV eingeführt. Rafael van der Vaart wird das in diesen Tagen auf eine neue Art und Weise zu schätzen wissen.

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6 Kommentare

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  • D
    dennis

    @tutnixzursache: danke für diesen schönen beitrag. ich hätte es nicht besser sagen können. auch ich frage mich was uns der herr autor mit der zeile "und damit auf den Club, dessen corporate identity doch das ist: Mittelmaß." sagen will. dass einer der größten und international erfolgreichsten clubs des deutschen fußballs nicht zu seinen lieblingsteams gehört? ich hätte von der taz erwartet, dass sie aufgreift, woher die beiden kommen, wie sie zu solch einem ruhm kommen konnten, wieso sie wieder in hamburg sind und so weiter und so fort. das wären die themen der taz gewesen, die ich normalerweise genau für diese Sichtweise(n) schätze. aber wie mein vorredner schon ansprach, gegen den boulevard hetzen und dabei das niveau noch unterbieten. das war nix mein gutster.

  • M
    Mikki

    TAZ-Journalismus heute: Die RSS-Feeds aller Boulevardzeitungen scannen, die "Essentials" rausziehen, das Ganze mit einem sozialkritisch-ironischen Touch kommentieren, fertig ist der Kommentar/Artikel.

    Leider hat das mit der TAZ-Qualität, die wir über Jahre hinweg schätzen gelernt haben, nichts mehr zu tun.

    Und das ist auch meine Erkenntnis des Tages: Die TAZ von gestern gibt es nicht mehr, die TAZ von heute ist Mainstream pur. Und wer sich wie ich beruflich mit dem Scannen des Internets und der Social Media beschäftigt, kann sich einen Sport daraus machen, zu ermitteln, auf welchen Wegen der Mainstream Agenturmeldungen vervielfältigt und als Journalismus verkauft werden und wer von wem abschreibt.

    Und vervielfältigt/abgeschrieben wird eben auch jeder Promi-Müll, auch wenn das haarscharf an der Leserschicht vorbei geht ? Oder sind die Leserschichten von TAZ und BILD mittlerweile gleich gestrickt ?

  • T
    tutnixzursache

    Im Grunde einfach nur traurig und auch armselig, wie die taz sich nicht entblödet, das doch eher private Thema einer gescheiterten Ehe für sich auszuschlachten um mal wieder gegen ihre alten Feindbilder zu hetzen und sich dabei auch nicht zu schade ist, den moralischen Zeigefinger der einen Hand empört gegen den Boulevard zu recken, während mit der anderen Hand flink genau der gleiche Scheiss in die Tastatur geprügelt wird.

     

    "Der Boulevard und die van der Vaarts glauben, so aus der Sache rauszukommen..." - Tja, da haben die beiden ihre Rechnung aber mal ohne die obersten Moralapostel und Sittenwächter des deutschsprachigen Journalismus gemacht. Und die sitzen numal bei der taz. Hätte sich der Rafa ja gleich denken können, dass er mit seiner wachsweichen Wischiwaschi-Entschuldigung nicht an einem Roger Repplinger vorbeikommt. "Das war eine große Dummheit von mir. Ich bin ein Idiot. Es tut mir sehr leid." Das ist wohl einfach "zu" oberflächlich und unglaubwürdig. Das passt einfach nicht zu jemand, der seine Millionen mit Balltreterei verdient und das noch dazu bei einem Club wie dem HSV, dessen "Corporate Identity" ja "Mittelmass" heisst - was immer das in diesem Zusammenhang überhaupt bedeuten soll. Zumindest wenn es nach Herrn Repplinger geht. Und der Roger ist schliesslich ein ganz ein schlauer und total unvoreingenommener Beobachter.

     

    Herr Repplinger weiss weder, was "Corporate Identity" tatsächlich bedeutet, noch wofür der HSV in der Stadt Hamburg tatsächlich steht. Er weiss es nicht, oder er will es nicht wissen. Ob die Scheuklappen nun das Resultat seiner Ignoranz, seiner Parteilichkeit oder einer eingeschränkten Auffassungsgabe sind, ist dabei letztlich irrelevant. Wahrscheinlich ist es von allem etwas. Verlogenheit hat der Boulevard jedenfalls nicht für sich gepachtet, das macht Herr Repplinger mit seinen "süffisanten" Zuschreibungen mehr als deutlich.

     

    Die Geschichte zwischen einem gewissen Kicker namens Diego, dessen langjährige Beziehung dabei zuhause in Brasilien dem Gespött der dortigen Medien ausgeliefert war, und einer verheirateten B-Prominenten aus Delmenhorst vor drei Jahren war der taz keine Zeile wert, aber über die Privatgeschichten eines Bremer Spielers möchte man sich halt auch nicht das Maul zerreissen bei der taz, da pfuscht man dem Boulevard nicht rein. Obwohl das damals immerhin auch von Stern und Spiegel aufgegriffen wurde.

     

    Mit solchen Beiträgen, wie dem obigen von Herrn Repplinger hat die taz den Boulevard, den sie so gerne aus einer kritischen Distanz betrachten möchte, locker unterkellert. Und Herr Repplinger sollte sich sein Geschreibsel nochmal durchlesen und sich überlegen, ob er sich den Worten van der Vaarts nicht anschliessen möchte.

  • I
    irmi

    Hoffentlich überlebt die Welt dieses unwichtige Ereignis.

     

    Wodurch wurde die prominententer als ihr Mann ? Diese Frau ist so affig und unnatürlich, alles so gestellt wie die Frau von dem Fussballer in London

  • Q
    quer-ulantin

    Aha - sehr interessant!

    Schön dass ich hier lesen darf, was in keinem Boulevardblatt steht!

     

    Dafür gibt's wahrscheinlich die aufklärerische "taz" - dafür zahl ich doch wirklich gerne!

     

    würg

  • P
    Piet

    Achtung, Satire! Zwinker-zwinker!

     

    Danke, Taz!

     

    Aber auch ironischer Promi-Quatsch

    bleibt Promi-Quatsch...